Freitag, 10. Dezember 2021

Ein paar Fragwürdigkeiten zum Dialogkonzept der Kirche



Irgendwie steht ja die „Mission“ in dem Rufe, etwas Vorkonziliares zu sein, sei doch die Mission verbunden mit der Vorstellung, daß die christliche Religion zumindest wahrer sei als die anderen Religionen, ja vorkonziliar sei sogar gelehrt worden, daß Gott selbst es nicht gleichgültig sei, ob wer evangelisch oder katholisch sei. Sind aber erstmal alle Religionen als gleich wahr anerkannt, wenn sie sich gar wechselseitig als gleich wahre anerkennen, dann könne doch jede Art von christlicher Mission nicht mehr bejaht werden. Da nun die Erklärung des 2.Vaticanumes zu den anderen Religionen so gelesen wird, daß jeder in seiner Religion das Heil erlangen könne, beende so dies Konzil die Kirchenepoche der Mission.

Zu untersuchen wäre einmal,ob der Abaelard zugeschriebene Ausspruch: „facienti quod in se est deus non denegat gratiam=dem das ihm aus sich mögliche (ergänze: an Gutem) tut, dem wird Gott die Gnade nicht verwehren.“ Das hieße bezogen auf die Welt der Religionen: Wenn ein Gläubiger welcher Religion auch immer nur das wirkt an Gutem, was ihm in seiner Religion an Gutem möglich ist, dem wird Gott so seine Gnade geben, daß es ausreicht für sein ewiges Heil. Dann erübrigte sich ja selbstverständlich jede Mission, da so in jeder Religion ein Heilsweg enthalten wäre.


Aber was tritt nun an die Stelle der einstigen Missionstätigkeit der Kirche? Das Konzept des Dialoges! Zur Problematisierung dieses Konzeptes: Ein Theologieprofessor des Neuen Testamentes erklärt: Im Urchristentum habe nie ein Christ zu Jesus Christus gebetet sondern höchstens in Jesu Namen zu Gott. Eine Gebetspraxis, stattdessen zu Jesus zu beten, verstoße so nicht nur gegen die urchristliche Gebetspraxis sondern verunmögliche auch jedes ernsthafte Gespräch mit der Synagoge. Denn für den jüdischen Monotheismus sei ein Beten zu Jesus unzumutbar und ein Angriff auf das jüdische Glaubensbekenntnis, daß es nur einen Gott gäbe. Um des christlich-jüdischen Dialoges willen haben wir Christen also auf jedes Beten zu Jesus Christus zu verzichten.

Ein Szenenwechsel: Ein ökomenischer Wortgottesdienst wird vorbereitet. Wie selbstverständlich verzichten die daran beteiligten Katholiken für diesen Gottesdienst auf Gebete zur Mutter Gottes oder zu anderen Heiligen. Warum? Um die Protestanten nicht zu brüskieren, hätten eben wir Katholiken auf die uns eigene Gebetspraxis zu verzichten. Im christlich- jüdischen Dialog müsse eben auf das Gebet zu Jesus Christus verzichtet werden, in der ökumenischen Praxis auf ein Beten zu den Heiligen.

Es wäre ja auch eine ganz andere Dialogpraxis vorstellbar, daß eben das Kontroverse diskutiert wird, daß der Katholik begründet dem Juden gegenüber, warum er zu Jesus betet und dem Protestanten gegenüber, warum er zu Maria, der Mutter Gottes betet. Aber der Wille zum Konsensus schließt von vornherein alles Kontroverse aus; man redet nur über das Gemeinsame. Ein strukturelles Problem wird hierbei noch sichtbar: Der Katholik glaubt gegenüber dem Juden an „mehr“, daß eben auch zu Jesus und zu den Heiligen zu beten ist, der Jude, daß nur zu Gott zu beten ist. Um des Konsens willen läßt sich nun der Katholik auf die Reduktion seiner eigenen Gebetspraxis auf das jüdisch Zulässige ein, Dialogisiert er mit Protestanten, läßt er sich seine Gebetspraxis auf das evangelisch Zulässige reduzieren. Spricht der Katholik mit einem Atheisten, verzichtet er ganz auf das Gebet, um gemeinsam für eine Optimierung der Welt sich zu engagieren.

Das Konzept des Dialoges erheischt so beständig eine Reduzierung der katholischen Identität um des Konsensus willen! Die Wahrheit der Katholischen Glaubens wird so vorgestellt als eine Aneinanderreihung von Wahrheiten,die alle mehr oder weniger unverbunden nebeneinander stehen, sodaß, je nach mit wem zu dialogisieren ist, das jeweils Störenkönnende aus dem Dialog ausgeschlossen wird. Die Wahrheit des Glaubens müsse eben um des Dialoges willen zersplittert werden, daß immer nur das für den Anderen Zumutbare im Dialog zu zitieren ist.

 

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