Filme gehen gut aus – aber unsere Geschichte? Oder vom Kampf des Bösen mit dem Guten- daß wir frei sind!
„Weder Richard noch Andy ahnen,daß sie nur Marionetten im ewigen Kampf Gut gegen Böse sind. Doch anders als im Film steht der Ausgang dieses Streites nicht von vornherein fest. Die Aussichten auf einen Sieg sind besser den je...“So steht es geschrieben am Ende der Erzählung: „Die Schlacht ohne Ende“, in: „Der Bote aus dem Geisterreich“,Gespenster Geschichten Nr 756, S.17.
Menschen meinen also, die Subjekte ihrer Geschichte zu sein, daß sie tuen und unterlassen, was sie frei wollen, das heißt, was sie auch nicht wollen könnten. Nur diese Selbstwahrnehmung nicht nur dieser 2 fiktiven Personen sondern aller Menschen sei eine Selbsttäuschung. In Wahrheit sind sie nur Marionetten dessen, der sie beherrscht, das Gute und das Böse. Diese beiden Größen könnten nun personal oder apersonal gedacht werden. Wer nun meint, daß das mit der christlichen Religion unvereinbare Vorstellungen seien, der muß von Luther sich eines Besseren belehren lassen. Denn nach Luther wird der Mensch entweder vom Teufel oder von Gott beherrscht und wirkt so immer nur wie sein jeweiliger Beherrscher es will. In seiner Kontroverse mit Erasmus von Rotterdamm betonte er ja, daß einzig Erasamus den wirklichen Streitpunkt zwischen der Katholischen und seiner Theologie erfaßt habe, den Streit um den freien Willen: Wenn ein Mensch A will, könnte er dann auch A nicht wollen, so daß er freiwillig A will und nicht notwendig? Luther vertritt hier klar ein durch und durch deterministisches System. (Vgl Luther: Über den geknechteten Willen). Ersasmus schreibt dann gegen ihn, Origenes aufnehmend.
An einem Ort, wo es wohl kein Theologe erwartet hätte, findet sich so ein genuin lutherischer Gedanke wieder, der aus der lutherischen Theologie spätestestens seit der Aufklärung exkommuniziert worden ist. Warum er eskamotiert wurde, ergibt sich ad hoc: „Eine Marionette“ wäre für sein Tuen und Unterlassen nicht verantwortbar zu machen. Das Grundaxiom jeder Gesellschaft, daß ihre Glieder im Positiven wie im Negativen verantwortliche Subjekte sind, die so zu belohnen oder zu bestrafen sind, würde ja durch solch einen Determinismus destruiert. Um der Moral willen muß der Mensch so als Freiheit gedacht werden- so argumentiert gerade der bedeutendste Aufklärer Kant!
Es könnte aber der Einwand erhoben werden, daß der „freie Wille“ und somit die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Tuen und Unterlassen nur ein Konstrukt des moralphilosophischen Denkens sei, damit so der Mensch als Subjekt der Moral unterwerfbar würde. In den Sozialwissenschaften mit ihrer Präferenz für Milieutheorien ist die Tendenz, den Einzelnen nicht für sein Leben als verantwortlich anzusehen, nicht übersehbar, vulgarisiert: Irgendwie ist immer die schlechte Gesellschaft und nicht der Einzelverbrecher schuld!
Wenn nun aber doch an der Freiheit des Menschen festgehalten werden soll, da Gott den Menschen als ein für sein Leben verantwortliches Subjekt erschaffen hat und erschafft, wie ist dann eine Herrschaft des Bösen oder Guten über ihn zu denken? Doch nur so, daß er sich freiwillig beherrschen läßt. Das Böse mag ihn zwar zum Bösen verführen, aber er muß sich dann auch verführen lassen, damit die satanische Verführung zu ihrem Erfolge kommt. So ist ja eine der Konstitutiva der Vorstellung eines Teufelspaktes, daß der Mensch freiwillig den Kontrakt mit dem Teufel schließt, der Leibhftige so nicht die Macht hat, Menschen so zu manipulieren, daß sie gezwungenermaßen Ja sagen. Wenn nun aber so auch das Verhältnis des Menschen zum Guten gedacht wird, auch er muß freiwillig zum Guten sein Ja sagen, er wird dazu nicht genötigt, dann provoziert das Luthers Nein, denn dann käme es ja letztendlich auf das freie Entscheiden des Menschen an, ob er Diener des Guten oder des Bösen wird. Es müsse aber alles an der Gnade Gottes liegen, wenn er sich zum Guten wendet. Dieser Einwand führt dann aber notwendig zu den Aporien eines jeden Determinismus, daß dann es weder gut noch böse Gewolltes und Getanes mehr geben kann, weil alles notwendig sich so ereignet, wie es sich ereignet.
Um der menschlichen Freiheit willen, muß dies Verständnis des Menschen als das einer Marionette reprobiert werden.
Wenn aber die Geschichte kontingent verläuft, weil sie das Produkt freier menschlicher Entscheidungen ist, so sehr dann auch Gott und der Teufel in diese Geschichte einwirken, dann ist der Ausgang der Geschichte notwendig offen. In den Western und fielen anderen Genres, dem des Krimis und dem des Horror enden die Geschichten stets gut, am Ende siegt der Gute. Aber dafür gibt es in der menschlichen Geschichte keine Notwendigkeit und ob des bisherigen Verlaufes auch keine berechtigte Hoffnung.Ja, weltweite siegen doch jetzt eher die Mächte des Bösen als die des Guten!
Das uns verheißende Reiches Gottes am Ende der Geschichte der Menschheit darf deshalb nicht als ein evolutionär oder revolutionär aus der Menschheitsgeschichte sich Entwickelndes gedacht werden, es ist das völlig andere, daß Gott aus dem Jenseits aller menschlichen Möglichkeiten realisieren werden wird. Bis dahin aber in der Weltgeschichte ist die Geschichte dieser Kampf des Guten gegen das Böse, der weltimmanent nie zu einem Ende geführt werden kann. Wer sich dann die heutige Verfaßtheit der Katholischen Kirche vor Augen führt, wird wohl nicht umhin, der Aussage, daß die Aussichten auf einen Sieg des Bösen besser denn je sind, zuzustimmen, wenn man die Hoffnung auf ein rettendes Eingreifen Gottes außer Acht läßt: „Nur ein Gott kann uns noch retten“. Heidegger.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen