Montag, 23. November 2020

Am Liberalismus gehen die Völker zu Grunde

(Der Einzelne und das Volk,oder wenn sich ein Glied verabsolutiert)


Diesem bekannten Votum Moeller van den Bruks soll diese kleine Betrachtung gewidmet sein, ein Annäherungsversuch. Stellen wir uns Folgendes vor:

Ein Schnapsfabrikant, wenn er in Bayern tätig wäre: Obstler, ergreift das Wort: „Das Jugendschutzgesetz, das der Verkauf an Alkohol an unter 18 Jährige verbietet, ist ein unzulässiger Eingriff in die unternehmerische Freiheit. Auch beeinträchtigt dieses „Schutzgesetz“ in unerträglicher Weise die Freiheit des Konsumenten. Dürfte ich als Schnapsfabrikant an alle unlimitiert verkaufen, verkäufte ich mehr und so könnte ich in meiner Fabrik auch mehr Menschen Arbeitsplätze anbieten. So ist es offenkundig, daß die Beschränkung der unternehmerischen Freiheit allen schade. Je weniger der Staat durch vermeintliche „Schutzgesetze“ bürgerliche Freiheiten einschränkt, desto mehr schadet er allen.

Das ist das Grundsatzprogramm des Liberalismus. Er kennt nur den „homo oeconomicus“, der als Verkäufer und Käufer auf dem freien Markt agiert.Die Beziehungen der Menschen untereinander sind reine Vertragsbeziehungen, wobei die Verträge im Idealfall zum wechselseitigem Nutzen aller Vertragsbeteiligten auszufallen habe. Das gesellschaftliche Leben ist so die Summe aller Vertragsbeziehungen. Es kann kein diesen Einzelverträgen gegenüber übergeordnetes Interesse geben, weil Begriffe wie Volk, Nation, Gemeinwohl....auf nichts Reales sich beziehen, es sind nur Abstraktbegriffe. Real ist nur der jeweils Einzelne und seine Vertragsbeziehungen. Deshalb darf und kann auch nicht für solche nicht realen Größen die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt werden. Dieser ist nun ganz und gar für sich allein verantwortlich sodaß der Staat seine Konsumentenfreiheit nicht einschränken darf.

Würde nun auf die schädlichen Folgen einer völligen Freigabe des Alkoholverkaufes verwiesen, könnte der liberale Schnapsfabrikant erwidern, daß der Staat nur über die angeblichen Negativfolgen informieren dürfe, aber nicht die Konsumentenfreiheit limitieren. In postmodernen Zeiten mit ihrer hyperkritischen Einstellung zu den Wissenschaften könnte dann noch verschwörungstheoretisch fundiert behauptet werden, daß es keinen wirklichen Beweis für die Schädlichkeit des Alkoholes gäbe. Die angeblichen Beweise seien ja erkaufte Ergebnisse, im Auftrag gegeben von Mißantrophen, die den Bürgern alle Freude verbieten wollen,

Daß der Bürger so nur noch als „homo oeconomicus“ verstanden wird, ist selbst das Produkt der liberalen Ideologie. Nicht setzt die Ökonomie einen solchen Menschen voraus, auf den dann hin die Ökonomie konzipiert wird, sondern sie produziert ihn, damit die Ökonomie funktioniert.

Jedes regulierende Eingreifen des Staates nun wirke sich dysfunktional auf das bürgerliche Leben dieses Menschen aus, sodaß gälte: Je weniger Staat, um so mehr Freiheit und dann ging es allen gut. Der so durchgeführten theoretischen Negation des Volkes, es gibt nur den Einzelmenschen, folgt dann auch die praktische Negation, weil so durch die Verabsolutierung des Einzelnen das Ganze, das Volk zu Grunde gehen muß. Denn ein Volk lebt nur dadurch, daß der Einzelne sich als Glied des Ganzen versteht und aus dieser Haltung heraus sein Leben gestaltet. Der Staat ist dabei als Volksstaat das Leben eines Volkes.

 

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