Sonntag, 30. Januar 2022

Die Bischöfe sind an Allem schuld- wir brauchen eine "neue Kirche"

(Gedanken zum Mißbrauch der Mißbräuchsfälle zur Demontage der Kirche)


Das eine ist das Ereignis, das andere sind die Interpretationen des Ereignisses. So ist die Geschichtsschreibung immer auch ein Kampf um die Deutungsvollmacht des Geschehenen. Das Ereignis ist jetzt die Summe der Mißbräuchsfälle in der Kirche. Aber wie werden sie interpretiert? Die Weise des Interpretierens ist nämlich für das Leben der Kirche wesentlicher als das Ereignis, wie es wirklich war.

So soll nun hier eine prototypische liberale Interpretation der Miß-bräuchsfälle aus einer Sonntagspredigt vorgestellt werden.

Statt des Sonntagsevengeliums wurde die Geschichte der Verleugnug Jesu Christi durch Petrus verlesen. Wie Petrus verleugnet hatte, so verleugnen jetzt die Bischöfe das Evangelium, indem sie versuchen, den Mißbrauchsskandal zu vertuschen. Auch wenn Papst Benedikt XVI emeritus nicht erwähnt wurde, selbstredend war auch an ihn als „Vertuscher“ zu denken im Sinne der Predigt.

Kleriker hätten ihnen Anbefohlene mißbraucht, aber die Bischöfe vertuschten die Mißbräuche und machten sich so zu den Komplizen der Täter. Die Bischöfe verfügten eben in der Kirche über zu viel an Macht, und Macht korrumpiere eben und so käme es zu dieser Verschleierung der Mißbräuche.Da bestünden eben Zusammenhänge zwischen den von Klerikern angemaßten „geistlichen Vollmachten“, ihrer Macht in der (leider)hierarchisch strukturierten Kirche und den Mißbräuchsfällen. An Allem sei eben die Macht schuld. (Auch wenn die Predigt nicht auf Tolkiens: „Der Herr der Ringe“ verwies: Das ist auch eine der Aussagen dieses Werkes, daß der Ring der Macht vernichtet werden müsse, weil er seinen jeweiligen Besitzer zu viel an Macht verliehe, so daß er dadurch korrumpiert würde, daß nicht er herrscht sondern die Macht durch ihn.) Wenn aber die Macht etwas so rein Negatives wäre, warum wird dann Gott als allmächtig geglaubt?

Aber die Macht als solche ist nun zu vermaledeien, die klerikale insbesondere, die sich auch noch als geistige ausgibt. Da die Kirche so faktisch ein „männerbündliche“ Gesellschaft sei, in der sich der Klerus jede Kritik als Nestbeschmutzung verböte, kann eine Reinigung der Kirche nur von außen sich ereignen. Unabhängige staatliche Stellen sollten intervenieren. Die Kirche ist so eben keine societas perfecta, das heißt eine selbstständige keine externe Hilfe benötigende Gemeinschaft, sondern eine der staatlichen Hilfe bedürftige. Ja, die Kirche dürfe keinen „Staat im Staate“ bilden, sondern müsse ganz sich der staatlichen Ordnung einfügen. Das heißt nüchtern, daß das Grundgesetz des Staates auch die Grundordnung der Kirche zu sein habe. Dies ist ja bekanntermaßen ein Herzensanliegen des vorkonziliaren Modernismus, der von den damaligen Päpsten entschieden verurteilt worden ist.

Die Verdemokratisierung der Kirche wäre so das Gebot der Stunde. Die Bischofsmacht müsse demokratisch kontrolliert werden. Die Bischöfe sollten auch auf alle Signen ihrer Macht verzichten, sondern ganz schlicht und demutsvoll auftreten. So müsse die Kirche zu einer neuen, nicht brüderlichen sondern geschwisterlichen Kirche werden.

Eigentümlich,daß das Thema der Sexualität überhaupt nicht vorkam, nicht einmal gestreift wurde es, denn es gab nur ein Thema, das der alles korrumpierenden Macht des Klerus und der Vertuschungswille der Bischöfe als praktizierte Männersolidarität.

Die neue Kirche hat so eine demokratisch strukturierte zu sein, nur so habe sie eine Zukunft. Wenn nun ein aufmerksamer Leser sich frägt, kam denn in dieser Predigt Gott oder Jesus oder das Evangelium gar nicht vor, es war doch eine Predigt in einer hl.Messe, so lautet die Antwort: Auch das ist typisch für diese liberale Ausdeutung der Mißbräuchsfälle. Die Kirche wird eben als etwas so rein Weltimmanentes verstanden, daß Gott hier keine Rolle mehr spielen kann. Es wird eben an das Allheilmittel der Verdmokratisierung geglaubt, an die Demokratie als die bestmögliche Regierungsform, daß deshalb auch die Kirche, um keinen „Staat im Staate“zu bilden, ganz gemäß der politischen Ordnung des Staates auch geordnet werden müsse.

Den heutigen Bischöfen, die schon so oft wie offizielle Regierungslautsprecher tönen, ist so nun auch noch eine demokratische Kirchenverfassung beizugeben. Das sei die Zukunft der Kirche.

Wie konnte es da nur Jesus passieren, daß er in völliger Verkennung zu Petrus sagte: „Weide Du meine Schafe“? Denn Jesus selbst setzte ja Petrus als monarchischer Regierer seiner Kirche ein- weiden ist der terminus technicus für das monarchische Regieren. Offenbar war der Sohn Gottes auch nur ein Kind seiner Zeit und kannte so nicht den Segen der Demokratie, denn sonst hätte er doch zu seinen Jüngern, besser Schülern gesagt: Wählt Euch eine Vorstandschaft, die ihr auch jederzeit wieder abwählen könnt, wenn sie Euch mißfällt. Und Erzbischof Schick forderte das jetzt schon für seine Zukunftskirche, daß alle kirchlichen Leitungsämter nur noch zeitlich limitiert zu vergeben sein sollen und diese von Aufsichtsgremien zu kontrollieren seien. (Kath de am 28.1.2022)Die Demontage der Katholischen Kirche durch den Episkopat Deutschlands schreitet so voran. Das Endresultat: eine Kirche, die ihr Leben wie ein Kaninchenzüchterverein organisiert, nur eben mit einem anderen Vereinszweck ausgestattet.


Zusatz:


Genaugenommen gibt es aber gar keine Mißbrauchstäter, sondern nur eine kirchliche Macht, die durch Kleriker Menschen mißbraucht, denn das Böse sei diese Macht an sich. Das ist so wie die Vorstellung, daß Waffen töteten und nicht Menschen durch Waffen. Diese Mystifikation zeigt eben an, daß sich Menschen nicht mehr als die Subjekte ihres Tuens und Unterlassens ansehen, sondern als selbst Unterworfene, die so fremdbestimmt lebten.


 

1 Kommentar:

  1. >>Auch wenn die Predigt nicht auf Tolkiens: „Der Herr der Ringe“ verwies: Das ist auch eine der Aussagen dieses Werkes, daß der Ring der Macht vernichtet werden müsse, weil er seinen jeweiligen Besitzer zu viel an Macht verliehe, so daß er dadurch korrumpiert würde, daß nicht er herrscht sondern die Macht durch ihn.

    Äh... das gilt im Herrn der Ringe aber nur für *die* spezielle Macht, die im Gebrauch des Herrscherrings besteht, in den Sauron sein eigenes Wesen gegossen hat. Es wäre aber eine Fehlinterpretation des Silmarillion zu sagen, der Drang zu eigener Kreativität wäre böse; Morgoth macht das nur falsch, aber Aule macht es *richtig*. Und ebenso wäre es eine Fehlinterpretation des Herrn der Ringe zu sagen Macht wäre böse: Sauron (der gerade, weil er Macht zum Zwecke von Ordnung will, noch einen Ticken besser ist als Morgoth) macht das falsch, aber Aragorn macht es richtig. Gegen die Macht eines Denethor, eines Théoden oder eines Aragorn mit Waldläufern und (man denke!) Armee-der-Toten hat Tolkien gar nichts. Selbst der Herrscherring wird auf dem Weg zu seiner Vernichtung übrigens durchaus eingesetzt, womit ich weniger scherzhaftes Unsichtbarwerden als vielmehr die Machtausübung durch Frodo gegen Sméagol meine (heißt der Autor das gut oder sagt er nur "in dieser fiktiven Welt ist es eben passiert und die Leute hatten den Eindruck, es wäre nicht anders gegangen"? Weiß nicht, aber wohl eher letzteres). Und selbst von Ar-Pharazôns Macht wird sogar einem Berichterstatter, der sich natürlich mit Elendil identifiziert, doch mit einem gewissen numenorischen Stolz berichtet, bei aller Kritik am fehlerhaften Gebrauch dieser Macht ("in dieser Stunde übertönten die Posaunen von Numenor den Donner").

    ("Was die Aussage des Buches ist, so hat es nach Absicht des Autors keine." Oder so.)

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