Stehen wir vor einer geistlosen, geistvergessenen Kirche?
Wer die Bedeutung des Pfingstfestes für die Kirche verstehen will, der darf diese Aussage über das 1.Apostelkonzil der Kirche nicht überlesen: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen“. (Apg 15,28). Die zu entscheidende Materie war die Frage des Wies der Heidenmission. Die Apostel und die Presbyter debattierten diese Causa und entschieden dann – aber dann heißt es: Der Heilige Geist und wir beschlossen! Wo das historisch kritisch geschulte Auge nur eine Versammlung von Christen wahrnehmen kann, wo der demokratisch Gesonnene die ersten Anzeichen der Verklerikalisierung der Kirche wittert, weil hier nur noch die Amtsträger theologische Entscheidungen treffen, da bekundet die hl.Schrift, daß das primäre Subjekt dieses Beschlusses der Heilige Geist war.
Diese Aussage ist nun nicht exclusiv zu verstehen, als wenn zwar im 1.Apostelkonzil der Heilige Geist die Beschlüsse erwirkt hätte, daß aber es möglich sein könnte, daß alle Folgekonzile nur noch Versammlungen von „Klerikern“ gewesen wären, die rein menschlich allzumenschlich dann Beschlüsse verfaßt hätten. Ersr der Kirchendestrukteur Luther brachte die Parole auf, daß Konzilien der Kirche irren könnten, weil ihre Beschlüsse, ja ihre Dogmen blos rein menschliche Hervorbringungen seien.
Jeder kennt wohl das Spiel: „Stille Post“. Mehrere stehen in einer Reihe, mit recht viel Abstand zueinander. Der erste in der Reihe flüstert dem 2. eine Geschichte ins Ohr, der 2. dann dem 3. diese Geschichte usw. Irgendwann erreicht dann die erzählte Geschichte das Ohr des Letzten. Dann wird die Erstgeschichte mit der letzten Version verglichen: Wie sich die Geschichte doch verändert hat! Wenn die Geschichte der Konzilien, der Kirche im Laufe der Zeit eine rein menschliche Überlieferungs-geschichte gewesen wäre, hätte die jetzige Kirche, ihre Lehre wohl kaum noch eine Ähnlichkeit mit ihrem Ursprung. Von Konzil zu Konzil wäre das Evangelium vermenschlicht und so korrumpiert worden.
Damit so die Kirche sich vermenschlichend ihre ihr offenbarte Wahrheit nicht verdunkelt oder gar verliert, wirkt der Heilige Geist gerade in den Konzilien der Kirche, in dem Lehramt der Kirche, damit sie in der rechten Spur bleibt. Daß die Kirche in der Wahrheit bleibt in und aus ihr lebt, ist so nicht das Produkt frommer rechtgläubiger Versammlungen sondern die Frucht des Heiligen Geistes. Jede Kirchenzerstörung hebt somit dagegen mit der Behauptung an, daß der Heilige Geist nicht oder nicht mehr in ihr wirke. So versäkularisiert kann dann die ganze Kirchengeschichte als eine Aneinanderreihung von Irrtümern entlarvt werden. Statt das Wirken des Heiligen Geistes in dem Lehramt und den Konzilien anzuerkennen, wird dann ein „Geist“ konstruiert, der in einer Opposition zur Kirche stehen soll. Es soll ein Geist sein, der nun von außen kommend die Kirche kritisiere und eine Abkehr von der Tradition der Kirche einfordere. Die geistlos gewordene Kirche müsse sozusagen neu begeistert werden, in ihr müsse sich der Geist erst wieder neu einfinden. Wer so redet, negiert aber das Wirken des Hl. Geistes in der Kirche, in dem Lehramt und in den Konzilien. Dieser so kirchenkritisch herbeigeredete Geist kann aber nicht der Hl. Geist sein, denn dann widerspräche ja der Hl. Geist sich selbst.
Pointiert formuliert: Es gibt in der Kirche nichts Conservativeres als den Heiligen Geist, der die Kirche auf Kurs, in der Wahrheit hält.
Diese These muß zum Widerspruch aufreißen, denn das kritische Auge, überblickt es die Kirchengeschichte und analysiert ihren Jetztzustand, sieht fast nur menschlich-allzumenschliche Confusionen. Das ist aber gerade die Wahrheit der Kirche, daß sie ein Gemischgebilde ist: göttlich und menschlich zugleich. Da sie eben auch menschlich ist, ist sie immer auch ein Ort des Abweichens und des Vergessens der Wahrheit, aber da sie immer auch eine göttliche Institution ist, ist in ihr immer auch die Wahrheit präsent, lebt die in ihr wider alle menschlich allzumenschlichen Confusionen. Der tiefste Grund dieser Neigung zum Sichverirren ist die göttliche Gabe der Freiheit. Annullierte der Heilige Geist die menschliche Freiheit, würde er aus uns Menschen perfekt programmierte Roboter machen, die nur noch das Wahre denken und wirken würden, es ergäbe scheinbar eine vollkommene Kirche, aber es wäre eine menschenlose Kirche.Aber indem Gott dem Menschen die Freiheit gab, riskierte Gott auch den menschlichen Mißbrauch dieser Freiheit.Der Heilige Geist, der in der Kirche wirkende, ist nun aber der Garant dafür, daß die Kirche Jesu Christi immer in der Wahrheit bleibt, auch wenn noch so viele Rotten Korachs (4.Mose 16) mal wieder eine Kirchenrevolte anzuzündeln versuchen.
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