Donnerstag, 25. März 2021

Liebe- eine begrenzte Ressource? Vom Kreator und seinen Kreaturen



Zwei Dinge mehren die Liebe:die Losschälung des Herzens von den Dingen dieser Welt und tapferes Ausharren in Widerwärtigkeiten.“ Nach Ignaz Grandi, Kreuzwegandachten, 1962, die 2. stammt dies Votum von dem hl- Thomas von Aqiun.

Zu wem soll so die menschliche Liebe vermehrt werden? Am wahrscheinlichsten ist damit die Liebe zum dreifaltigen Gott gemeint. Wäre damit auch die Liebe zu den Menschen gemeint, dann würde diese ja als eine Liebe zu Elementen (Dingen)der Welt gehören und so als ein die Liebe zu Gott Verminderndes anzusehen sein. Die implizite Präsumption dieser Aussage wäre dann, daß das menschliche Vermögen zu lieben, limitiert sei als endliche Liebe, sodaß eine Ausrichtung der endlichen Liebe auf viele Objekte die Liebe zu diesen vermindern würde. Der Mensch liebte wie eine Gießkanne: Alles Besprengte bekäme ein wenig Wasser ab. Damit der Mensch so Gott von ganzem Herzen lieben kann, sollte er seine Liebe nicht aufteilen auf Gott und die Welt, sondern sich ganz auf die Gottesliebe kaprizieren.

Damit wird ein Konkurrenzmodell ausgebaut zwischen Gott und der Welt, daß eine Liebe zur Welt die Liebe zu Gott minderen müsse ob der Limitiertheit der Ressource der Liebe.

Das wäre so, als sagte ein Mann zu seiner Ehefrau, daß er nur sie und so nicht ihre Kinder liebe, um so ganz sie zu lieben. Jeder Mutter wäre das eine vollkommene Abstrusität, ja sie würde gar an der Liebe ihres Mannes zu ihr zweifeln, liebte er ihre Kinder nicht. Was hielte denn ein großer Künstler davon, erklärte ein Bewunderer ihm, daß er seine Kunstwerke nicht liebe, weil er seine Verehrung ganz auf den Hervorbringer der Werke konzentrieren wolle?

Oder ist dies Votum so zu deuten, daß mit den Weltdingen die Dinge in ihrem Verfallensein, in ihrem Depraviertsein durch die Sünde gemeint sind: Liebe nicht die Welt, so wie sie ist? Aber ihre Depravierung, Paulus spricht hier von ihrer Unterwerfung unter ihre Vergänglichkeit, ihr Sein als ein Werden zu nichts, vertilgt nicht ihr Geschöpftsein und somit ihr Sein von Gott her, sodaß sie doch der Liebe würdig sind.

Das tapfere Ausharren in Widerwärtigkeiten könnte meinen, daß die Erfahrung und das Erleiden der Weltdinge als widerwärtig den Menschen von illusionären Vorstellungen von der Qualität der Weltdinge befreit: nichts Weltliches kann des Menschen Herzen wirklich zur Ruhe kommen lassen, weil es das Sehnen des Herzens nicht befriedigt, sodaß so Gott als das einzige Objekt sich uns erweist, daß unserem Herzen wirkliches Glück verheißen kann. (So der hl. Augustin) Das Ausharren meinte dann, nicht auf die Hoffnung auf das Glück zu verzichten als etwas Nichtmögliches, sondern es von dem zu erwarten, der es uns Menschen einzig gewähren kann, auf Gott. Dies evoziert dann die beliebte Gegenwartskritik: Den Menschen ginge es zu gut (sie genießen viel zu viele Güter der Welt und erfreuen sich daran), als daß sie sich noch für Gott interessieren könnten. Die Welt als unlimitiertes Warenhaus von Glück verheißender Konsumobjekte mache eine Liebe zu Gott und ein Hoffen auf ein jenseitiges Leben überflüssig. Sollte so diesem Votum des hl.Thomas doch etwas Wahres innewohnen, daß eine Liebe, die ihre Erfüllung in Objekten der Welt findet, die Liebe zu Gott als überflüssig erscheinen läßt? Dann wären die Weltdinge die durch die Sünde depravierten, die gerade so einen möglichen Aufstieg der Liebe von den schönen Dingen der Welt zu dem Grund ihres Schönseins, zu Gott selbst verhindern. Denn ohne den Sündenfall läge es doch näher, daß die Liebe zu dem in der Welt schön Erscheinendem einen Aufstieg zu Gott als dem Schönen evoziert. Das Schöne in der Welt, die das menschliche Herz zur Liebe animiert, wäre doch ein guter Pädagoge zur Erweckung der Liebe zu Gott als dem wahrhaft Schönen. Dann würde es gerade keine Konkurrenz zwischen der Liebe zu Weltdingen und zu Gott selbst geben.

 

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