Donnerstag, 23. Dezember 2021

Irgendwie war früher alles ganz anders - auch in der Kirche

Irgendwie war früher alles ganz anders -auch in der Kirche


Gern und willig soll jeder Sünder zur Buße greifen, da Gott uns ein so leiches Mittel gibt, seine Gerechtigkeit zu versöhnen und den ewigen Strafen zu entgehen,die den unbußfertigen Sündern bereitet sind.“

So steht es noch geschrieben in dem ganz und gar unzeitgeistgemäßen Buch: Maria,meine Zuflucht und mein Trost, von M. Sintzel, verbesserte Auflage 1919, S.196.Vor 100 Jahren dachten Christen noch so, nicht nur im Mittelalter!

Es soll nun der theologische Gedanke, dem diese Aussage zu Grunde liegt,rekonstruiert werden. Dazu muß der Begriff der göttlichen Gerechtigkeit in den Mittelpunkt dieser Rekonstruktion gestellt werden: Das Symbol der göttlichen Gerechtigkeit ist die Waage. Der Schwere der Sünde entspricht die Schwere der Strafe. Gerechtigkeit heißt Ausgewogenheit.

Wenn also Gott gerecht urteilt, müßte die Buße so schwergewichtig sein, wie die Schwere der Sünde. Der Sünder unterwürfe sich dann einer Strafe, die so schwer wäre wie die für seine Sünde zu erwartende Strafe. Deswegen verzichte dann Gott auf sein Strafen, denn der Sünder hätte sich ja schon hinreichend selbst bestraft.

Aber wenn dem so wäre, wie erklärte sich dann, daß hier von einem leichtem Mittel der Buße geschrieben wird? Die Buße müßte ja gemäß der Schwere der Sünde schwer sein und wäre so oft mitnichten als leicht anzusehen? Nur die göttliche Gerechtigkeit verlangt nach einer Ausgewogenheit oder sollte Gott hier einfach auf seine Gerechtigkeit verzichten, wenn er sieht, daß ein Sünder Buße leistet? Aber es heißt da explizite, daß Gottes Gerechtigkeit versöhnt wird, nicht, daß Gott einfach von ihr absieht. Man könnte meinen, daß Gott nun gnädig die abgeleistete Buße als hinreichend für die Schwere der Sünde ansieht, aber dann würde Gott, indem er so gnädig urteilt, doch seiner eigenen Gerechtigkeit nicht mehr Genüge tuen,sodaß sie nicht versöhnt worden wäre.

Meine These: Verharrend im Bilde der Waage, liegt auf der einen Waagschale die Sünde in ihrer ganzen Schwere, und auf der anderen dann das Gewicht der Buße, das aber viel zu leicht ist, um die Schwere der Sünde kompensieren zu können. Erst wenn Gott auf die Waagschale, auf der das Gewicht der Buße aufliegt, das Gewicht des Kreuzes Jesu Christi hinzugelegt wird, ereignet sich die Aussöhnung der göttlichen Gerechtigkeit. Denn nun reicht das Gewicht, aufgelegt auf der Waagschale der Buße, um die Schwere der Sünde zu kompensieren.

Dem unbußfertigen Sünder legt nun Gott nicht das Kreuz Christi zu seinen Gunsten auf die Waagschale, aber dem Büßer, denn ihm auf sich gestellt, ist es nicht möglich, die göttliche Gerechtigkeit durch seine Buße zu versöhnen, aber wenn er das ihm mögliche an Buße wirkt, dann gibt Gott seine Gnade dazu, dann legt er zur Versöhnung das Kreuz Christi in die Waagschale. So könnte dies ein Beispiel sein für den scholastischen Grundsatz:facienti quod in se est deus non denegat gratiam= dem das ihm Mögliche Tuende verwehr Gott die Gnade nicht.

Dieser gesamte Vorstellungskomplex ist nun in der nachkonziliaren Kirche verschwunden, daß Sakrament der Buße so faktisch abgeschafft.Mit welchem Recht? Verfügen die nachkonziliaren Theologen über eine verbesserte und vertiefte Gotteserkenntnis, sodaß sie diese Lehre der Kirche überwanden? Mitnichten! Einen theologischen Fortschritt hat es in der nachkonziliaren Zeit nicht gegeben, eher das Gegenteil, daß die vorgegebene Tradition als zu schwer und als zu anspruchsvoll empfunden an die Heutigen akkommodiert werden mußte. Die viel beschworene Öffnung der Kirche zur Welt, diese Maxime des 2.Vaticanums war nun in erster Linie auch der Wunsch einer Komplexitätsreduktion der Lehre der Kirche, damit die Lehre auch noch in Zeiten der Glaubensschwäche und des zunehmenden Desinterrese an ihr noch akzeptal sein kann. Ein „Fast Food“ Christentum bräuchte es eben in den Zeiten, da oppulente Sonntagsmenüs aus der Mode gekommen sind: leicht bekömmlich, schnell zubereitet, ohne Ansprüche an das Geschmacksvermögen des Konsumenten zu stellen.

Da reicht eben: Gott ist die Liebe und so hat er alle gleich lieb, die Sünder wie auch die Nichtsünder, die Buße Leistenden wie die, die darauf verzichten, vertrauend darauf, daß Gott zu jedem sein Ja sagt. Nur ein Problem, aber ein gewichtiges gibt es da: Wer sagt uns, daß es diesen Ich-hab-Euch-all- lieb- Gott auch wirklich gibt? Der Gott Jesu Christi ist wenigstens nicht so geartet und die Kirche kannte einen solchen Gott bis zum 2.Vaticanum auch nicht, denn er ist ein reines Phantasieprodukt modernistischer Theologie!

 

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