Samstag, 22. Januar 2022

Eine Orientierungsskizze: Alter und Neuer Bund- wie ist die Kirche im Verhältnis zu Israel zu verstehen

Eine Orientierungsskizze


Da in der Verhältnisbestimmung dieser beiden Bünde große Unkarheiten bestehen, die gerade so auch ein angemessenes Verstehen der Kirche behindern, sei hier eine Grobskizze dargelegt.


Das Motto: Wie im Alten so im Neuen Bund


Beide Bünde schloß Gott mit einem Volk, daß er der Gott dieses jeweils erwählten Volkes sein will und daß er so diesen beiden eine Ordnung gegeben hat, die erstmal rein formal betrachtet das gemeinsame Leben von Gott und seinem jeweiligen Volke reguliert. Damit ist eine Differenz mitgesetzt, daß Gott sich zu den Anderen, den Nichtdazugehörigen anders verhält als zu seinen von ihm Erwählten. Wer nun wie Glied dieses erwählten Volkes werden kann, ist nun selbst in den Bünden geregelt.


Im ersten Bund ist das Volk Israel das erwählte Volk, im neuen Bund die Kirche als Volk Gottes.Die Regularien für diese beiden Völkern weisen nun Gemeinsamkeiten auf:

im Alten Bund: die Beschneidung, im Neuen die Taufe, im Alten die Leviten als Priester, im Neuen der Stand der Priester, im Alten der Tempelkult, im Neuen das Meßopfer, im Alten die Forderung der Separierung von den anderen Völkern, im Neuen die geforderte Differenz zur Welt. Eine Differenz ist nun aber auch zu bemerken: Der Alte Bund kannte keine missinarische Ausrichtung, der Neue verlangt die Missionierung, daß alle Erwähten aus der Welt in die Kirche aufgenommen werden sollen. Beiden ist dann gemeinsam, daß sie perfekte Gemeinschaften sind, das heißt, daß sie selbstständig leben können und somit nicht auf externe Beistände angewiesen sind. Die Kirche bedarf also nicht eines Staates um ihres inneren Lebens willen.


Weil Gott mit Israel einen guten Bund geschlossen hat, sind die guten Elemente des Alten Bundes auch im Neuen enthalten. Gott kann nicht seinem Volke die gute Ordnung des Priestertumes einstiften und die dann dem neuen Volke, seiner Kirche vorenthalten, weil er auch dem neuen Volke eine gute Ordnung einstiften will. So entspricht der Sabbat dem Sonntag, der Beschneidung die Taufe.


Zu differenzieren ist nun zwischen der Religion des Volkes Israel im Alten Bund und der jüdischen Religion. Die Religion des Alten Bundes und die des Neuen sind nun nicht etwa zwei verschiedene Religionen, sondern in der Religion der Kirche vollendet sich die Religion des Alten Bundes. Der Opferkult des Alten Bundes und der Opferkult des Neuen Bundes sind so zu begreifen als Abbilder des wahren Kreuzaltaropfers Jesu Christi, der eine als Vorabbildung und der andere als Nachabbildung des Kreuzaltaropfers.

In den Neuen Bund hätte so das ganze Volk Israel eingehen sollen, damit sich ihre Religion in dem Neuen Bund erfüllt, daß nun der verhießene Messias gekommen ist und die Verheißungen erfüllt bzw am Ende der Geschichte erfüllen wird in seiner endgültigen Wiederkunft. Durch das Nein zu ihrem Messias ist nun das jüdische Volk aus dem Bund herausgefallen. Die neue Religion, die sich das jüdische Volk nun gab, stellt so den Bruch des Volkes mit dem Alten Bund dar. Bezeichnend ist ja, daß die Synagoge die zwei konstitutiven Elemente des Alten Bundes verloren hat: Die Synagoge hat keinen Tempelkult mehr und keine Priester.Das zeigt an, daß die Synagoge nicht mehr im Alten Bund beheimatet ist.Sie ist der Ort einer neuen Religion geworden, die nun das Alte Testament liest unter der Prämisse, daß a) Jesus nicht der Messias Israels ist und daß b) der Tempelkult und das Priestertum nicht konstitutiv für den Bund Gottes mit dem Volke Isreaels sei.Damit wird der Alte Bund verkannt, den sein Zentrum bildet die Verheißung des Messias, der in der Person Jesus zur Welt kommen sollte.

So ist es theologisch sinnwidrig zu behaupten, der Alte Bund sei ungekündigt, daß das Volk Israel immer noch das Bundesvolk Gottes sei. Das Volk wäre es noch, hätte es Jesus als seinen Messias angenommen und wäre so in das Volk Gottes eingegangen.Die Judenchristen in der Kirche zeigen so Gottes Treue zu seinem ersterwählten Volke an, die Synagoge dagegen das Nein nicht nur zum Neuen Bund sondern auch zum Alten.So sagt Jesus ja,glaubten die Juden Mose, würden sie auch an mich glauben, da sie mir nicht glauben, glauben sie auch nicht Mose.

Der Alte Bund sollte also von Gott her im Neuen aufgehoben und darin dann auch bewahrt werden. Nur im Ja zu dieser Aufhebung kann so die Treue zum Alten Bund bewahrt werden. Diese Aufhebung ist nun auch eine Negation, denn der exclusiv mit Israel geschlossene Bund wird nun zu einem für Menschen aller Völker. Der Tempelkult als die Vorabbildung des Kreuzopfers Jesu Christi wird nun auch negiert durch das Meßopfer der Eucharistie als der Nachabbildung des Kreuzopfers.Aber diese Negtion ist nur ein Moment der Aufhebung des Alten Bundes, weil im Neuen die Substanz des Alten bewahrt wird: das Bundesvolk Gottes mit dem Zentrum des Opferkultes, dessen Substanz Jesus Christus als der wahre Priester ist. Für die Kirche heißt dies, daß sie sich als die Gemeinschaft zu verstehen hat, in der der Alte Bund aufgehoben im Neuen sein Weiterleben hat.


Dies ist selbstredend nur eine gröbliche Skizze, die aber wohl einer ersten Orientierung dienlich sein dürfte.



 

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