Mittwoch, 22. Dezember 2021

Als Gott noch ernst genommen wurde...

(Der Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist die These, daß aller Irrtümer in der Kirche ihren Anfang nehmen in einer irrigen Gotteslehre)


Einst betete ein Christ so: O allerseligste Jungfrau Maria,Mutter meines Gottes, wie oft haben meine Sünden nicht schon die Hölle verdient!Vielleicht wäre bei meiner ersten Sünde das über mich gefällte Urteil vollzogen worden, wenn du, o Allgütige, die rächende Hand der erzürnten Gerechtigkeit Gottes nicht eingehalten hättest.“ M.Sintzel. Maria, meine Zuflucht und mein Trost, neue verbesserte Auflage 1919, S.138.

So wurde noch vor 100 Jahren gebetet. Warum heute nicht mehr?


Daß es Sünden gäbe, die die Hölle verdienten, diese Aussage würde heut geäußert, auf völlige Ablehnung stoßen. Da Gott der Gott der Liebe sei, schlöße dieser Liebesgott die Möglichkeit einer Hölle und eines Bestraftwerdens in ihr aus.


Daß eine Sünde Gott veranlassen könnte, über den Sünder ein Urteil zu fällen, erscheint der Kirche heute auch als inakzeptabele Vorstellung. Höchstens sei noch akzeptabel, daß das Sündigen den Sünder selbst schädigt, wenn also ein Gebrauchtwagenhändler stets seine Kunden betrügt, er dann irgendwann kein einziges Auto mehr verkaufen könne. Der Tun-Ergehenszusammenhang, daß schlechtes Tuen den Täter selbst schädige, soll so Gott als den Sünder Strafender ersetzen.


Eine „rächende Hand der erzürnten Gerechtigkeit Gottes“ kann es so auch nicht geben, weil Gott als Liebe niemals zürne oder gar rächen wolle. Der große Apologet Lactantius verteidigte die Lehre vom Zorn Gottes noch gegen die Kritik antiker Philisophen, daß das Buch der Christen kein wahres sein könne, weil in ihm ausgesagt wird, daß Gott zürne, indem er aufweist, daß Gott, wenn er vernünftig gedacht wird, auch als zorniger zu denken ist, weil das die gerechte Haltung der Sünde gegenüber ist. Heutzutage ist der Gedanke der Gerechtigkeit Gottes fast ganz verschwunden zugunsten der Vorstellung, daß Gott nur die Liebe sei und so er auf jedes Strafen verzichte. Darum wird ja am Karfreitag Anselm von Canterburys Kreuzestheologie, daß Gott Jesus Christus an unser statt für die Sünden gestraft hätte, vermaledeit, denn Gott strafe nicht. Ein Sühnopfer bedürfe es nicht, um Gottes Gerechtigkeit Genüge zu tuen.

Jesus kann dann nur noch die Rolle eines Aufklärers zukommen, der uns von falschen Gottesvorstellungen befreit habe, etwa der, daß Gott als der Gerechte auch zürne und Gericht halten würde am Ende dieses Äons.


Mariä Fürbitte sei so völlig überflüssig, denn Gott wolle sowieso immer nur das Gute für uns Menschen und das wolle er auch wenn ihn die Gottesgebärerin nicht bitte.Auch den Sohn Gottes bräuchten wir nicht, denn Gott Vater ist ja schon der uns stets nur Liebender.


Nur, woher stammt dieser Gott, der nur noch die Liebe ist und sonst nichts? Verdankt er sich vertiefter Gotteserkenntnisse aus der hl. Schrift? Mitnichten, die kennt einen solchen Gott nicht. Auch kennt der Glaube bzw die Lehre der Kirche einen solchen Gott nicht, zumindest bis zum 2.Vaticanum. Diese Gottesvorstellung der nachkonziliaren Zeit ist ein absolutes Novum in der Theologiegeschichte dar. Eine Anfrage provoziert dies: Woher wird gewußt, daß es einen solchen Gott wirklich gibt? Mit welchem Recht wird nun behauptet, daß die gesamte hl. Schrift und die ganze vorkonziliare Kirche im wichtigsten Punkte, der Gotteslehre irrte und nur die nachkonziliaren Modernisten über eine rechte Gotteslehre verfügen?

 

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