Sonntag, 23. Januar 2022

Aufklärung und Kirchenfeindschaft- eine kleine Erinnerung und eine Vermutung über den Kurs der Kirche heute


Zwischen 1751- 1772 erschien der Welt und zuvörderst Frankreich das Licht der Vernunft, die Aufklärung selbst in Gestalt eines großen Lexikons mit 60200 Artikeln, die „Enzyklopädie“. (vgl:Die Zehn Gebote Satans, Autor: anonym, Übers: Rothkranz, Bd 1, S.68-74)Die „Enzyklopädie“ verstand sich als „Vernunftgemäßes Wörterbuch der Wissenschaften,der Künste und der Berufe“.(S.68)

Vernunftgemäß meint hier, so das aufklärerische Verständnis: wider den katholischen Aberglauben und wider die Despotie der Fürsten und Könige. Auch wenn einer der großen Kämpfer wider diese zwei Grundübel seiner Zeit, der Aufklärer Voltaire, dessen Maxime bekanntlich hieß: Vernichtet die Infame, die Katholische Kirche, mehr auf kleine Agitationsbroschüren setzte, sollte die Wirksamkeit dieses Kompendiums der aufklärerischen Vernunft aus Freimaurerhand nicht unterschätzt werden.

Alle Großmeister in Deutschland,in England,in Italien und anderswo ermahnten alle Gelehrten und alle Künstler der Bruderschaft, sich zusammenzutun,um Materialien für ein Universalwörterbuch zu liefern.“ (S.69). Großmeister meint hier Vorsteher von Freimaurerlogen, die Bruderschaft meint allgemein das Freimaurertum. Hier kann nun nicht diese Enzyklopädie analyiert und so angemessen beurteilt werden. Es soll sich auf eine Aussage limitiert werden, in der sich aber der Geist dieses Vernunftlexikons manifestiert: In dem Artikel „Theokratie“ steht geschrieben, zitiert nach S.71:

Man hat gesehen,wie christliche Kirchenfürsten sich anstrengten, ihre Macht auf den Ruinen derjenigen Könige zu errichten; sie behaupten, Kronen mit solcher Autorität zu besitzen, wie sie nur dem Herrscher des Weltalls zusteht... Unter Ausnutzung der abergläubischen Torheit der Völker haben (sie)sie gegen ihre natürlichen Herrscher bewaffnet und Europa mit Metzeleien und Greueln überzogen.“

Hier findet sich fast das ganze Inventar aufklärerischer Verschwörungstheorien wieder. Es gibt den machtgierigen Klerus, die Kirche, die selbst nicht an ihre eigene Religion glaubt, aber die Gläubigkeit des Volkes, ihre abergläubische Torheit ausnutzt. Dem steht das Natürliche gleich das Vernünftige gegenüber. Die Confessionkriege des 17. Jahrhundertes werden nun auf das Wirken dieses machtgierigen Klerus zurückgeführt: die Metzeleien und Greuel. Deshalb muß durch die Aufklärung das Volk von seiner Abergläubigkeit befreit werden und die Kirche entmachtet werden.

Deshalb soll der Einfluß der Kirche gebrochen werden „und die geistliche Gewalt der staatlichen dienstbar“ gemacht werden.(S.71)Dieses und könnte nun addidativ gelesen werden, und das ist sicher auch angemessen, es könnte aber auch explikativ gelesen werden: indem die Kirche dem Staate subordiniert wird.

Hier schimmerte so eine ganz eigentümliche Strategie durch, die die Kirche zu instrumentalisieren, das aufklärerisch freimaurerische Gedankengut in das Volk zu implantieren! Die Kirche, in den Dienst dieser freimaurerischen Aufklärung zu stellen.Das muß auf den ersten Blick grotesk klingen.Aber: Im 18.Jahrhundert wurde ganz Europa, außer der Schweiz wohl fürstlich-monarchisch regiert.Das war der Aufklärung das Greuel schlechthin. Hegel ergründete in seiner Philosophie zwar, daß gerade der vernünftige Staat monarchisch sei, aber das blieb eine Episode in der Moderne.Der 1.Weltkrieg brachte dann ja bekanntlich das faktische Ende aller Monarchien Europas und das Ende des Thron- und Altarbündnises, des Hauptfeindes der freimaurerischen Aufklärung.

Was spricht also gegen die Vorstellung, daß nun eine Unterwanderung der Kirche durch den Geist der Freimaurerei versucht wurde und wird, um so die Kirche dem modernen demokratischen antimonarchistischen Staaten zu subordinieren?

Das mag nach einer „Verschwörungstheorie“ klingen, aber:Gehörten nicht gerade „Verschwörungstheorien“ zum eisernen Bestandteil der Aufklärung selbst, deren Grundmotiv immer die Vorstellung vom Priesterbetrug war, daß Machtgierige die Religion erfanden, um durch sie Völker zu beherrschen? Wer so sehr davon überzeugt ist, daß Verschwörungen den Lauf der Geschichte bestimmen, warum sollte der nun nicht auch auf „Verschwörungen“ setzen, um selbst die Völker nun -zum Guten hin- zu beherrschen?

Es ist doch bezeichnend, daß die, die so energisch für die Rechte des Volkes gegen ihre Herrscher, die Könige und Fürsten eintraten zugleich sich so über diese zum herrschen eigentlich Bestimmten äußern:

Weiß die Nation denn überhaupt, was sie will? Man wird sie wollen machen und sie Dinge sagen lassen, die ihr nie in den Sinn gekommen sind.“ (S.112)

Eines sollte man sich so klar vor Augen halten: Das vernünftige Denken und das aufklärerische sind nicht eins.Die Aufklärung ist selbst viel mehr eine Manifestation des Willens zur Macht, die Macht der Kirche und der Monarchien zu brechen, um selbst herrschen zu können über die Völker als daß es ein rein vernünftiges Denken ist.

Nicht die Abergläubigkeit der Kirche verurteilte primär die Französische Revolution als die Gestaltwerdung der Aufklärung, sondern daß sie in ihr eine Gegenmacht zum eigenen Machtwillen sah.So lautete ja 1923 die Parole dieser Aufklärer:

Auf die französische Republik, die Tochter der französischen Maurerei! Auf die Weltrepublik von morgen, die Tochter der Weltmaurerei!“ (S.29) In dieser Weltrepublik kann es die Katholische Kirche nur geben als eine völlig dem einen Weltstaat sich subordinierende! Ist das vielleicht gar der Weg der Kirche unter ihrem Papst Franziskus?



 

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