Glaubenskongregation zeige "Mangel an theologischer Tiefe".
So tönt es auf der antirömischen Internetseite: Katholisch de am 22.3.2021.Die Zentralaussage dieses Pamphletes, von schon über 200 „Professoren“ unterschrieben, lautet (der Text ist über den Link in diesem Artikel zu finden):
„Wir gehen demgegenüber davon aus, dass das Leben und Lieben gleichgeschlechtlicher Paare vor Gott nicht weniger wert sind als das Leben und Lieben eines jeden anderen Paares. In vielen Gemeinden erkennen Priester, Diakone und andere Seelsorger und Seelsor-gerinnen homosexuell lebende Menschen an, auch indem sie Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare anbieten und über angemessene liturgische Formen solcher Feiern reflektieren.“
Also, die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare bestünde darin, sie zu segnen. Da diese Liebe zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Paaren anzuerkennen sei, sind sie also auch zu segnen!
Aber seit wann ist denn die Segnung eine Anerkennungspraxis? Wenn neu erworbene Feuerwehrautos oder Sankas von einem Priester gesegnet werden, drückt der Priester damit seine Anerkennung dieser Fahrzeuge aus? Was bewirkt dann diese Anerkennungshandlung für das so Gesegnete? Durch eine Anerkennung, daß dies Feuerwehrauto in den Augen des Priesters ein gutes Auto ist, das ist in diesem Falle daß es ein Auto ist, das nützlich ist zur Feuerlöschung, verändert sich ja an dem Feuerwehrauto nichts: Es bleibt, wie es ist. Der Segen wäre so eine reine Symbolhandlung, ein Zeichen, das nichts bewirkt, sondern nur eine Wirklichkeit ausdrückt, die unabhängig von diesem Ausdruck existiert und nicht irgendwie verändert wird.
Wenn Priester Felder und Äcker, aber auch Tierstallungen segnen, was soll damit dann bezweckt werden- das muß erfragt werden, wenn man ein katholisches oder besser gesagt genuin religiöses Verständnis des Segens eruieren will; nur der Protestantismus kennt völlig wirkungslose Zeichenhandlungen. Die Antwort liegt auf der Hand: Segen bewirkt Fruchtbarkeit, daß eben die Obstbäume ob des Segens viele und gute Früchte erbringen. Auch nicht gesegnete Obstbäume können Früchte erbringen, nicht können sie das nur ob eines priesterlichen Segens, aber der Segen beruht auf dem Vertrauen, daß Gesegnetes mehr Frucht bzw. bessere Frucht dann erbringt. Abstrakter formuliert: Der Segen verstärkt das dem Gesegneten innewohnende gute Vermögen, daß eben Obstbäume viel und gute Frucht tragen, daß Sankas eben gut funktionieren und so der Lebensrettung von Menschen gut dienen.
Wenn ein Ehepaar gesegnet wird, dann ist so natürlich der Zweck der Kindersegen. Ein gesegnete Ehe ist eine mit gesunden Kindern. Auch Nichtgesegnete können Kinder bekommen- so gilt auch für diesen Segen, daß er ein natürliches Vermögen, das Kinder zu bekommen, verstärkt. Nicht drückt so die Segnung eines Ehepaares eine Anerkennung dieses Paares durch die Kirche aus, wenn der Priester die Ehe segnet, sondern das Ehepaar wird gesegnet, damit es besser oder leichter den Ehezweck erfüllen kann. Ein Homopaar kann deshalb nicht gesegnet werden, weil die natürliche Fähigkeit, die durch eine Paarsegnung gestärkt werden soll, nicht vorhanden ist und Nichtvorhandenes auch so nicht gestärkt werden kann.
Segnen muß so auch strikt unterschieden werden von dem Sprechen der Wandlungsworte durch den Priester über Brot und Wein in der Eucharistiefeier. Denn durch diese Wandlungsworte wird das Brot in das Fleisch und der Wein in das Blut Christi verwandelt. Es ist kein natürliches Vermögen des Brotes und des Weines, sich so zu verwandeln. Anders ist es, wenn ein Priester den Johanneswein segner; dieser Segen verwandelt diesen Wein nicht in das Blut Christi sondern er verstärkt nur die Qualität des Weines.
Die Segnung von Paaren, die sich lieben, drückt so weder Gottes noch der Kirche Wertschätzung dieser Liebe aus, sondern Ehepaare werden um des Ehezweckes willen gesegnet.
Zudem müßte gefragt werden, ob Gott wirklich jede zwischenmenschliche geschlechtliche Liebe wertschätzt. So kann unmöglich gesagt werden, daß Gott die geschlechtliche Liebe eines Mannes zu einer verheirateten Frau wertschätzt, oder die zu einem minderjährigen Mädchen oder Buben. Warum sollte dann aber eine gleichgeschlechtliche Liebe Gott wertschätzen, wenn er viele andere auch nicht wertschätzt? Hier muß ja präzise zwischen der Nächstenliebe und der geschlechtlichen Liebe distinguiert werden und gefragt werden, ob nicht das Ziel der geschlechtlichen Liebe immer die Fortpflanzung ist. Daß nicht jede dies Ziel realisiert, beweist ja nicht, daß jeder dieses Ziel immanent ist.
Die Autoren dieses Pamphletes werfen der Glaubenskongregation einen Mangel an theologischer Tiefe vor, sie beweisen aber mit diesem Text, daß sie nicht wissen, was ein Segen ist! Etwas oder jemanden segnen heißt eben nicht, eine Anerkennung dem Zusegnenden auszudrücken. Theologische Tiefe hätte einen Reflexion über religiöse Fruchtbarkeitskulte und dem Segen als Element dieser Kultpraxis erfordert.
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