Sonntag, 19. Dezember 2021

Versuche zur Jungfrauengeburt - Maria, die Jungfrau

Versuche zur Jungfrauengeburt – Maria, die Jungfrau


Zwei grundlegend verschiedene Ordnungen sind die des Heiligen und die des Guten. Die Ordnung des Heiligen lebt aus der Unterscheidung von sakral und profan, die des Guten von der Unterscheidung des Guten von dem Bösen. Eine „Thüringerbratwurst“ essen ist sicher etwas Gutes, man tut sich eben selbst etwas Gutes, wenn man soetwas Gutes zu sich nimmt. In einem Gottesdienst aber eine „Thüringer“ zu verzehren, verstößt auf das Gröbste gegen die Ordnung der hl. Messe. Es könnte nun angefragt werden: Ist denn etwa im Gottesdienst etwas Gutes tuen untersagt, und wenn man dann gar seine Bratwurst mit dem Sitznachbaren teilt, wäre das nicht gar praktizierte Nächstenliebe?

Ja, eine Bratwurst mit seinem Nächsten zu teilen, ist gewiß ein Akt christlicher Nächstenliebe, aber genauso gewiß im Gottesdienst und auch sonst im Raume der Kirche etwas Unerlaubtes. Warum? Weil die Kirche und der in ihr abgehaltende Gottesdienst zur Ordnung des Sakralen gehört. Den Gegenpol zum Sakralen bildet nun das Profane. Eine profane Tätigkeit, wie die des Essens stört nun die Sakralität wie ein Rotweinfleck auf einer weißen Hose. Das Profane ist nun nicht etwa etwas Unmoralisches oder Ungutes, sondern als Profanes das aus dem Sakralraum der Kirche Auszuschließendes. Profanes kontaminiert sozusagen Sakrales. So ist es eben eine Unart, wenn in Gottesdiensten am Ende als Bezeugung, die Messe oder isb eine Musikdarbietung habe gefallen, wie in einem Theater applaudiert wird. Die Laolawelle gehört ins Fußballstadium, der Applaus ins Theater, aber Beides ist in einem Kirchraum völlig deplatziert.

Die Jungfräulichkeit Mariens gehört in die Ordnung des Sakralen. Wie der Kelch in der Eucharistiefeier nicht außerhalb der Messe zum profanen Weintrinken benutzt werden darf, so war Maria ausschließlich dazu bestimmt, die Mutter Gottes zu sein und darum konnte sie neben dieser Mutterschaft nicht auch noch die Mutter von „profanen“ Weltkindern sein. Sie war so heilig wie ein Kirchraum heilig ist, indem Beide weltlichen Nutzungen entzogen sind. Deshalb ist es wichtig, den Begriff der Jungfräulichkeit nicht im Sinne der moralischen Ordnung zu verstehen. Wenn alle Frauen Jungfrauen blieben, würde die Menschheit einfach aussterben. Dehalb kann die Jungfräuichkeit keine moralische Tugend sein.

Die Jungfräulichkeit verweist nun aber auch noch auf eine ganz andere Spur. Eine geheimnisvoll anmutende Stelle: Videntes filii Dei = die Söhne Gottes sahen,daß die Töchter der Menschen schön waren und nahmen sich sie zu Frauen.“ (1. Mose 6,1) Selbstverständlich sind damit Engel gemeint und nicht, wie A.Arndt SJ in seiner Vulgataausgabe meint mit Chrysotstomos und anderen „die frommen Abkömmlinge Seths“. Im 4 Vers heißt es dann: „denn nachdem die Kinder Gottes zu den Töchtern der Menschen eingegangen waren, und diese Kinder geboren hatten, wurden diese zu Gewaltigen, die von Alters her berühmten Männer.“

Wenn auch auf den ersten Blick diese Verse irritieren müssen, so erhellen sie uns doch, werden sie durchdacht, die Vorstellung der Jungfrauengeburt.Dieser Vorstellung liegt der Gedanke der Herkunftsbestimmtheit zu Grunde. Unsere Herkunft bestimmt, was wir sind, unser Leben offenbart dann nur noch das, was wir ob unserer Herkunft sind. Menschenkinder, von einer Frau geboren, von einem Mann mit einer Frau gezeugt, bleiben eben Menschenkinder, die nur das vermögen, was einem Menschen möglich ist. Übermenschliches, Übernatürliches vermag kein Mensch, denn er kann nur das Menschenmögliche, das seiner Natur Gemäße.

Aber diese „Gewaltigen“, die waren eben mächtiger als Menschen. Das konnten sie nur sein, weil sie eben das Produkt einer Zeugung von Engeln mit Menschenfrauen waren. Sie konnten Menschen sein, weil sie eine menschliche Mutter hatten, sie konnten aber übermenschlich sein, weil sie himmlische Engel zu ihren Vätern hatten. Bis in den Glauben an Genies läßt sich dann diese Spur verfolgen, dem Glauben, daß Außerordentliches außerordentlich, übernatürlich Begabte als Hervorbringer des Außerordentlichen voraussetzt.

Alle Evangelien unterstreichen nun die übernatürlichen Fähigkeiten, Jesu übernatürliches Vermögen. Nicht ist das etwa so gemeint, daß Gott dies Übernatürliche auf den Wunsch oder der Bitte Jesu hin wirkt, sondern er soll selbst als der Hervorbringer dieser übernatürlichen Wunder begriffen werden: Hier ist mehr als ein Mensch, ein von einem Mann und einer Frau Erzeugter. Weil Jesus Gott selbst als seinen natürlichen Vater hat, kann er allmächtig Wunder wirken und weil er eine menschliche Mutter hat, konnte er auch ein wirklicher Mensch sein und nicht etwa wie die Engel Gottes nur einen Leib zeitlich befristet annehmen, um Menschen erscheinen zu können. Sie erscheinen nur wie Menschen, sind es aber nicht.

Die Jungfrauengeburt besagt so,daß er keinen menschlichen Vater hatte, weil er Gott selbst zum Vater hatte. Das Alte Testament kennt so Menschen, die Engel zu ihren Vätern hatten, das Neue einen Menschen, der Gott selbst und nicht etwa Engel zum Vater hatte. Das hebt den Menschen Jesus heraus aus dem Heer der Menschen, läßt ihn einzigartig werden. Aber doch verweisen uns schon die von Engeln mit Menschenfrauen gezeugten Menschen auf die Möglichkeit einer übernatürlichen Entstehung von Menschenkindern: Es gibt Menschen, die Engel zu Vätern hatten.

Die Lehre von der Jungfrauengeburt gehört also denknotwendig zum Glauben an das Wahre- Gottsein- Jesu dazu, denn ohne einen göttlichen Vater hätte er nicht der Sohn Gottes sein können und ohne Maria nicht ein wahrer Mensch!



 

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