„Die sich derzeit ereignende,global verfestigende Welt ist keine von einem irgendwie bestimmbaren politischen Subjekt gemachte, die sich auch wieder zurücknehmen ließe; vielmehr >macht< die technisch generierte Welt sich in einem viel größeren Umfange selber, als ihre Akteure sich das eingestehen mögen.“ Frank Lisson, Weltverlorenheit. Über das Wahre im Wirklichen, 2016, S. 17.
Das Verschwinden des Glaubens an ein revolutionäres Subjekt, dessen Mission die politische Erlösung der Welt ist und an ein politisches Subjekt, das herrscht und alles regiert, kennzeichnet das postmoderne Denken. Die Gegenwart erscheint wie etwas Funktonierendes, in dem Menschen nur noch als Elemente des Gesamtsystemes fungieren, sie funktionieren nur noch. Das System scheint sich selbst aufrecht zu erhalten und zu erneuern, ohne daß noch eine Steuerung durch eine Führung erkennbar wäre. So gäbe es auch keine Machtzentrale mehr, die es zu erobern gälte, damit dann ein anderer Kurs eingeschlagen werden könnte. Das heutige Gesellschaftssystem reproduzierte sich selbst durch seine Akteure, die nur noch die ihnen zugewiesenen Rollen ausfüllten.
Verschwörungstheorien aller Art sind so die Kritik dieser Welt, in der wir leben, in der es keine für die Realität mehr verantwortlichen Subjekte geben soll. Diese Theorien nehmen den Schein des Verschwindens politisch verantwortlicher Subjekte ernst, insistieren aber darauf, daß dieser Schein trügt, ja trügen soll, um die wahrhaft Verantworlichen zu verbergen. Aber gibt es denn noch für das Ganze Verantwortliche, gibt es noch ein,wenn auch verborgen wirkendes Machtzentren? Oder sollten wir eher von einer polytheistischen Welt ausgehen, daß es so viele Machtzentren gibt, daß sie sich wechselseitig begrenzen, sodaß die Wirklichkeit nicht mehr das geplante Produkt eines Machtzentrumes ist, sondern die Realität das Produkt der mit- und gegeneinander kämpfenden geschichtsmächtigen Kräfte ? Das erklärte dann auch den Eindruck, daß kein für alles verantwortliche Subjekt mehr ausmachbar erscheint
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