Mittwoch, 5. Januar 2022

Ein neues und populäres Feindbild: der Verschwörungsteoretiker

Ein neues und populäres Feindbild: der Verschwörungstheoretiker


Irritierend an diesem Feindbild ist nun eines: Man könnte doch denken, daß politische Verschwörungen ein Problem für einen demokratischen Rechtsstaat darstellen, daß da irgendwie die Politik manipuliert wird, daß da Einfluß genommen werden soll auf staatliche Entscheidungen, ohne daß dies irgendwie demokratisch legitimiert wäre. Ja, irgendwie im Geheimen würden dann die wesentlichen Entscheidungen getroffen und somit nicht in den frei gewählten Parlamenten, den eigentlichen Entscheidungsorganen.

Aber wer sich das so denkt, irrt, denn nicht die vermeintlichen Verschwörer sollen eine Gefahr für die Demokratie und den Rechtsstaat bilden, sondern allein die, die behaupten, es gäbe politische Verschwörungen. Das ähnelt etwas der Devise: Wenn die Meldung: „Es brennt“ verboten wird, gibt es auch kein Feuer mehr. Denn Brände gäbe es ja nur, weil Menschen meinen, es brenne. Es gäbe eben keine Probleme, gäbe es nicht Regierungskritiker, die dauerndzu Probleme anzeigen, wo doch alles in Ordnung sei.

Die These, es gäbe Verschwörungen, ist also eine illegitime Behauptung. Erwartete man nun einen Beweis dafür, daß es keine politischen Verschwörungen gäbe, wird man aber enttäuscht. Der politische Diskurs limitiert sich auf die Perhorreszierung aller Verschwörungstheorien. Sie würden einfach der komplexen Realität nicht gerecht, produzierten eben nur Feindbilder.

Auf die französische Republik, die Tochter der französischen Maurerei. Auf die Weltrepublik von morgen, die Tochter der Weltmaurerei!“ Toast des Bruders Court beim Abschlußbankett des Konvents des Großorients von 1923.“ Zitiert nach: „Die zehn Gebote Satans, Bd 1, Verfasser anonym, Übersetzer: Rothkranz, 2004, S.15.

Hier offenbart also ein Vertreter der französischen Maurertums selbst, daß sie die Urheber der Französischen Revolution und der französischen Republik sind und daß ihr großes Ziel die Weltrepublik sei. Die Tochter habe als anonyme Hintergrundmacht die Revolution und die Repubik in Frankreich erwirkt und wolle nun die Weltrepublik. Lassen wir einmal die Frage außer Acht, ob wirklich die französische Freimaurerei die Republik Frankreichs hervorgebracht hat, sondern konstatieren einfach, daß es eine Organisation gegeben hatte und jetzt noch gibt, die zumindest die Absicht hatte, durch eine Revolution die Monarchie Frankreichs zu stürzen, um eine Republik zu installieren. Dieses Ziel wollte sie durch geheimbündlerische Tätigkeiten erreichen. Reichte das nicht schon allein aus, um von einer politischen Verschwörung zu sprechen? Nun hegt diese Geheimorganisation auch weitere Zukunftspläne, denn sie beschränkt sich nicht darauf, zurückzuschauen. Ist somit das politische Ziel der Errichtung einer Weltrepublik nicht ein Beispiel verschwörungspoitischen Agierens, ganz unabhängig davon, ob dies Ziel dann auch erreicht werden wird?

Aber wer so frägt, gilt schon als Verschwörungstheoretiker! Dabei gilt nun, daß nicht die Verschwörer sondern die, die auf solche Verschwörungen hinweisen, die Übeltäter sind.

Dabei wird wohl absichtlich der Begriff der Theorie, des Theoretikers in den Vordergrund gestellt. Damit nimmt man den Zeitgeistantiintellektualismus auf, daß eben per se alles Theoretische nichts Gutes sei, denn es zähle nur die Praxis und die Erfahrung. Alles Theoretisieren verließe nämlich den Raum des Wiß- und Erkennbaren, indem es sich in Gedankentheorien verspekuliere und so den Kontakt zum Wirklichen verlöre. Theorien verkennen so per se wie auch alle Ideologien die Wirklichkeit. Darum ist jede Verschwörungstheorie, weil sie schon eine Theorie sei, falsch.

Aber was nun, wenn Organisationen sich selbst rühmen, durch geheimbündlerisches Agieren erfolgreich im Raume der Politik gewirkt zu haben und vorhaben, weiterhin so zu wirken? So etwas läse man eben nur in Büchern von Verschwörungs-theoretikern und die erphantasieren sich doch dies alles nur. Wenn also ein Eid in der Freimaurerei so lautet: „alle Könige und die Rasse der Capetinger auszulöschen, die Macht des Papstes zu vernichten, die Freiheit der Völker auszurufen und eine iniversale Republik zu gründen“ (S.47) dann ist das eben auch nur ein reines Phantasieprodukt von Verschwörungstheoretikern. Nur, woher wissen all diese Antiverschwörungsdemagogen, daß all dies nur reine Phantastik ist? Beweise sucht man vergeblich, man stößt nur auf die übliche Perhorreszierung aller, die vor politischen Verschwörungen warnen!



 

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