Donnerstag, 16. Dezember 2021

Ein Gutmensch wird vorgestellt: Grün und evangelisch

Ein Gutmensch wird vorgestellt: Grün und evangelisch


Kath de belehrt seine Leserschaft in einem Artikel über die jüngste Bundestags-mandantin Frau Otte, was einen Menschen zu einem wahren Gutmenschen macht. Unter dem Titel: „Grünen-Politikerin Otte: Gottesbezug im Amtseind unwichtig“. Sie ist als Erwachsene in die Evangelische „Kirche“ eingetreten und sitzt nun für die Grünenpartei im Bundestag. Enthusiasmiert ist sie davon, wie reibungslos die Machtübergabe funktioniert habe. Jetzt sind wir an der Macht.

Den Gottesbezug im Amtseid, „so wahr mir Gott helfe“ lehnt sie, obzwar Christin ab. Das klinge ja so, als wollten damit Politiker, wenn sie versagten, Gott dafür verantwortlich machen, da er dann wohl nicht geholfen habe. Sie werde Politik so gut machen, wie sie könne (also ohne Gott) und das werde reichen.

Am christlichen Glauben sei ihr das Wichtigste die Nächstenliebe: jedem Menschen erst mal mit Liebe zu begegnen, viel Verständnis zu haben und zuzuhören. Als Evangelische liegen ihr dabei besonders die Geflüchteten und die Homosexuellen am Herzen.

Das ist politisch korrekt vorbildlich, aber reicht natürlich nicht aus, um als ein Gutmensch angesehen werden zu können. Darum wurde sie nach ihrem Verhältnis zu Politikern der AfD gefragt. Ehrlichen Herzens bekannte sie: Diese Politiker grüße sie nicht. Wenn ihr ein ihr Unbekannter im Fahrstuhl begegne, grüße sie den höflichkeitshalber, wenn sie aber ihn als AfDler erkennt, vereigere sie jeden Gruß. Menschen mit so abartigen politischen Meinungen grüße sie grundsätzlich nicht.

Nun könnte dies die Anfrage provozieren, wie diese ihre Praxis sich zu der von ihr so hochgeschätzten Nächstenliebe verhalte. Um diese Frage klären zu können, ist zu eruieren, was denn der Gutmenschdiskurs unter dem Nächsten versteht. Die Antwort fällt leicht: nur politisch korrekte Menschen sind das und die Menschengruppen, die die Politische Korrektheit insbesondere als Vorzugsnächstenliebeobjekte definiert, etwa Homosexuelle. Lesben, Asylanten, Menschen mit Migrationshintergrund etc. Auf keinen Fall aber AfD- Politiker, auch wenn sie in einem Fahrstuhl ganz nahe einem zu stehen kommen.

Dies verlangt nun eine weitere Klärung angesichts der Nächstenliebepraxis Jesu, mit Zöllnern und Sündern Gemeinschaft zu pflegen. Die Gruppe der Zölner war ja im jüdischen Volke verhaßt, da sie im Dienste des Römischen Staates den Zoll erhoben, die als Besazungsmacht das jüdische Volk beherrschte. Sie waren so im Auge eines Juden Kollaboratore. Daß sie nun darüberhinaus betrügerisch ihr Amt ausübten, mehr als vorgeschrieben an Zoll verlangten, mag wohl in Einzelfällen vorgekommen sein, aber dürfte nicht der Regelfall gewesen sein. Sie wurden einfach als Kollaborateure verachtet.

Wie konnte Jesus nun mit solch Gearteten gemeinschaftlichen Umgang hegen? Der Fall ist eindeutig: Jesus war kein Gutmensch, weil er so gröblichst gegen die Kontaktverbote des Gutmenschen verstieß. Man hat nur mit Gutmenschen Kontakte zu pflegen und zu den Ausgegrenzten Abstand zu wahren, um Kontaminierungen zu vermeiden. Hier erweist sich eben diese evangelische Grünenpolitikerin als gebildete Christin, die verstanden hat, daß die Nächstenliebe nach unserem heutigen Verständnis nicht den politisch moralisch Ausgegrenzten gilt. Gutmenschen pflegen keine Kontakte zu Sündern.

Eine Frage bleibt jetzt noch: Warum gibt es in Gesellschaften Ausgegrenzte, Parias, Sündenböcke? Ich denke, daß diese Frage nicht substanzontologisch zu beantworten ist, was, welche ihm eigene Qualität wen zu einem Ausgegrenzten macht, sondern relationsontologisch: Warum braucht eine Gesellschaft, welche insbesondere Ausgegrenzte, welche Funktion erfüllen die Ausgegrenzten?

Zur Veranschaulichung: In einer Fußballmannschaft gibt es nicht einen Torwart, weil einer der Mannschaftsspieler dazu besonders qualifiziert ist, sondern weil es in jeder Fußballmannschaft einen geben muß, der diese Funktion erfüllt.

Meine These: Wenn Gesellschaften sehr heteronom zusammengesetzt sind, sie so über keine Eigenidentität verfügen, also multiethnisch und multikulturell strukturiete Gesellschaften sind, dann brauchen sie den Feind im Inneren, um durch dessen Ausgrenzung sich als eine homogene zu konstituieren. „Uns eint die Feindschaft gegenüber...“ Daß dann äußere Feindbilder ergänznd eingesetzt werden, ist aber offenkundig, aktuell China, Rußland und momentan etwas aus der Mode gekommen: der Iran.

Nicht verbindet besser als solche Feindbilder, wenn nichts positiv Gemeinschaftsstiftendes mehr vorhanden ist. Die einstigen kulturellen Ressourcen einer gemeinsamen Religion, einer gemeinsamen Kultur sind eben verbraucht und die ethnische Homogenität als Fundament einer Sozialgemeinschaft ist aufgelöst worden durch die massenhafte Aufnahme Fremder. So bleibt nichts Gemeinsames als daß ein gemeinsamer Feind proklamiert wird, mit dessen Ausgrenzung sich dann die Gemeinschaft der Gutmenschen konstituiert. Die Praxis der Kontaktverbote hält dann diese Gemeinschaft rein, indem sie sie vor Kontaminierungen mit den als unrein Erklärten bewahrt. So ist diese Grünenpolitikerin wirklich ein Vorbild gut-menschlicher Lebensführung. Sie grüßt nur die, die man grüßen darf und nennt das Nächstenliebe, denn die Ausgegrenzten sind keine Nächsten.


 

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