Samstag, 25. Juni 2022

Immer dem Zeitgeist hinterher hechelnd....

Immer dem Zeitgeist hinterher hechelnd...


Sollte das die heutige Kirche in Deutschland Auszeichnende in einem einzigen Satz ausformuliert werden, eine treffendere Beschreibung ließe sich wohl nicht finden. In der Falschübersetzung: „Selig, die keine Gewalt anwenden,denn sie werden das Land erben“ (Mt 5,5) triumphierte dieses Hören auf den Zeitgeist. Aus den „Sanftmütigen“ wurden die, die keine Gewalt anwenden. Daß Sanftmut nicht gleich Nicht-Gewalt-Anwenden ist, ist offenkundig; es hätte dann auch Moses nie der Sanftmütigste genannt werden können, hatte er doch selbst einen ägyptischen Aufseher getötet.

Aber ganz erfüllt von den Parolen der Friedensbewegung und ihres Pazifismus „übersetzte“ die ökumenische Einheitsübersetzung eben so. Daß diese Aussage nicht in Einklang zu bringen war mit der Bibel zu dem Problem der Gewalt interessierte diese Übersetzung auch nicht, hatte man doch hier Jesus als Pazifisten entdeckt, ganz zeitgeistkonform.

Aber was nun angesichts des Ukrainekrieges? Jetzt müßte übersetzt werden: Selig die, die zu den Waffen greifen im Kampfe gegen die Bösen, denn ihrer ist das Reich Gottes. Denn jetzt hören wir es jeden Tag aus kirchlichem Munde, nicht nur auf Kath de, sondern auch auf Kath net und der „Tagespost“ in erstaunlicher Eintracht: Wir müssen den Ukrainern Waffen, Waffen liefern, damit sie damit den Krieg gegen Rußland gewinnen. Rußland sei böse, weil es einen Angriffskrieg führe gegen die Ukraine. Die seien nun die Guten, die sich des Angriffskrieges erwehrten und darum müsse der Westen unter der Führung der USA jetzt den Ukrainern so viel an Kriegsgerät ausliefern, daß die guten Ukrainer den Krieg gegen die bösen Russen unter ihrem „Führer“ Putin gewönnen. Da Putin genaugenommen eine Reinkarnation des Kriegsverbrechers Hitler sei,ist der Krieg der Ukraine eben ein guter Krieg.

Aber was bleibt dann von der Bergpredigt übrig, die doch den christlichen Pazifismus so sehr beflügelte? Nein, die immer noch in der Einheitsübersetzung vorfindliche Übersetzung muß schnellst möglichst revidiert, der neuen politischen Lage eingepaßt werden: „Selig sind die, die Gewalt anwenden gegen die Bösen!

Aber warum sind denn nun die Russen die „Bösen“? Weil sie einen Angriffskrieg führen? Aber der amerikanische Angriffskrieg gegen Afghanistan war doch kein böser Angriffskrieg und deshalb beteiligte sich doch auch die Deutsche Armee an ihm. Als England und Frankreich Deutschland 1940 den Krieg erklärten, war das nicht auch ein Angriffskrieg? Es gab keinerlei Hinweis darauf, daß Deutschland beabsichtigte, gegen diese 2 Länder einen Krieg zu führen. Aber diese 2 wollten doch nur dem von Deutschland angegriffene Polen zur Hilfe kommen mit ihrem angekündigten Kriege. Warum erklärten dann diese 2 nicht auch Rußland den Krieg, denn Stalin griff ja auch Polen an, gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt? Aus einem simplen Grunde unterblieb eine Kriegserklärung gegen Stalin, wollten doch England und Frankreich die Sowjetunion als Kriegspartner gegen Deutschland gewinnen. Aber trotzdem: Der Deutschland erklärte Krieg war ein gerechtfertigter, weil hier die Guten gegen die Bösen Krieg führen wollten.

Also nicht weil wer einen Angriffskrieg führt, ist er der Böse, sondern ein Angriffskrieg ist nur dann ein böser Angriffskrieg, wenn er von Bösen geführt wird. Als die Amerikaner Afghanistan bekriegten, reichte der Vorwand die Behauptung aus, daß die afghanische Regierung den Terroristen bin Laden unterstütze, obzwar zu dem Zeitpunkt des Militärangriffes es keinen Beweis dafür gab, daß bin Laden der Verantwortliche für den 11.9. war noch dafür daß die afghanische Regierung bin Laden helfe. Wenn aber eine führende ukrainische Politikerin erklärte: „Gebt uns Waffen, damit wir die Russen abschlachten“, dann ist das kein legitimer Angriffsgrund, auch wenn die Ukrainische Regierung die sich von der Ukraine unabhängig erklärten russischen Gebiete militärisch angreifen ließ und diese dann Rußland um einen Militärbeistand gegen die ukrainischen Aggressoren baten.

Aber warum sich mit einer so komplexen Materie beschäftigen, mit den 3 Ebenen dieses Ukrainekrieges: der Ebene des innerukrainischen Konflikt zwischen den Mehrheitsukrainern und den sich diskriminiert ansehenden Minderheitsrussen, der Ebene des sehr komplizierten Verhältnisses von Rußland zur Ukraine und der des Konfliktes zwischen der Nato unter der Führung der USA und Rußland,der 1945 als „Kalter Krieg“ anfing.


Viel einfacher fällt es da doch, sich dem westlichen Standpunkt anzueignen: Die Russen sind seit 1945 die Bösen und darum kämpfen wir zu recht gegen sie. Vordem waren sie ja noch die Guten, solange sie gegen Hitler kämpften, aber das änderte sich, aber genaugenommen kämpft der Westen ja immer noch nur gegen Hitler, den Putin ist ja nur ein Wiedergänger dieses Kriegsvebrechers. Die Katholische Kirche Deutschlands schließt sich nun – wen wundert es- umstandslos der amerikanisch-westlichen Sicht an, ganz der Deutschen Regierung folgend. Dabei gerät sie nun aber auch in dieser Causa in einen Widerstreit zur Rom, den Papst Franziskus urteilt hier viel differenzierter und hält fest an dem Ziel einer diplomatischen Lösung, während bei uns die militärische Lösung auf dem Schlachtfeld präferiert wird. Darum heißt es nun: Selig, wer der Ukraine zu den Kriegswaffen für den Endsieg verhilft!





 

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