Sonntag, 12. Dezember 2021

Irgendwie war früher alles anders auch in der Kirche ....

Irgendwie war früher alles anders auch in der Kirche....


In medias res: Im Psalm 15 (Vulgatatext) steht geschrieben: „Domine,quis habitabit in tabernacolo tuo?“ Arndt SJ übersetzt in seiner Vulgataübersetzung: O Herr!,wer darf weilen in deinem Zelt. Aber es sollte das Futur nicht mit „dürfen“ wiedergeben: Wer wird in Deinem Zelte wohnen?. „aut quis requiscet in monte tuo?“ übersetzt Arndt dann ja auch mit: „oder wer darf wohnen auf deinem Heiligen Berg?“ (15,1)Jesus Christus nimmt dann diesen Psalm zum Fundament seiner Bergpredigt: Wer wird in das Reich Gottes, bzw in das ewige Leben eingehen?

Jetzt soll nicht die Beantwortung dieser Frage durch den Psalm und dann durch Jesus als dem Lehrer der Gerechtigkeit in das Zentrum der Aufmerksamkeint gerückt werden sondern diese Frage!

Denn diese Frage impliziert die These, daß nur noch näher zu Bestimmende in Gottes heiligem Zelte oder in sein ewiges Reich eingehen werden. Die Eintretenwerdenden haben bestimmte Conditionen zu erfüllen, damit sie eintreten werden. Genau diese Wahrheit ist aber in der nachkonziliaren Kirche so sehr verblaßt, daß sie kaum noch bekannt ist. Eigentlich dürfte es weder diesen Psalm noch die Bergpredigt in der Bibel geben, denn diese Frage ist doch schon völlig verkehrt: Gott liebe doch jeden Menschen und darum wird auch jeder in das ewige Leben eingehen. Ein Theologieprofessor der Katholischen Universität Eichstätts lehrt so gar, daß die einzige Möglichkeit, nicht in das Reich Gottes einzugehen, darin bestünde, nicht eingehen zu wollen. Gott zwänge halt Niemandem das ewige Leben auf!

Die Rede von der bedingungslosen Liebe Gottes zu allen Menschen läuft auf das Gleiche hinaus: Weil jeder ein von Gott Bejahter sei, werde jeder in das Reich Gottes aufgenommen werden!

Ist dieser Wandel nun so zu deuten, daß in Folge vertiefter Gotteserkenntnis die nachkonziliare Kirche den Irrtum der Anfangsfrage des Psalmes wir der Bergpredigt Jesu Christi erkannt und korrigiert habe, so wie Papst Franziskus eben feststellte, daß Jesus sich im Vaterunsergebet verirrt hatte, als er uns lehrte: Gott, führe uns nicht in Versuchung? Wie legitimiert sich dann aber ein solches Über-die-Schrift-Hinaus, daß wir Heutigen besser Gott erkennen als die hl.Schrift? Denn nirgendwo in der Bibel wird das so gelehrt wie es der bedeutendste Kirchenlehrer des 20. Jahrhundertes, Willy Millowitsch, auf den Punkt brachte, daß wir zwar alle kleine Sünderlein seien, aber doch alle in den Himmel kämen! Auch hat die Kirche nie so gelehrt und die Reformatoren schon gar nicht. Denn diese vertraten eine strenge Prädestinationslehre, daß nur die von Gott dazu Erwählten in das ewige Leben eingehen werden, ähnlich den Jansenisten innerhalb der Katholischen Kirche!

Aus der Theologie ist diese nachkonziliare Vorstellung von einer bedigungslosen Liebe Gottes zu all seinen Geschöpfen, sodaß alle in den Himmel aufgenommen werden, nicht ableitbar. Woher kam dann dies Kuckusei, das nun in der nachkonziliaren Kirche so heimisch geworden ist?


Meine These dazu: Die Bejahung der Menschenrechtsideologie führte zu der Bejahung dieser Vorstellung. Es sei eben mit der Menschenwürde unvereinbar, daß Gott Menschen vom ewigen Heile ausschlösse. Schon gar nicht dürfe gelehrt werden, daß Jesus Christus im Endgericht frägt: Wie hieltest Du es mit der Religion?, und nur die Anhänger der wahren Religion in sein ewiges Reich aufnehmen werde. Denn die Menschenrechtsideologie besagt ja, daß Niemand ob seiner Religion oder auch Nichtreligion diskriminiert werden dürfe. Wenn es ein Endgericht geben sollte, dann dürfe das nur eines nach den Werken der Menschen sein unter völliger Nichtberücksichtigung ihres religiösen Lebens. Und in diesem Gericht könnte Jesus nur von den Menschen das an Gutem Tuem einklagen, was jeder aus sich heraus ohne eine Beihilfe der göttlichen Gnade hätte wirken können, denn Jesus könne Niemandem zum Vorwurf machen, daß Gott ihn nicht mit göttlichen Gnaden zur Hilfe kam. Ein solches Gericht widerspräche aber nun ganz und gar der Lehre der Kirche über das göttliche Endgericht.

Das verführte nun dazu, daß faktisch nun doch Willy Millowitsch zu dem Kirchenlehrer der heutigen Zeit avancierte, den man zwar nicht offiziell huldigt, aber von ganzem Herzen bejaht. Und so verliert der Pslam 15 und die Bergpredigt Jesu ihr Heimatrecht in der Kirche. Da aber nun diese zwei Texte immer noch in der Bibel stehen, müssen sie umgedeutet werden. Das gelingt nun, indem die Anfangsfrage: „Wer wird wohnen“ gestrichen und ersetzt wird durch die Frage: Wie ist eine humane Gesellschaft möglich? Wie haben wir zu leben, damit die Gesellschaft, in der wir leben, menschlicher wird? Das ist die Religion des Humanitarismus, daß jeder Mensch ein Anrecht auf ein gutes Leben auf Erden habe. Auch die Katholische Kirche habe dann dazu ihren Beitrag zu liefern unter dem Banner dieses Humanitarismus. (Vgl dazu Gehlens Kirchenkritik in seiner Schrift: „Moral und Hypermoral“)

 

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