Samstag, 29. Januar 2022

Die Texte des 2.Vaticanums und der Geist des Vaticanums: Geht die Kirche an diesem Geist zugrunde?

Die Texte des 2.Vticanums und der Geist des Vaticanums: Geht die Kirche an diesem Geist zugrunde?


Ein Verdachtsfall: Könnte es sein, daß einflußreiche Theologen dieses Konziles viel weitgehender „Reform- und Modernisierungsvorstellungen“ vertraten als es dann in den approbierten Texten erscheint, daß so tatsächlich der Geist dieses Konziles von seinen Texten zu distinguieren wäre, wenn dann unter dem Geist die Theologie von Beratern des Konziles verstanden würde.

Ein gewichtiger Konzilsberater soll laut G.May,300 Jahre gläubige und ungläubige Theologie, 2017 der Theologieprofessor E.Schillebeeckx gewesen sein, der auch großen Einfluß auf den niederländischen Episkopt ausübte. (S.837-845)Dieser Theologieprofessor bekannte: „Seit 1953 habe ich mich stets der Formulierung widersetzt: Christus ist Gott und Mensch zugleich, wie auch der Verwirrung erzeugenden Ausdrucksweise:Der Mensch ist Gott.“ (S.838) Jesus sei stattdessen das „Urbild der Menschlichkeit, nicht der menschgewordene Sohn Gottes.“ (S.838)

Er ist ein >eschatologischer Bote<, ein Mensch der >Proexistenz< und des >Liebesdienstes< für andere.“ Das Jesus Christus nicht nur der wahre Mensch sondern auch der wahre Gott ist, lehnt so dieser Theologieprofessor ab. Mit dieser Entgöttlichung Jesu erwirkte Schillerbeeckx die Möglichkeit, daß die christliche Religion als gleichberechtigte mit allen anderen Religionen sich verstehend einen interreligiösen Dialog führen kann, denn nun steht die christliche Religion den anderen nicht mehr als die einzig wahre gegenüber, weil sie nicht mehr als allein von Gott Sohn gegründete sich versteht. So steht es (noch) nicht in den Texten des 2.Vaticanums, aber diese Entgöttlichung Jesu zielt eben schon auf das Konzept der Vorstellung des Gleichwahrseins aller Religionen hin.

Nach diesem Theologen war Jesu Kreuzestod kein Sühnopfer. (S.840) Damit wird der Eucharistiefeier als kirchliches Meßopfer der Boden entzogen, denn wenn Jesu Kreuzestod schon kein Opfer gewesen war, kann die Eucharistie selbstverständlich auch keines mehr sein, sodaß es dann auch keines Priesters mehr bedarf, wie schon Luther richtig feststellte. Schillerbeeckx zog diese Konsequenz schon selber. May resümiert, daß dieser Theologe das Priestertum preisgibt: „Schillerbeeckx entmächtigte den Priester als unerläßlichen Vollzieher des eucharistischen Opfers,indem er Nichtpriester als >Vorsteher< der Eucharistie als möglich erklärte.“ (S.840) Die Gemeinden sollten so sich frei ihre Vorsteher der Euchristie und der Gemeinde wählen dürfen und sie dürfte sowohl Ledige als auch Verheiratete, Männer wie auch Frauen dazu erwählen.

Ein besonderes Problem ergibt sich nun aber darüberhinaus noch.Für diesen Theologen ist die „Rede von der Auferstehung Jesu ein Wort für den inneren >Bekehrungspozeß< der Jünger.“(S.840)Die österlichen Erscheinungen Jesu seien eben nur Visionen. Wenn also die Auferstehung nur einen Effekt des Lebens Jesu in seinen Jüngern zum Ausdruck bringt, daß sie dadurch zum Glauben kamen, dann kann dieser Effekt eben auch von dem toten Jesus ausgehen. Wenn Jesus nicht der Sohn Gottes war und nicht von den Toten auferstanden ist, dann kann in der Eucharistie dieser Jesus wohl auch nicht mehr selbst gegenwärtig sein. Kann dann die Eucharistie noch etwas anderes sein als ein feierliches Sicherinnern an den Verstorbenen, die die Teilnehmer zu einem Leben nach seinem Vorbilde motiviert? Schillerbeeckx läßt uns dann aber in diesem Punkte nicht im Unklaren, wenn er die christliche Gemeinde so definiert: „das Bewußtsein der Gemeinde, daß sie die Sache Jesu fortsetzt.“ (S.841) Jesus liegt eben noch im Grabe tot, aber die Gemeinde setzt in ihrem Leben seine Lebenspraxis, die „Sache Jesu“ fort. Jesus kann sie ja selbst nicht mehr fortsetzen.

In einigen Punkten ist dieser Theologe eben noch fortschrittlicher als die aktuell diskutierte Reformagenda des „Synodalen Irrweges“.

Aber im Wesentlichen hat dieser Theologe diese Reformagenda schon vorweggenommen: Abschaffung des Zölibates, die Beseitgung des Priestertumes, weil es kein Opfer mehr gibt, die Forderung nach der Verdemokratisierung der Kirche, daß jeder Vorsteher der Gemeinde werden kann, wird er nur demokratisch gewählt. Anders als jetzt war diese Theologie noch christologisch interessiert und sah so ihre Aufgabe in der Dekonstruktion der Christologie. Heutzutge kann man stattdessen eine minimalistische Christologie aus den Sonntagspredigten heraushören, daß uns in Jesu Gottes Liebe zu uns Menschen begegne. Das könnte dann im Sinne dieses Theologen gedeutet werden, daß in der Lebenspraxis der Zuwendung des Menschen Jesu Gottes Zuwendung zu den Menschen erfahrbar wird ohne daß deshalb Jesus selbst der Sohn Gottes sein müßte.

Die Tendenz dieses Konzilstheologen ist aber unverkennbar, die Kirche zu einer Agentur gelebter Humanität umzuformen, theologischen Balast dafür abzuwerfen, daß Jesus der Sohn Gottes sei, daß er für unsere Sünden gestorben sei und gar auferstanden sei, um die Kirche dann ganz auf eine humanistische Praxis zu focussieren. Wenn nun diese Tendenz so in den Texten des 2.Vaticanums nicht manifest erscheint, ist doch zu fragen, ob nicht als Subtext gerade diese Intention in den Konzilstexten präsent ist. In der Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte wäre dann dieser Subtext als Geist des Konziles wirksam geworden bis hin zu der Deformationsagenda des „Synodalen Irrweges“, die dieser Theologe sicher begeistert begrüßt hätte. Daß die Kirche an diesem Verhumanisierungsvorhaben zugrunde gehen muß, wenn es vollständig umgesetzt würde, ist aber offensichtlich.

 

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