„Der Katholik, den das Los der Kirche mit Besorgnis erfüllt,hat aufgehört,Katholik zu sein.“
So urteilt Nicolas Gomes Davila (Es genügt, dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen, 2017, S.113)Da die Katholische Kirche die Kirche Jesu Christi ist, die er gegründet hat und als ihr lebendiges Haupt erhält und regiert bis zum Tage ihrer Vollendung als ecclesia truimphans im Reich Gottes, wie könnte da ein Gläubiger sich sorgen um diese Kirche. Ja, wäre sie nur eine menschliche Hervorbringung, auch wenn sie sich dabei verstünde als die menschliche Antwort auf Gottes Sichoffenbarthaben, dann könnte sie gänzlich in die Irre gehend zugrunde gehen. Aber da sie nun eins übernatürlichen Ursprunges ist und dieser sie erhält, damit durch sie alle Menschen das Heil erlangen können, muß es unvorstellbar sein, daß sie sich nichtet oder genichtet wird. Muß so Davilas Urteil zugestimmt werden?
Die Kirche ist aber nicht nur göttlich sondern auch sehr menschlich, wie ja ihr Urheber und Herr, Jesus Christus auch wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Halten wir uns eine Extremsituation Jesu Leben vor Augen. Der Teufel versucht ihn. (Zur Vertiefung des Verständnisses dieser Versuchung sei hier auf Dostojewskis Erzählung: „Der Großinquisitor“ verwiesen, denn keinem anderen ist bisher eine adäquatere Ausdeutung dieses Ereignisses gelungen.)
Konnte Jesus dieser Versuchung erliegen oder ward er ob seiner Göttlichkeit immun gegen sie? Eine Versuchung, der der Versuchte gar nicht erliegen kann, ist aber keine Versuchung,sodaß auch das Sichnichtversuchenlassen kein verdienstliches Werk vor Gott wäre. Jesus gliche dann einem perfekt programmierten Roboter, der frei von Fehlfunktionen wäre und so nicht einmal vom Satan in die Irre geführt werden könnte. Gott ging sozusagen das „Risiko“ ein, daß Jesus wie vordem Adam der teuflischen Versuchung erliegen könnte, er vertraute aber auf seinen Sohn. Hätte Gott seinem Sohn aber keinen freien Willen gegeben, entweder das Gute oder das Böse wählen zu können, dann hätte er nichts Gutes in moralisch relevanter Weise realisieren können, denn gut getan ist nur das, was auch nicht gut getan werden könnte. Sonst funktionierte Jesus nur wie eine perfekt programmierte Maschine.
Wenn Jesus aber hätte fallen können, er aber der Versuchung widerstand, sodaß so nur sein Widerstehen ein verdienstliches Werk sein konnte, dann müßte das doch auch für die Kirche gelten: Auch sie könnte fallen, aber auch nur so kann sie sich als heilige bewähren, weil es nun auch ihr Verdienst ist, nicht zu fallen.
Dem steht aber Gottes Heilswille gegenüber, daß er durch seine Kirche das Heil für alle wirken möchte. Somit hätte dann doch Davila recht! Es könnte aber auch differenzierter gedacht werden, daß die Kirche zwar in den Versuchungen der Welt fallen kann, aber daß Gott sie soweit dann doch erhalten wird, daß sie trotzdem noch ihre Heilsvermittelungsfunktion ausüben kann. Ein Beispiel aus dem Raume der Politik möge dies veranschaulichen: Auch der Staat ist eine göttliche Ordnung, von ihm eingestiftet in das Leben der Völker und von ihm erhalten werdend um des Lebens der Menschen willen. Diese Ordnung Gottes kann durch menschliches Wirken pervertiert werden zu totalitär werdenden Staaten, aber selbst so pervertierte Staaten können nicht gänzlich aufhören, im Dienste Gottes als Lebens-erhaltungsordnungen zu fungieren. So könnte auch die Katholische Kirche sich pervertieren, ohne daß sie so gänzlich ihre Funktion des Heilsvermittelungsinstitutes verlöre.
Wer sich die aktuellen Debatten des „Synodalen Weges“ vor Augen führt, wird leider kaum übersehen können, wie weit die Selbstperversion der Kirche in Deutschland und nicht nur dort schon progressiert ist.
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