Dienstag, 23. März 2021

Ein Mißbrauchsfall: König David unter Verdacht


Orientieren wir uns an den Tatsachen. König David verliebt sich in eine Frau, die aber schon verheiratet ist und schon fällt der gute Vorsatz der Orientierung an den Tatsachen dahin: hat der König sich in die Frau verliebt, liebte er sie gar oder begehrte er sie nur? (2.Samuel 11). Es kam zu einen Rendesvouz zwischen ihm und Batseba, aber realistischer formuliert: Sie wurde die oder eine Mätresse des Königs und dann wurde sie auch schwanger von ihm. Sie war nämlich eine „Strohwitwe“, denn ihr Mann war im Kriegseinsatz, fern von der Heimat.

König David faßte nun einen einfachen Plan: Er forderte ihren Ehemann zum Rapport über die Kriegslage retour, hoffend, daß er dann auch zu seiner Ehefrau geht, mit ihr intim wird, sodaß nun dies Kind, dessen Vater er ist, dem Ehemann als sein eigenes Kind untergeschoben werden kann.

Aber der betrogene Ehemann geht nicht zu seiner Ehefrau, denn irgendwie muß ihm die Liaison seiner Frau mit dem König zu Ohren gekommen sein, wahrscheinlich wurde auf den Marktplätzen schon über dies Verhältnis getratsch. Er erkannte also, welche Falle ihm da der König gestellt hatte.

Nun ergriff König David Plan B: Er ließ den an die Front zurückgeorderten Ehemann von Batseba von ihm Getreuen umbringen, um dann die Witwe zu ehelichen.

Liegt hier nun ein Mißbrauch vor? Mißbrauchte der König seine Macht, indem er dieser verheirateten Frau mitteilen ließ: Dein König begehrt Dich- Du hast ihm nun willig zu sein? Oder haben wir es hier mit einer romantischen Liebesgeschichte zu tuen, daß der König sich verliebt und um seiner großen Liebe willen alle Konventionen beiseite läßt, um nur noch zu lieben? Liebte Batseba den König oder sah sie sich genötigt, dem König Folge zu leisten, sie die Frau, deren Ehemann in der Ferne im Krieg war und sie allein dem Begehren des Königs gegenüberstand?

Aber wenn der König diese Frau wirklich liebte, warum stellte er dann dem Ehemann diese Falle, daß er so das königliche Kind ihm unterschieben wollte? Sieht das nicht eher danach aus, daß diese Frau ihm eine Geliebte war, die er nun so wieder loswerden wollte? Als aber diese Plan scheiterte, da ließ der König den Ehemann töten, um dann seine Mätresse zu heiraten. Was sagt das über die Beziehung Davids zu dieser Frau aus? Schauen wir nun auf die Witwe: Sie heiratet den Mörder ihres Ehemannes, der aber auch der Vater ihres Kindes ist. War das eine Liebesheirat von ihr aus gesehen, oder: Was blieb ihr als Witwe mit einem unehelichen Kind sonst übrig, wenn schon auf den Marktplätzen von ihr als Geliebte des Königs geredet wurde? Mißbrauchte so der König seine Macht, sodaß ihr nichts anderes übrig blieb, als ihr Ja zum König zu sagen? Oder hat sie in David den Mann ihres Lebens gefunden, sodaß sie den Mord hinnahm, weil so nur sie die Frau dieses Mannes werden konnte, der ja auch der Vater ihres Kindes war?

Wer mag hier klar entscheiden: Mißbrauch oder kein Mißbrauch sondern eine tragische aber auch leidenschaftliche Liebesgeschichte, die nicht mal vor einem Mord zurückschreckt? Man könnte es sich nun einfach machen und so daraus eine ganz klare Mißbrauchsgeschichte herauszukristallisieren: Ein Herrscher vergreift sich an einer seiner Untertanin, als die schwanger wird, will er sie loswerden und als das mißlang erzwang er eine Ehe mit ihr. Dazu tötete er gar ihren Ehemann. So könnte diese Geschichte erzählt werden, aber wie war sie wirklich? Was unterscheidet ein leidenschaftliches Liebesverhältnis,das auch von einer Ermordung nicht zurückschreckt von einer brutalen Mißbrauchsgeschichte mit einem ermordeten Ehemann und einer erzwungenen Ehe?

Aber da gibt es doch noch Gott! Ja, Gott greift hier ein! König David bekennt reumütig vor Gott seine Schuld und Gott vergibt ihm. Aber nun wird es dramatisch: Ob der Schwere des Vergehens insistiert Gott auf eine Strafe. Gott beschließt, das Kind von David und Batseba zu töten als Strafe für den Ehebruch und den Mord des Ehemannes. David kämpft nun eine ganze Nacht hindurch um das Leben seines Kindes. Er betet und fleht zu Gott: Verschone es!, aber Gott tötet es trotzdem.David akzeptiert dies Urteil Gottes, aber da Gott ihm vergeben hat, hofft er ein weiteres Kind mit Batseba. Das wird ihm auch geschenkt: Salomo: der Sohn von Batseba, den er als der Mörder ihres Ehemannes mit ihr erzeugte. Gott hat dann auch, wenn es denn ein Mibrauch war, diesen David verziehen, denn er durfte weiter König bleiben, ganz anders als Saul, den Gott verwarf und ihm dann auch sein Königstum nahm.

Könnte diese Geschichte auch irgendeine Bedeutung für uns Heutige haben, wie in der Kirche mit Mißbräuchsfällen umzugehen ist? Kann ganz sicher zwischen einer Mißbrauchsgeschichte und einer realen Liebesbeziehung immer unterschieden werden? Erzählt der Roman: „Lolita“ von Nabakov eine Mißbrauchsgeschichte oder eine wahre Liebesgeschichte? Ist auf jeden Fall ein Mißbrauch eine unverzeihbare Sünde oder könnte ein Mißbrauchstäter nach seiner Bestrafung auch wieder rehabilitiert werden, wie auch David weiter König sein durfte, obzwar nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden konnte, daß er rückfällig würde? Aber so wird heute nicht in der Kirche gefragt, weil einerseits die moralische Entrüstung zu groß ist und weil andererseits diese Mißbrauchsfälle nun für den Kampf gegen die Kirche aufs vortrefflichste instrumentalisiert werden können zur Abschaffung des Zölibates, der Liberalisierung der Morallehre der Kirche und der Aufwertung der Homosexualität.

 

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