Kardinal Ratzinger zur Causa des 2.Vaticaums
In dem Buch: „Joseph Kardinal Ratzinger: Zur Lage des Glaubens.Ein Gespräch mit Vittorio Messori“ 1985 findet sich in dem Kapitel: „Ein tieferes Verständnis des II.Vatikanums“ (S.27-29) Erhellendes: „Nicht das II.Vatikanum und seine Dokumente(es ist kaum nötig, daran zu erinnern) sind also problematisch.Das Problem sehen ebenfalls viele – und Joseph Ratzinger gehört zu ihnen, nicht erst seit gestern – in den vielfältigen Interpretationen jener Dokumente, die zu manchen Auswüchsen der Nachkonzilszeit geführt haben.“ (S.25)
So hätte die ursprünglichen Erwartungen ausgesehen, die dann aber bitter enttäuscht worden wären: „Was die Päpste und die Konzilsväter erwarteten, war eine neue katholische Einheint;statt dessen ist man auf eine Uneinigkeit zugesteuert,die – um die Worte von Paul VI.,zu gebrauchen- von der Selbstkritik zur Selbst-zerstörung überzugehen schien.“ (S.25) Ein fortschreitender Prozeß des Verfalls sei stattdessen wahrzunehmen, wo doch ein neuer Aufbruch, eine neue Begeisterung erwartet wurde. Das Interpretament des Geistes des Konzils diskreditierte dann das eigentliche Anliegen des Konziles, indem in diesem Namen ein Prozeß der Selbstdestruktion eingeleitet wurde.
Das klingt auf den ersten Blick gut, aber es frägt sich doch, ob es sich wirklich so damit verhält. An anderem Orte urteilte nämlich Kardinal Ratzinger so: „Begnügen wir uns hier mit der Feststellung, daß der Text (gemeint ist die Pastoralkonstitution >Gaudium et spes,H-L.B) die Rolle eines Gegensyllabus spielt und insofern den Versuch einer offiziellen Versöhnung der Kirche mit der seit 1789 gewordenen neuen Zeit darstellt.“ Zitiert nach:H-L Barth, Keine Einheit ohne Wahrheit,2.Auflage 1999, S.194f.
Wenn Kardinal Ratzimgers Urteil zuträfe, daß in diesem Text eine Versöhnung der Katholischen Kirche mit den Ideen der Französischen Revolution versucht wurde und daß so das klare Nein der Kirche dazu ausformuliert in dem „Syllabus“ revoziert werden sollte, dann kann zumindest dieser Text nicht als unproblematisch qualifiziert werden! Unvereinbares, das von der Kirche selbst als unvereinbar mit dem Glauben der Kirche begriffen worden ist, mit der Kirche zu versöhnen, kann keinen unproblematischen Text ergeben. Liegt es da nicht nahe, die Interpretation der Konzilstexte im „Geiste des Konziles“ als eine Interpretation zu verstehen, die nun die Gesamtheit der Texte aus dem Geite der Französischen Revolution liest? Daß dann eine solche Interptetation zu einer Selbstdestruktion der Kirche führen muß, kann nur den irritieren, der vergessen hat, wie sehr diese Französische Revolution ein Produkt freimaurerischen Geistes ist.
Wie sollte denn die Kirche diesen Fundamentalangriff auf ihr eigenstes Selbstverständnis, daß alle Religionen als gleichwertig und gleichgültig anzusehen seien, überstehen, wenn sie selbst dem zustimmt in ihrem Ja zur Menschenrechtsideologie? Die Kirche lehrte, daß im göttlichen Endgericht die entscheidende Frage die sein wird: „Wie hieltest Du es mit der Religion?“ - es sei erinnert an Jesu Wort:“ „Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden;wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ Mk 16,16- und die nun den Menschenrechten zustimmt, daß kein Mensch ob seiner Religion, egal ob und was er glaubt, diskriminiert werden.Was der Sohn Gottes hier also verkündet, daß die Ungläubigen so sehr im Gericht Gottes diskriminiert werden, daß sie verdammt werden, ist selbstredend unvereinbar mit dem Diskriminierungsverbot der Menschenrechte.
Stimmt die Kirche dieser Ideologie zu, muß sie dann konsequenterweise lehren, daß es Gott gleichgültig sei, ob und was ein Mensch glaubt. Das ist ein perfektes Selbstzer-störungsprogramm der Kirche, dessen Auswirkungen der Kardinal angemessen in diesem Buch beschreibt.
Die Texte des Konziles sind also in sich problematisch; sie müßten deshalb so interpretiert werden, daß weiterhin das kirchliche Nein zu den Ideen der Französischen Revolution gilt und nicht durch dies Konzil außer Kraft gesetzt worden ist. Die Texte können aber so „revolutionär“ kirchenzerstörrisch interpretiert werden – das ist ihr Schicksal als polyinterpretabler Text.
Zusatz:
So verwundert es nicht, wenn ein modernistisch gesonnener Diplomtheologe ernsthaft meinte, so etwas Abscheuliches wie Mk 16,16 könne nicht in der Bibel stehen, weil Gott doch alle Menschen, so wie sie sind, bejahe.
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