Freitag, 28. Januar 2022

Gelten die Menschenrechte auch vor Gott? Die Kirche und die Menschenrechtsideologie

Gelten die Menschenrechte auch vor Gott? Die Kirche und die Menschenrechtsideologie


Niemand anderes als Kardinal Ratzinger schrieb: „Begnügen wir uns hier mit der Feststellung, daß der Text (gemeint ist die Pastoralkonstitution >Gaudium et spes< H-L B)die Rolle eines Gegensyllabus spielt und insofern den Versuch einer offiziellen Versöhnung der Kirche mit der seit 1789 gewordenen neuen Zeit darstellt.“ Zitiert nach: Heinz-Lothar Barth, Keine Einheit ohne Wahrheit, 1999, S.194f. Damit sagt der spätere Papst Benedikt, daß im 2.Vaticanum die Katholische Kirche ihre Versöhnung auch mit der Menschenrechtsideologie versucht hat, die der „Syllabus“ noch verworfen hat als inkompatibel mit der christlichen Religion.

Hier soll nun nicht die Quaestio diskutiert werden, wie diese Äußerung sich zu der sonst von Papst Benedikt XVI vertretenden These der Kontinuität des Reformkonziles zur katholischen Tradition verhält, sondern sich auf die Erörterung der Folgen der Bejahung der Menschenrechte kapriziert werden.

Es soll sich dabei aus verständlichen Gründen auf die Aussage der Menschenrechte focussiert werden, daß ein Mensch nicht ob seines Glaubens diskriminiert werden dürfe. Denn Jesus Christus selbst lehrt uns: Wer glaubt und getauft wird, wird eingehen in das ewige Leben, wer nicht glaubt, wird verdammt werden. (Mk 16,16) Unter dem Glauben ist hier selbstredend nicht irgendein Glaube sondern der christliche gemeint, denn nur er kennt nämlich das Sakrament der Taufe. Wenn also Jesus Christus, sitzend zur Rechten des allmächtigen Gottes wiederkommt zu richten die Lebenden und die Toten, wird er mit Faust Gretchen fragen: „Wie hieltest Du es mit der wahren Religion?“

Von der Menschenrechtsideologie her beurteilt, dürfte Jesus gerade diese Frage nicht stellen. Auch er dürfte einen Menschen ob seines Glaubens oder Unglaubens oder anders gearteten Glaubens verurteilen, denn auch ihm müßte der Glaube des von ihm zu Beurteilenden gleichgültig sein. Nach welchen Kriterien dann Jesus Christus auch sein Gericht halten mag, die Frage des Glaubens und die nach dem Getauftsein dürfte er nicht stellen.

Damit steht die Kirche vor einer Aporie: Wie kann sie die Menschenrechte bejahen und zugleich lehren, daß das eschatologische Endgericht über uns Menschen, so wie es Jesus hier in Mk 16,16 lehrt, nicht im Einklang mit diesen Menschenrechten durchgeführt werden wird? Das Kriterium, das nach der Lehre der Kirche das wichtigste im Endgericht sein wird, darf ob der Anerkennung der Menschenrechte durch die Kirche nicht mehr von ihr affimiert werden.

Würde die Kirche gar in Gänze die Menschenrechte auch im Bereich ihres kirchlichen Arbeitsrechtes anerkennen, dürfte sie keinen atheistischen Bewerber auf eine ausgeschriebene Stellen-ausschreibung mehr ablehnen mit der Begründung, der Bewerber sei ein Atheist. Auch müßte sie dann Frauen zu allen kirchlichen Ämtern zulassen und dürfte von keinem Homosexuellen verlangen, seine Sexualität nicht auszuleben, steht er im Dienste der Kirche, weil auch niemand ob seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden dürfe. Innerkirchlich müßte so weitestgehend auf das eigenständige kirchliche Leben verzichtet werden, die Kirche hätte sich ganz der bürgerlichen Gesellschaft gleich zu schalten. Bisher braucht das die Kirche noch nicht, weil sie die Privilegien eines Tendenzschutzbetriebes genießt, daß sie zur Wahrung ihrer Eigenart, ihrer Tendenz also limitiert Menschen diskriminieren darf, eben einen Atheisten oder praktizierenden Homosexuellen nicht als Arbeitnehmer akzeptieren zu dürfen. Dieses Eigenrecht der Kirche ist natürlich umkämpft und es wird versucht, es der Kirche abzusprechen nicht nur von der starken Homosexlobby und den Feministin, die im Namen der Menschenrechte so agitieren.

Die Agitation ist simpel und so auch erfolgreich:Da die Kirche die Menschenrechte bejahe, müsse sie denen auch in ihrem Eigenleben gerecht werden, also muß sie das Frauenpriestertum einführen. Ja, es wurde auch die Forderung erhoben, daß die Kirche jeden zum Empfang der Kommunion zuzulassen habe,egal was der um einen Empfang Ersuchende auch glauben mag, da niemand ob seines Glaubens diskriminiert werden dürfe.

Das innerkirchliche Eigenleben würde sich so, befolgte die Kirche in Gänze die Menschenrechtsideologie, auflösen, indem sie sich ganz einem bürgerlichen Vereinsleben gemäß umformen müßte. Unverkennbar ist das die Haupttendenz des „Synodalen Irrweges“, die der völligen Verweltlichung der Kirche durch die vollständige Anerkennung der Menschenrechte für das Binnenleben der Kirche.

Aber wenn dann die Kirche auch noch zu lehren hat, daß in Gottes Endgericht die Gretchenfrage: Wie hieltest Du es in Deinem Leben mit dem wahren Glauben, der wahren Religion?, nicht mehr von Gott selbst gestellt werden darf, dann erklärte sie damit die ganze christliche Religion nfür gleichgültig, ja sogar eigentlich für inakzeptbel, wenn sie weiterhin verkündete, was Jesus Christus uns selbst MK 16,16 gelehrt hat.

Wenn die Menschenrechte auch vor Gott selbst im Endgericht gelten, dann wäre die ganze Verkündigung Jesu Christi und die Lehre der Kirche somit auch unwahr!Wollte die Kirche sich gänzlich diese Menschenrechtsideologie zu eigen machen, dürfte sie als eschatologisches Endgericht nur noch verkünden, daß in ihm allein die humanitäre Praxis zähle, wie solidarisch hast Du gelebt? , oder es müßte die Vorstellung eines göttlichen Endgerichtes ganz aufgegeben werden, weil jeder Mensch ob der Menschenrechte und seiner Menschenwürde von Gott in sein Reich aufgenommen werden müsse, denn auch und gerade Gott dürfe eben keinen Menschen irgendwie diskriminieren.

(Genau genommen war Gottes Erwählen des Volkes Israel schon ein unverzeihlicher Verstoß gegen die Menschenwürde, denn Gott diskriminierte damit ja alle anderen Völker, die er so nicht erwählte.)

Um der Affirmation der Menschenrechte willen müßte sich so gesehen die Kirche in eine rein humanitaristische Nächsten-liebesorganisation umwandeln. Nur, ist sie nicht schon auf dem Wege dazu?


 

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