Montag, 16. November 2020

Kontroverstheologisches: Die Fürbitte der Heiligen

(Auch eine kritische Anmerkung zum Procedere des Ökomenedialoges)

In den Zeiten der Ökomene gilt die Maxime, das Gemeinsame zu betonen und das Differente als doch nicht wesentlich abzuwerten. Augenfällig ist dabei die Tendenz, daß der katholische Dialogpartner dabei zusehens sein ihm eigentümlich Katholisches als Sonderehren beurteilt gegenüber dem einfach Christlichem, das der Protestantismus vertritt. Das Christliche wäre dann etwa die Eucharistie/das Abendmahl als Mahlfeier und die Lehre vom Meßopfer dann ein Sondergut der Katholischen Kirche, auf das um der Ökumene willen zu verzichten sei. Jesus Christus als unser Fürsprecher bei Gott sei das Gemeinchristliche und die Praxis der Anrufung der Heiligen ein katholisches Sondergut, ein verzichtbares also.

Was respondierte aber ein Protestant, früge man ihn: Ist es erlaubt, daß ein Christ in einer Notlage einen anderen Christen bietet: Bete für mich? Müßte er dann entgegnen: Jeder müsse für sich selbst beten? Nie dürfe ein Christ wen anders als Jesus Christus um eine Fürbitte anrufen. Warum wird dann aber auch im protestantischen Gottesdienst für andere gebetet? Müßte das dann nicht auch unterbleiben?

Nach meiner Erfahrung antworten Evangelische, daß die Bitte, bete für mich!, erlaubt sei, sofern nicht gemeint wird, daß Gott gar keine Gebete erhören könne, sodaß das Beten nur dem Betenden nützen könne- rein psychologisch erklärbar.

Wenn aber ein Christ andere Christen um eine Fürbitte bitten darf, warum nicht dann auch die Mutter Gottes oder andere verstorbene Christen? Spontan erfolgt dann meist diese Antwort: Sie sind tot und Tote können keine Fürbitte tätigen. Die Anrufung der Heiligen wäre so nicht unerlaubt sondern nur unmöglich, weil Tote keine Anrufung hören oder gar erhören könnten. Wenn das wahr wäre, warum verheißt Jesus dann am Kreuze dem reuigen Sünder: „Heute noch wirst Du im Paradiese sein“?. Heute sagt Jesus, nicht, wenn der Tag der allgemeinen Totenauferweckung geschehen wird. Dann müßte der reuige Sünder bis jetzt noch in der Unterwelt (in der Sheul bzw dem Hades) sein, hoffend auf den Tag seiner Auferstehung. Denn die Bibel kennt nicht Epikurs Vorstellung von der Nichtung des Menschen, daß er zu bloßem Staube würde.

Noch gewichtiger: Warum lehrt Jesus, daß Gott der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs ist,und daß Gott kein Gott der Toten ist, sodaß daraus folgt, daß Abraham, Isaak und Jakob nicht tot sein können, denn sonst wäre Gott ein Gott von Toten. Auch sagt er nicht, daß er ein Gott der Toten sei,die aber am Ende aller Tage auferstehen werden zum ewigen Leben. Abraham, Isaak und Jakob leben jetzt, wo Jesus lehrt, daß Gott kein Gott der Toten sei und nicht erst zukünftig. Sie sind also bei Gott als Seele, während ihr Leib, aber auch nur er zu Staub zerfällt. Als Seelen können sie nun Fürbitten bei Gott tätigen. Sie können auch dazu angerufen werden. Die Seele ist das den Menschen Individuierende, seine Identität Konstituierende und so können sie als die, die sie auf Erden lebten, im Himmel fürbitten.

So lautet die erste Antwort: Wie es erlaubt ist, einen Christen um eine Fürbitte zu bitten so ist es auch erlaubt und möglich, einen verstorbenen Christen um eine Fürbitte anzurufen. Die zweite Antwort lautet, daß es Menschen gibt, die Gott näher stehen als andere. Wenn die Mutter Gottes ihren Sohn oder Gott bittet, ist es da nicht leicht einzusehen, daß ihre Bitte bei Gott eher Gehör und Erhörung findet als wenn ich Gott bitte? Bedarf es dazu wirklich komplizierter theologischer Erwägungen, daß dem so ist?

Prinzipieller: Da Gott mit uns Menschen kommunizieren will, daß wir in einer Gemeinschaft mit ihm leben können, hat Gott sich eben unserer Möglichkeiten akkommodiert. Nicht müssen wir Götter werden, damit wir mit ihm kommunizieren können (durch Gebet und Opfer), sondern er wird Mensch, damit wir mit ihm eine Gemeinschaft haben können. Was liegt es da näher, als daß Gott eine Frau zur Königin des Himmels einsetzt, Maria, die Mutter Gottes, damit wir eine Mutter im Himmel als unsere Fürsprecherin haben? Der Naturordnung entspricht so die Gnadenordnung: Wie in der Familie die Mutter die Fürsprecherin für ihre Kinder beim Vater ist, so ist im Himmel die Mutter Gottes, unsere himmlische Mutter unsere Fürsprecherin bei Gott. So soll es uns leichter werden, unser Ziel, das ewige Leben zu erreichen. So gnädig ist Gott zu uns, daß er uns eine himmlische Mutter schenkt, Gott zur Ehre, uns zum Heile.









 

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