Unverkennbar
wird die Wahrheit der Katholischen Kirche heute mit dem Begriff der
Gewissensfreiheit bekämpft. So erinnere ich mich gut eines ständigen
Diakons, der erklärte, er könne es nicht mit seinem Gewissen
vereinbaren, an einer eucharistischen Anbetung teilzunehmen in dem
Spital, wo er vorrangig eingesetzt wurde, da er hier für die
Patienten da zu sein habe.
Ein
Theologieprofessor, Herr Söding unterbreitet nun den wirklich nicht
sehr originellen Vorschlag, im Kampf für ein „gemeinsames
Abendmahl“ einfach die katholische Lehre für letztlich
unverbindlich zu erklären, damit jeder Katholik es handhaben kann,
wie es ihm gefällt. Verbietet die Kirche ihm etwas, dann mißachte
sie so die Freiheitsrechte ihrer Gläubigen, denn Freiheit heißt,
daß ich tuen darf, was ich will, also meinem Gewissen. Kath de am
11.7.2020 : „Söding zu gemeinsamem Abendmahl: Zu wenig
Freiheitsrechte für Gläubige“. Das leuchtet ein, daß die
Kirche, wie auch Gott den Menschen nichts verbieten darf und so sagt
ja Jahwe zu seinem Volke Israel, daß sie, wenn sie mögen, auch gern
an Götzenopferkulten teilnehmen können, da er ihre Freiheit
respektiere. Und Jesus hat auch nichts den Gläubigen untersagt, da
er ja ihre Freiheit respektierte. Weiter ist dann da zu lesen:
„weist Söding darauf hin, dass den Menschen, die "Abendmahl
und Eucharistie aus vollem Herzen feiern" in der "ganz
überwiegenden Mehrheit" nicht verständlich zu machen sei,
"warum es ihnen ihr Glaube, ihre Liebe und ihre Hoffnung
verbieten sollen, am Abendmahl und an der Eucharistiefeier der
jeweils anderen Gemeinschaft teilzunehmen".
Mehrere
Versuche unternahm ich, die Relativitätstheorie Albert Einsteins zu
verstehen, aber ich scheiterte kläglich daran, ja ich verstehe nicht
mal, wie es mein Computer schafft, mein Geschreibsele als ePost zu
verschicken- darf ich jetzt folgern, daß alles, was ich nicht
verstehe, nicht existiert oder unwahr ist? Was ich nicht verstehe,
kann nicht wahr sein?
Eine
kleine Ausschweifung dazu:
Noch
nie war die Menschheit als Ganzes so wissend und als Einzelmensch im
Verhältnis dazu so unwissend wie heute. Man schaue auf das
Gesammtwissen einer modernen Gesellschaft dezentralisiert in ihren
Expertensubsystemen ( das Subsystem der Medizin etwa mit ihrer
speziellen Forschung, die Subsysteme der einzelnen
Naturwissenschaften, der Geschichtswissenschaften usw) und dem, was
ein Durchschnittsmensch weiß: Experte ist er, wenn überhaupt nur in
einem limitierten Gebiet, sonst ist er Laie, der sich darauf
verlassen muß, daß die jeweiligen Expertensysteme schon es richtig
machen. Kein Einzelner kann mehr das Gesammtwissen einer modernen
Wissensgesellschaft in sich selbst aufnehmen. Er kann nur noch
vertrauend auf die dortigen Erkenntnisse leben, oder müßte sich
völlig aus der Gesellschaft zurückziehen, die ihm notwendigerweise
unverständlich sein muß. Er nutzt ununterbrochen Produkte solcher
Expertenwissenssystemen, ohne sie zu verstehen, er verfügt nur über
ein Gebrauchs-anwendungswissen: Ich weiß, wie ich eine ePost
verschicken kann, ohne den technischen Vorgang zu verstehen. Das gilt
so für alle Expertensubsysteme, nur daß die Kirche ein besonderes
Problem hat, daß ihre Laien dem Expertensystem der Kirche nicht mehr
vertrauen. Dieses Nichtvertrauen hat nun das der Kirche eigene
Expertensystem selbst hervorgebracht, indem sie als kritische
Wissenschaft sich verstehend die Glaubenswahrheiten der Kirche selbst
in Zweifel ziehen: Alles vermeintlich Wahre ist doch nur eine
zeitgeschichtlich bedingte Meinung und so nicht absolut verbindlich.
Was
also Gläubige nicht verstehen, das kann für sie nicht verbindlich
sein. Nur, wie viele verstehen etwas nur nicht, weil sie das nicht
verstehen wollen! Der Ehebrecher will eben die Verbindlichkeit des
Eheversprechens der Treue nicht verstehen, wenn er selbst sich einen
Seitensprung erlaubt, aber betrügt ihn dann seine Ehefrau, wandelt
er ganz spontan sich in einen rigoristischen Bejaher der ehelichen
Treue.Und wenn sie es wirklich nicht verstehen können, so wie ich
die Relativitätstheorie nicht verstehe, was berechtigt dann dem
Nichtversteher, das Unverstandene als unwahr zu beurteilen.
Prinzipieller gefragt: Hat den jemals eine Kultgemeinde die
Kulthandlungen ihrer Priester verstanden, oder waren diese Handlungen
nicht immer eingebettet in das Expertenwissen der Priesterschaft, ja
gehört vielleicht diese Wissensdifferenz konstitutiv zum
praktizierten Kult? Daß alle Teilnehmer alles zu verstehen haben,
ist wohl eine aufklärerische Illusion.
Aber
der Professor sieht das ganz anders:
„Verbote
seien keine Lösung, da sich "die allermeisten Betroffenen"
ohnehin nicht daran halten würden. Zudem seien Verbote auch
unbegründet aufgrund eines Primats der individuellen
Gewissensentscheidung.“ Damit
wird das Zentrum des katholischen Glaubens angegriffen. Wenn die
„individuelle Gewissensentscheidung“
der Primat in der Kirche wäre, dann wäre damit nicht nur die Lehre
der Kirche sondern selbst Gott entmachtet, weil nun für jeden sein
Gewissen zur letzten und somit letztlich nur einzig verbindlichen
Autorität. Das ist,ohne Wenn und Aber praktizierter Atheismus, denn
wer sein Gewissen zu Gott macht, kann nicht mehr an Gott glauben, er
glaubt ja an sich selber.
Aber
auch abgesehen von diesem atheistischen Standpunkt ist das hier
Ausgesagte absurd, oder sollte die Kirche auf die Predigt der
Nächstenliebe verzichten, weil kaum wer sie, wie gefordert, lebt?
Fast 2000 Jahre predigt die Kirche: Sündige nicht!, und wer außer
Jesus und Maria hat das befolgt. Das Faktum der leeren Beichtstühle
besagt ja nicht, daß nicht mehr gesündigt wird, sondern nur, daß
das Sündigen nicht mehr ernst genommen wird.
Also,
auf Kath de wird wieder einmal nicht sehr originell gegen die
Fundamente des katholischen Glaubens angekämpft und es muß
konstarniert werden, daß gerade die deutsche Universitätstheologie
in ihrem Kampfe gegen die Wahrheit große Verdienste sich erworben
hat und erwirbt.
Corollarium 1
Wer die Kirche nicht zu seiner Mutter hat, der kann Gott nicht zu seinem Vater haben.(Cyprian) Darf eine Mutter ihrem Kinde nur dann etwas verbieten,wenn das Kind versteht, warum die Mutter es ihm verbietet? Wir heißen nicht nur Kinder Gottes, wir sind es auch und darum verhalten Gläubige sich oft so kindisch-unvernünftig, selbst Professoren und Bischöfe.
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