Samstag, 18. März 2023

Zum Kampf der Theologie wider Gott- Domestikationsversuche

Zum aKmpf der Theologie wider Gott Eine der größten Versuchungen der Theologie, der Wille, Gott nach unseren menschlich, allzumenschlichen Bedürfnissen umzuformen: Wenn es schon einen Gott gibt, der den Anspruch erhebt als Gott unser Herr zu sein, dann hat er gefälligst so zu sein, wie wir uns ihn wünschen, so zu sein, daß er uns akzeptabel ist. Nur erweist sich da die hl.Schrift oft als sehr widerborstig, denn in ihr wird mehr als es den Lesern lieb und hinnehmbar ist, von Gott etwas mehr als Anstößiges ausgesagt. Lautet vielleicht der Geheimauftrag der Theologie, Gott von solchen Anstößigkeiten zu purifizieren? Beim Propheten Jeremia steht geschrieben: „jam enim placatus sum super malo quod feci vobis“= denn schon bin ich versöhnt durch das Leid,welches ich euch angethan habe.“ (42,10) Gott selbst tut seinem Volke Israel ein Leid an, es könnte auch mit: „ein Übel“ übersetzt werden, weil es wider ihn gesündigt hatte. Darum ist Gott nun versöhnt und somit wieder bereit, seinem Volke gut zu sein. A.Arndt (Vulgata, 2.Band 1903) kommentiert dies in der dazugehörigen Fußnote so: „Denn meine Gerechtigkeit ist versöhnt durch die Strafe, die ihr erlitten.“ Der Gott des Alten Bundes ist genau der, den auch Jesus Christus verkündigte, der den Kreuzestod seines Sohnes als Versöhnung seiner Gerechtigkeit forderte. So gehört es fast zum guten Ton, diese Wahrheit zu reprobieren. Stellvertretend für viele: Die „traditionelle Antwort sagt: Christus mußte leiden,weil die Sünden als Beleidigung Gottes verstanden,nur durch Blut wieder gutgemacht werden konnten. Diese Aussage ist falsch,so verbreitet sie auch in der Katholischen Kirche gewesen sein mag.“ (in: Credo. Glaube und Bekenntnis der Christen Bd 1, Medienprojekt zum Katholischen Erwachsenen-Katechismus, 1987, S.123) Gottes Gerechtigkeit verlangt eben keine Sühne, keine Versöhnung und schon gar nicht strafe Gott. Woher weiß man das? Vom Zeugnis der hl. Schrift her gibt es dafür keine Berechtigung. Wenn diese Verwerfung dieser traditionellen Vorstellung mit der Behauptung eines Fortschrittes in der Gotteserkenntnis legitimiert werden sollte, dann müßte unter diesem Fortschritt ein Sichentfernen von dem Gott der Bibel gemeint sein hin zu einer Gottesvorstellung, wie Er uns eben gefällt. Wie viel Kreativität wird nun aufgewandt, um das Kreuzesleiden als Strafe Gottes zum Verschwinden zu bringen, etwa durch die ganz tiefsinnige Feststellung, daß Jesus eben als ein ganz guter Mensch von den weniger guten als Ärgernis empfunden getötet wurde. Aber nun wird es noch komplizierter, denn die kommentierende Fußnote merkt an, daß der hebräische Text so lautete: „denn es reuet mich des Unglücks,das ich über euch gebracht.“ So gibt die Einheitsübersetzung den Text dann auch in einem moderneren Deutsch wider. Es reute Gott. In der mehr als hörenswerten „philosophischen Gotteslehre“ des Tübinger Professors J.Brachtendorf (2015/16) heißt es dazu lapidar, daß hier die philosophische Gotteslehre diese biblische Bibelaussage kritisieren müsse, da diese Aussage nicht kompatibel sei mit der philosophischen Vollkommenheitslehre Gottes. Die Philosophie eines Aristoteles habe so die Gottesaussagen der Bibel zu normieren: Was Aristoteles widerspricht, kann in der Gotteslehre nicht wahr sein. Der Jesuit Arndt kann die Reue Gottes auch nicht stehen lassen, indem er sie so eskamotiert: Reue, „d.i.ungern habe ich über euch geschickt,was euch getroffen.“ Der große altkirchliche Apologet Lactantius stand vor dem gravierenden Problem, daß zeitgenössische Philosophen die christliche Religion als unwahr beurteilten, weil in dem heiligen Buch dieser Religion Aussagen über Gott getätigt würden, die unmöglich wahr sein könnten, etwa die, daß Gott zürne. Der Vernunft widerspräche diese Gottesprädikation. Nur was sagt das über diese Vernunft aus, wenn nicht dies, daß der durch dies vernünftige Denken konstruierte Gott der ist, wie wir Menschen ihn uns wünschen als einen, der uns nicht zürnt, wenn wir wider ihn sündigen. Lactantius, überzeugt von der Wahrheit der Bibel, widerlegte nun diesen philosophischen Einwand, indem er darlegte, daß zum vernünftig gedachten Gott denknotwendig die Aussage seines Zornes dazugehöre, daß so die philosophischen Kritiker nicht philosophisch dächten. Heutzutage praktiziert die Theologie es anders: Was dem heutigen Zeitgeist an biblischen Gottesaussagen mißfällt, wird wegtheologisiert. Sicher, die Frage, wie ist die Aussage, Gott könne etwas reuen,zu begreifen, ist für das theologische Denken wirklich eine Herkulesaufgabe, der man sich aber nicht durch ein bloßes Wegzensieren dieser Bibelaussage entziehen kann und darf. Ich versuche dafür eine Lösung zu konstruieren, indem ich unterscheide zwischen Gottes Handeln gemäß der Gerechtigkeit und seinem Handeln gemäß seiner Gnade. In seiner absoluten Freiheit kann Gott nach der einen oder nach der anderen Ordnung, der der Gerechtigkeit oder der der Gnade agieren. Seinen freien Entschluß, in diesem Falle nach der Ordnung der Gerechtigkeit zu handeln, kann Gott in seiner Freiheit auch wieder revidieren, das wäre seine Reue. Gott regiert eben nicht wie ein konstitutioneller Monarch sondern als absolutistischer Gott, der in seiner Lebendigkeit sich selbst nicht fixiert sondern ungebunden bleibt an seine Entscheidungen, sodaß er gar die von ihm selbst gewollte Schöpfung revozieren wollte durch die Sintflut, aber um des Opfers Noahs willen auf die Nichtung seiner Schöpfung verzichtete. Wenn der späte Heidegger nach seiner „Kehre“ den metaphysischen Gott als den Tod Gottes kritisierte. (vgl dazu die vortreffliche Gotteslehrevorlesung Professors Brachtendorfs, im Internet auffindbar, 41 Vorlesungen), dann könnte da eine Spur Wahrheit enthalten sein, daß zumindest diese philosophische Gotteslehre im Geiste Aristoteles Gott verentlebendigt, daß er mehr einem toten als einem lebenden Sein gleicht: Gott kann ob seiner Vollkommenheit fast gar nichts mehr: nicht zürnen, nicht mitleiden, nicht sich reuen usw. Gott trüge so in sich eine Natur, seine, die ihn so determiniere, daß er all dies und noch viel mehr nicht vermöge, sodaß das die Frage provozieren muß: Woher hat denn Gott diese ihn so determinerende Natur her? Ist er einfach durch sich selbst so determiniert, dann gliche er damit jeder Kreatur, die sich als durch ihre Natur bestimmte Kreatur forfindet. Damit würde Gott aber als eine Kreatur und nicht als Gott gedacht. Aber ein so determiniert gedachter Gott gefällt der Theologie eben mehr als ein als Freiheit gedachter Gott, dem sogar etwas reuen kann und der für ein Sündigen wider ihn auch eine Strafe verlangen kann und somit nicht durch seine Liebe dazu determiniert ist, alles und jedes vergeben zu müssen.

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