Mittwoch, 31. März 2021

Irritierendes zum Karfreitag- oder der zensierte Gott

 

(vgl dazu: mein Buch: Der zensierte Gott)


Er, Jesus gab aus Liebe zu uns sein Leben dahin am Kreuz“, diese und ähnliche Formulierungen sind dem regelmäßigen Kirchgänger wohl vertraut, vielleicht schon zu vertraut, als daß er sie noch verstehen könnte. Nur zu fragen ist doch einmal, ob diese Formulierung überhaupt verstehbar ist.

Ein Tiger stürzt sich mit gefletschten Zähnen auf eine Frau-da springt ihr Ehemann dazwischen, nur mit einem Messer bewaffnet. Ein fürchterlicher Kampf entbrennt, am Ende liegen der Tiger und der Ehemann zerfleischt und durchstochen am Boden. Nur die Frau überlebte. Sie kann jetzt sagen: „Mein Mann hat sein Leben aufgeopfert, um mein Leben zu retten. So sehr liebte er mich.“ Hier die tödliche Gefahr für die Frau- der sie verschlingen wollende Tiger- der Mann, der sich nur mit einem Messer ausgestattet, dem Tiger entgegenwarf, um seine Frau zu retten.

In der obigen Formulierung fehlt so etwas Wesentliches: Warum gab denn Jesus sein Leben hin? „Aus Liebe zu uns“ ist für sich genommen eine absurde Vorstellung, denn warum sollte ein Liebender sich töten lassen aus seiner Liebe zu dem von ihn Geliebten? Zu leben für den Geliebten wäre doch viel sinnvoller als für ihn zu sterben. Was hätte auch eine Frau von einem Mann, der ihr erklärte, daß er aus Liebe zu ihr sterben wolle?

Sinnvoll wird diese Formulierung erst, wenn der Mann erklärte, daß er die von ihm geliebte Frau nur retten könne, indem er sein Leben für sie aufopfere. Denken wir an den Untergang des Passagierschiffes „Titanic“und imaginieren uns einen Ehemann, der zu seiner Frau mit ihrem Kinde sagt: „Steige Du ins Rettungsboot,nehme den letzten freien Platz ein, damit ihr beide gerettet wird“ und er so für sich den Tod wählt, weil es kein anderes Rettungsboot mehr für ihn gibt. Die Motivation zu diesem Opfer ist die Liebe zu seiner Frau und ihrem Kinde- aber dies Opfer kann nicht allein aus dieser Liebe deduziert werden. Erst die Situation des untergehenden Schiffes und des letzten freien Platzes in dem Rettungsboot erklärt diese Tat des Ehemannes.

Aber für Jesu Kreuzestod soll die Liebe zu uns Menschen den ausreichenden Grund für seine Selbsthingabe sein? Das ist eine Unmöglichkeit.

Diese uns so vertraute Formulierung in all ihren Variationen verdrängt nämlich eine ganz und gar unzeit(geist)gemäße Wahrheit, die vom Zorne Gottes! Jesu Christi Opfertod bewahrt uns nämlich vor dem göttlichen Zorn, der sich über die Menschen, weil sie alle Sünder waren und sind, ergießen wollte. Jesu Liebe motivierte ihn, an unser Statt den Zorn Gottes selbst zu erleiden am Kreuze.Gottes Gnade war es nun, daß er statt seinen Zorn über uns auszugießen, ihn über seinen Sohn ausgoß, um so uns dies zu ersparen. Schon der große Apologet Lactantius verteidigte die christliche Rede und Lehre vom Zorn Gottes gegen die philosophische Kritik, daß nicht von Gott prädiziert werden dürfe, daß er zürne. Damit wollten sie auch beweisen, daß die christliche Bibel ein nichtheiliges Buch sei, denn es lehre von Gott ihm unmöglich Zukommendes. Lactantius widerlegte sie in seiner Schrift über den Zorn Gottes, daß Gott nur vernünftig gedacht wird, wenn man ihn als um der Gerechtigkeit willen die Sünde Zürnender denkt. Ohne diesen natürlich explikationsbedürftigen Begriff des Zornes Gottes aber ergibt die Aussage, daß Jesus am Kreuz aus Liebe zu uns starb, keinen Sinn. Diese Formulierung erscheint nur als sinnvoll, weil sie so oft vernommen als so uns vertraut erscheint.

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