Zum Kampf um die „Alte Messe“ :die „Neue Messe“= verprotestantisiert?
Der Erzbischof A.Bugnini erklärte 1965: „jeden Stein aus dem Weg zu räumen, der auch nur den Schatten der Gefahr eines Hindernisses oder des Mißfallens für unsere getrennten Brüder bilden könnte“,sei die „fundamentale Parole, nach der die überlieferte Messe verändert werden sollte.“ Heinz-Lothar Barth, Keine Einheit ohne Wahrheit!,2.Auflage 1999,S.29.
Unter den „getrennten Brüdern“ (man sprach noch nicht feministisch korrekt) sind hier in erster Linie die Protestanten gemeint. Die Reform der „Alten Messe“ bezwecke also, eine neue zu kreieren, die zumindest den Protestanten nicht mißfalle. Dazu paßt dann auch daß Louis Bouyer für die Übersetzung der Meßtexte die Direktive ausgab: „den Opferbegriff möglichst zu vermeiden.“ (S.29) Dieser Herr war selbst an der Konstruktion der „Neuen Messe“ beteiligt.
Nicht stand also der Wille zu einer irgendwie gearteten Vertiefung oder gar Verbesserung der bis dahin von der Katholischen Kirche anerkannten Gestalt der Messe am Anfang des Reformwerkes, sondern die Selbstkritik, daß die Kirche nicht in einer Weise die hl. Messe feiern dürfe, die den Protestanten mißfällig sei.So wolle man nun nicht einfach nur die Messe so feiern, daß sie vorrangig Menschen gefalle sondern sie solle ausdrücklich den Protestanten zumutbar gestaltet werden.
Was muß dann einem Protestanten, beheimatet in der reformatorischen Theologie an der „Alten Messe“ mißfallen? Vor allem dies, daß die Eucharistie nicht nur als Sakrament sondern auch als Sacrificium, als das Opfer der Kirche zelebriert wird. Alle Reformatoren reprobieren den Opfercharakter der Eucharistie: Die Kirche kann und darf dem dreifaltigen Gott kein Opfer darbringen, da reformatorisch conservativ begründet, das Sühnopfer Jesu Christi allein genügsam für das Heil nicht nur jedes weitere Opfer unnötig mache sondern gar verbiete, liberal modern begründet, der Gott Jesu prinzipiell keine Opfer wolle. Solange die Katholische Kirche also an ihrer Lehre und Praxis festhält, daß die Eucharistie ein wahrhaftiges Gott darzubringendes Opfer sei, ist das für die Reformatoren wie auch dem modernen Protestantismus unzumutbar. Wenn also die Liturgie mit dem Ziele, daß sie gerade Protestanten nicht ein Ärgernis sein soll, umgestaltet werden soll, dann muß zumindest ihr Opfercharakter so verdunkelt werden, daß die Weise der Zelebration der Eucharistie ihren Opfercharakter nicht mehr erkennen läßt. Die Lehre von der Eucharistie, daß sie auch ein vom Priester dargebrachtes Meßopfer sei, konnte nun das 2. Vaticanum nicht verändern, denn diese Lehre ist verbindlich vom Trienter Konzil festgelegt worden als zum Glaubensgut der Kirche Dazugehöriges.Aber in der neu konstruieren Messe konnte durch die Weise der Eucharistiefeier ihr Opfercharakter so weit wie nur irgendwie verdunkelt werden. Dazu diente nun die Erfindung des Volksaltares, der nur noch wie ein Mahltisch fungieren sollte und die permanente Hinwendung des Priesters zum Volke: Er agiert so nur noch zum Volke hin und nicht mehr zu Gott hin ausgerichtet zum im Tabernakel des Hochaltares präsenten Gott.
Die Theologie hält zwar daran fest, daß der Priester weiterhin Gott dies Opfer darbringt, aber die liturgische Form soll dies dementieren durch den Anschein, daß die Eucharistie nur noch als Mahl gefeiert wird.
Das zweite Inakzeptable ist, daraus sich ergebend, daß die Messe von einem Priester geleitet wird. Eines der wichtigsten Anliegen der Reformation war ja die Abschaffung des Priesteramtes und seine Ersetzung durch das Lehramt, das der evangelische Pfarrer nun als seine Hauptaufgabe anzusehen hat. Ein evangelischer Gottesdienst dient deshalb vor allem durch die Predigt der Belehrung der Gemeinde. Deshalb rückt nun die „Neue Messe“ auch die Predigt in das Zentrum des Gottesdienstes, auch wenn immer noch die Werktagsgottesdiensten in der Regel ohne eine Predigt auskommen, für Protestanten eine Unmöglichkeit.
Solange also noch der Priester in der hl.Messe erkennbar als Priester agiert, ist so gesehen die Messe für einen Protestanten inakzeptabel. Aber je mehr der Opfercharakter der Eucharistie in der Liturgie verunsichtlich wird, desto eher erscheint auch der katholische Gottesdienst als einer ohne einen Priester.
Die Kampagne gegen das Priesteramt auf dem „Synodalen Irrweg“ dient so eben auch dazu, die Katholische Kirche den Protestanten genehm zu gestalten durch die erhoffte Abschaffung des Priesteramtes.
So war die große Sorge, was ist zu unternehmen, damit die Katholische Kirche den Protestanten gefällig zu werden, der Motivator der nachkonziliaren Liturgiereform! Aber wo blieb da die Sorge, ob denn die Liturgie auch dem dreieinen Gott gefalle? Diese Frage, die wichtigste ist aus dem liturgischen Diskurs exkommuniziert worden, da die Kirche nur noch den Menschen dienen will! So wird es auch verständlich, daß nun um der neu konstruierten Messe willen die „Alte Messe“ verboten wurde und jetzt wieder wird: Die „Alte Messe“ erinnert einfach zu sehr daran, daß der Gottesdienst nicht in erster Linie eine Veranstaltung zum Plaisir von Menschen ist.
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