Montag, 2. November 2020

Irritierendes: Liebe und Haß, populäre Vorstellungen in der Kirche

Irritierendes: Liebe und Haß, populäre Vorstellungen in der Kirche

Kann ich die Welt genug hassen, um sie verändern zu wollen, und doch auch genug lieben, um sie für wert zu halten, verändert zu werden?“ Chesterton, Orthodoxie.Eine Handreichung für die Ungläubigen, 2015, S.144.

Liebe und Haß, damit verhält es sich doch so: Der Mensch, in der Mitte stehend, zu seiner Rechten der Weg der Liebe zur vollkommenen Liebe, plus Unendlich, und zu seiner Linken der Weg des Hasses zum vollkommenen Haß als minus Unendlich. Die Entscheidung: In welche der beiden Ziele will sich der Mensch fortbewegen, je weiter er den rechten Weg begeht, desto mehr wird er ein Liebender werden, je weiter er den falschen Weg begeht, desto mehr wird er ein Hassender werden. Die Liebe und der Haß sind dabei so weit voneinander getrennt wie plus Unendlich von minus Unendlich und der Mensch ist die Null, die nun zu wählen hat, wohin er sich entwickeln will.

Du haßt mich...Du haßt mich....“ heißt es in einem Musikstück der zu recht sehr erfolgreichen Musikgruppe: „Rammstein“- eine klare Aussage, auch wenn dies irritiert, dann aber wird weiter gesungen: „Du haßt mich gefragt...“und plötzlich wird aus dem: „Du haßt mich“ ein: „Du hast mich gefragt“. Und was wurde gefragt? „Liebst Du mich?“ Jetzt sind wir in einem schönen Liebeslied mit der gewichtigsten Frage der Liebe. Aber dann werden wir wieder zurückgeholt in die Härte des: „Du haßt mich....Du haßt mich“ . Dieser Taumel zwischen Haß und Liebe, ist das jetzt nur ein phantastischer Kreativeinfall dieses Musikwerkes oder verbirgt sich darin ein wirklich unser Normalempfinden revolutionierender Gedanke? Sind Liebe und Haß vielleicht gar nicht zwei unendlich voneinander getrennte Größen, weil sie vielmehr zwei Seiten einer Münze gleichen.

Pointiert gefragt: Kann ein Mensch Gott wirklich lieben ohne den Satan zu hassen? Wenn ein Mensch aber sagte, er liebe zwar Gott, aber den Teufel hasse er nicht, dürfte da nicht der Verdacht sich einstellen, daß diese Liebe zu Gott wohl nur eine sehr schwächliche, eine laue sei?

Wenn eine Mutter ihre einzige Tochter liebt und die Tochter ermordet wird, ist es dann nicht das Natürlichste, wenn sie ob ihrer Liebe zu ihrem Kinde den Mörder haßt und nur eine übernatürliche Gnade sie dazu befähigen kann, dem Mörder ihres Kindes wirklich zu vergeben? Dieser Haß ist nun auf keinen Fall eine Folge defizitärer Liebe, die Mutter haßt nicht, weil sie zu wenig liebt, sondern weil sie wirklich liebt? Besteht dann gar Gottes Liebe darin, daß sie zum Mörder sagt: „Dich liebe ich“ und zur Mutter: „Schäme Dich, daß Du den Mörder Deiner Tochter haßtest“?

Gehören die Liebe und der Haß sosehr zueinander, daß nur der, der lieben kann, auch hassen und daß nur der, der hassen, auch lieben kann, sodaß der Laue (Johannesoffenbarung, 3,15f)der ist, der weder lieben noch hassen kann? Irritierende Fragen, die durchdacht werden wollen!



 

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