Mittwoch, 8. Juni 2022

Frieden schaffen ohne Waffen- eine Problematisierung

Frieden schaffen ohne Waffen“- eine Problematisierung


Wer kennt diese Parole nicht, in der Friedensbewegung und auf den katholischen und evangelischen Kirchentagen fest beheimatet und doch soll diese populäre Parole nun bekrittelt werden?

Noch bekannter als diese Parole sind die unzähligen Photographien in die Kamera lächelnder Menschen, ganze Photoalben können damit angefüllt werden. Der Aufruf: Jetzt wird photographiert, welcher so Angesprochener bemüßigt sich nicht ad hoc, in die Kamera hineinzulächeln! Was sieht ein Aufmerksamer noch, wenn er in die lächelnde Angesichter schaut? Zähne, der Abgebildete zeigt seine Zähne, während er lächelt. 2 Botschaften sendet der Photographierte so auch per Körpersprache: Ich lächele Dich an und ich zeige Dir meine Zähne. Symbolisiert das Anlächeln eine freundschaftliche Gestimmtheit so zeigen die Zähne die Aggressionsbereitschaft. Die Zähne dienten nämlich den Menschen bis er Waffen erfand auch als Angriffswaffe: Damit kann ich Dich beißen! Es darf gemutmaßt werden, daß das menschliche Gebiß bevor die Domestikation des Feuers zum Herdfeuer zum Kochen gelang, sehr viel bissiger war als jetzt, da der Mensch nur Rohes zu essen hatte. Seine Zähne waren ihm wirklich eine Angriffswaffe.

Nur drückt das Lächeln in der Einheit mit dem damit verbundendem Zähnezeigen aus: Wir können friedlich miteinander umgehen, wenn Du das aber nicht willst: Ich kann auch anders und Dich beißen! Ein friedliches Miteinander wird so nur durch die angezeigte Drohung: Ich kann auch Dich beißen!, ermöglicht. Geht der Friede etwa nicht ohne diese Drohung des Beißenkönnens?

Leider ist es eine Tatsache, daß es wohl keinen Bereich des menschlichen Lebens gibt, in dem nicht gemobbt wird, auch wenn der Raum der Schule und der des Berufslebens dabei im Zentrum des Augenmerkes liegt.Frägt man nach dem typischen Opfertypus des Mobbings stößt man leicht auf diese bittere Wahrheit: Je wenger bissiger, zum Aggressiven geneigt wer erscheint, desto sicherer wird der zum Vorzugsopfer des Mobbings. Die Sanftmütigen, die Friedfertigen, die auf die eine Backe Geschlagenen, die dann noch ihre andere hinhalten sind die Vorzugsobjekte des Mobbings. Je mehr die dann noch duldend,erduldend das hinnehmen, je aggressiver wird gegen sie gemobbt. Ergo: Die Waffenlosen werden am meisten von ihren Mitmenschen mißhandelt. (Um dies einzugrenzen erfand die Natur für Kleinkinder das Kindchenschema, damit die Aggressionsneigung gegen die Schwächsten, die Kleinkinder so gehemmt wird!)

Aber gilt das auf der Microebene im zwischenmenschlichen und im gesellschaftlichem im Bureau und in der Schule auch für den politischen Raum? Selbstredend haben all diese Räume ihre Eigengesetzlichkeit: Menschen agieren im Privatleben anders als im Berufsleben oder im politischen Leben. (Zur Veranschaulichung: Man denke sich eine Schulsportstunde, in der zuerst die Schüler Fußball, dann Handball und dann Tennisball spielen: Wie unterschiedlich agiert in diesen 3 Spielen ein und derselbe Schüler!)

Für den politischen Raum gilt- so ungern Moralisten das auch akzeptieren wollen- , daß der Krieg ein Mittel der Politik ist. Weil es den politischen Willen zum Kriegführen gibt, gibt es auch die Mittel zu einer Kriegsführung: das Kriegsgerät. Eine Mystifikation ist deshalb die Aussage: Waffen führen zu Kriegen, denn der politische Wille zum Krieg erwirkt den Krieg. Aber es gilt auch, daß genügend Waffen der Politik zu Händen sein müssen, um einen Krieg führen zu können. Genügend bedeutet dann, daß die eigene Waffenstärke als ausreichend eingeschätzt wird, den politischen Feind militärisch besiegen zu können. Ein Staat, der über keine Kriegswaffen verfügte, wäre so stets der Gefahr ausgesetzt, daß Nachbarstaaten ihn bekriegen, weil sie wissen, daß der militärisch Angegriffene sich nicht verteidigen kann. Wehrlose Staaten stehen so in der Gefahr, mit Krieg überzogen zu werden. Je stärker ein Staat militärisch gerüstet ist, desto sicherer ist er vor Angriffskriegen. Waffenlosigkeit erhöht so dramatisch das Kriegsrisiko, wie die Sanftmut am Arbeitsplatz den Sanftmütigen zum Vorzugsobjekt des Mobbings werden läßt.


Also sind Waffen nötig, um Kriege zu verhindern, denn Kriege führt nur der,der davon ausgehen kann, daß er waffentechnisch-militärisch dem Zubekriegenden überlegen ist. Damit stehen wir nun aber vor der Paradoxie, daß die Kriegswaffen, die ein Angegriffenwerden verhindern, weil man sich verteidigen kann auch der notwendige Ermöglichungsgrund zum Kriegsführen sind. Um des Friedens willen muß also ein Gleichgewicht an Kriegswaffen vorhanden sein. 2 Menschen lächeln sich an und zeigen so auch wechselseitig ihre Fähigkeit zum Beißen- wechselseitig verzichten sie auf einen Angriff mit ihren Zähnen.


Frieden ohne Waffen schaffen“ ist so gesehen eine Parole, würde sie wirklich versucht, umzusetzen,die den Krieg zum Dauerzustand der Starken gegen die Waffenlosen werden ließ. Aber es gilt auch, daß durch Waffenlieferungen Kriege verlängert werden, weil nur mit den Kriegswaffen ein Krieg zu führen ist. Diese Problematik soll jetzt am Beispiel des jetzigen Ukrainekrieges veranschaulicht werden: Die ukrainische Regierung bekommt von der Nato viele Kriegswaffen geliefert. Es ist davon auszugehen, daß sie von einer beseeren Qualität sind als die russischen Waffen. So lehnte jetzt die ukrainische Regierung Waffenstillstandsverhandlungen mit dem Angreifer Rußland ab, weil sie auf ihren militärischen Sieg ob der Überlegenheit ihrer Nato-Waffen setzt. Das politische Ziel dieser Regierung heißt nun Sieg, das heißt, daß sie erst dann einen Frieden will, wenn sie militärisch ihre eigenen Kriegsziele als erreicht ansieht.In diesem konkreten Fall also prolongieren die westlichen Kriegswaffenlieferungen den Krieg, der sonst wohl, wenn keine der beiden Kriegsparteien mehr auf einen Siegfrieden hoffen kann, die Bereitschaft zu Friedensverhandlungen stärkte. Unter einem Siegfrieden ist dann zu verstehen, daß so lange der Krieg weitergeführt wird, bis daß alle politisch gesetzten Kriegsziele militärisch erreicht worden sind.

So kann es Fälle geben, wo ein Rüstungsexport einen Staat verteidigungsfähig macht und so den Frieden fördert, ein Kriegswaffenexport kann aber auch eine Kriegspartei im Vertrauen auf die so erlangte militärtechnische Überlegenheit zur Fortführung des Krieges ermutigen.Nur in diesem Falle würde dann die Parole gelten: Keine Waffenexporte würden zu einem schnelleren Ende des Krieges führen.

Aber prinzipiell gilt: Ein nicht sich verteidigen könnender Staat lebt in der großen Gefahr, mit Krieg überzogen zu werden wie auch die Sanftmütigen und Friedlichen am meisten gemobbt werden.

 

Merksatz:

Widersetzte sich niemand auch mit Gewalt dem Bösen. die Welt würde zu einer Hölle, in der allein die Gewaltmenschen triumphierten. 


 

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