Samstag, 18. Dezember 2021

Hätte Maria auch "Nein" sagen können?

Hätte Maria auch „Nein“ sagen können?


Nein, ich möchte nicht die Mutter Gottes werden!“ Hätte Maria auch so dem Engel Gabriel antworten können, hätte sie in getreuer Nachfolge zu Eva auch den Ungehorsam dem Gehorsam vorziehen können? Wäre es also möglich gewesen, daß Weihnachten sich nicht ereignet hätte?

Maria war voll der Gnade. Diese Aussage könnte nun so interpretiert werden: Da sie von der Gnade Gottes erfüllt war,konnte sie nicht sündigen, denn das Sündigen ist ein Mangel und ob der Fülle der ihr gewährten Gnade war sie ohne einen Mangel. Denn das Sündigenkönnen ist ja nicht etwas Poitives, sondern müßte als ein Mangel an Vollkommenheit angesehen werden. Zudem hätte Gott ja so seinen Heilsplan abhängig gemacht von dem kontingenten Mitwirken von Maria, denn nur wenn sie Ja sagt, kann dieser Plan gelingen.

Guttes tun können und es dann auch zu realisieren, ist etwas Gutes, im moralischen Sinne. Davon zu unterscheiden ist der Begriff des Guten in der Aussage: X funktioniert gut. Ein technisches Gerät kann defekt sein und somit nicht mehr gut funktionieren. Funktioniert es gut, ist das so keine moralische Qualifizierung des Gerätes wie sein Nichtfunktionieren etwas Unmoralisches wäre.

Was qualifiziert also eine moralisch gute Handlung zu einer moralischen im Kontrast zur Aussage, etwas funktioniere gut? Nur eine Handlung, die freiwillig vollzogen worden ist, die also auch unterlassen worden sein könnte, kann als eine moralisch qualifizierbare beurteilt werden.

Also, wenn das Gute Wollen und Vollbringen etwas moralisch Gutes sein soll, dann kann es das nur sein, wenn statt des Guten auch das Nichtgute gewollt und vollbracht werden könnte.

Wenn also die Gnade in ihrer Fülle Maria es verunmöglichte, daß Maria ungehorsam Nein zur Botschaft des Engels hätte sagen können, dann würde diese Gnade somit auch es verunmöglichen, daß Maria das Gute wollen und tuen konnte, nämlich ihr Ja zu sagen. Sie hätte ihr Ja nicht als eine moralisch relevante Handlung vollziehen können, sie hätte nur funktioniert wie ein gut programmierter Roboter. Aber ein Gutfunktionieren ist kein moralisches Urteil. Wenn Maria aber durch die göttliche Gnade nicht mehr in der Lage gewesen wäre, moralisch Gutes zu wollen und zu realisieren, dann wäre das ein Mangel an ihr. Sie wäre nämlich ihrer Freiheit beraubt, die gerade den Menschen zum Menschen macht. Sie gliche,ihres freien Willens beraubt, eher einem Roboter, der gut programmiert immer nur das Gute tut im Sinne des Gutfunktionierens.

Nicht ist also das Sündigenkönnen an sich etwas Gutes, diese Fähigkeit ist aber die denknotwendige Voraussetzung dafür, daß das Gute in einem moralischen Sinne gut gewollt und getan werden kann. Das Negative ist also nicht um seiner selbst willen, sondern um des Guten willen.

Maria hätte so auch Nein sagen können zum Engel Gabriel: „Ich will nicht!“ Eva sagte ihr „Nein“ zu Gott, indem sie ihr „Ja“ zum Verführer sagte. Der Engel Gabriel grüßte Maria mit „Ave“ = der Umkehrung von Eva, hoffend darauf, daß sie Ja sagt, wo Eva Nein zu Gott sagte. Und Maria sprach ihr freies Ja!

Gottes Gnade entmündigt den Menschen nicht, sondern erwirkt ihm die Freiheit, Ja oder Nein zu Gott zu sagen. Das ist die göttliche Ordnung, in der und in der nur moralisch gut gewollt und gehandelt werden kann. So hat Gott wirklich das Gelingen seines Heilsplanes von dem freiwilligen Ja der Maria abhängig gemacht. Er vertraute ihr, daß sie sich als umgekehrte Eva erweisen wird, die wir in unserem hoffentlich täglich gebeteten Rosenkranz mit unserem „Ave“ grüßen.


 

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