„Noch immer leidet Christus in unserer Welt,in den Gliedern seines Leibes,in seinen Brüdern und Schwestern.Mit ihnen leidet Maria, seine und unsere Mutter.“, lesen wir in der Kreuzwegandacht, der 4.Station im Gotteslob 1988. Das gibt zu denken.
Christus litt am Kreuz zur Sühne für unsere Sünden. Leiden nun seine „Brüder und Schwestern“ auch zur Sühne? Ist also so wie das Leiden Christi auch das Leiden der Christen ein von Gott selbst gewolltes Leiden?
Was bedeutet es dann, daß nicht nur wir leiden, sondern Christus dann auch in uns? Soll das heißen, daß Christi Kreuzesleiden nicht zur Sühne ausreichte, sodaß er nun durch unser Leiden am Leiden ergänzt, was an seinem Leiden zur Sühne noch fehlte?
Soll das uns evtl an Kolosser 1,24 erinnern: „Jetzt freue ich mich an den Leiden, die ich für euch ertrage.Für den Leib Christi,die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“
Einerseits hat Jesus Christus am Kreuze gelitten und ist gestorben um unserer Sünden willen, andererseits leiden Christen in der Welt. Das eine Leiden wird, so lehrt es die Kirche, als Sühneleiden begriffen, daß aber Christen in der Welt leiden, das wird in der Regel als Unrecht angesehen, denn nur das Leiden Christi gilt als von Gott gewollt. Soll nun entweder jedes Leiden als von Gott gewollt verstanden werden oder soll damit ausgesagt werden, daß, wie wir, wenn wir jetzt leiden etwas Unrechtes geschieht, etwas, was nicht sein sollte, so auch Jesus unrecht litt? Entweder wird die soteriologische Bedeutung des Kreuzes so negiert, auch Jesus erlitt etwas, was er nicht erleiden sollte, oder jedes Leiden wird nun soteriologisch aufgeladen zum Sühneleiden? Dann wäre jedes Leiden ein Kelch, den Gott uns zu trinken gibt für die Sühne? Es drängt sich so der Eindruck auf, daß dieser Text so unklar formuliert worden ist, damit jeder ihn so ausdeuten kann, wie es ihm beliebt!
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