Freitag, 24. März 2023

Muß die Nato in den Ukrainekrieg eingreifen? Auch ein Beitrag zur Kriegstheologie

Muß die Nato in den Ukrainekrieg eingreifen? Die Internetseite: Zuerst meldete dazu am 22.März 2023: Polen auf Harakiri Kurs: Wir müssen in den Ukraine-Konflikt eingreifen. „Polen auf halsbrecherischem Kurs: der polnische Botschafter in Frankreich, Jan Emeryk Rościszewski, hat sich als erster hochrangiger NATO-Politiker unverhohlen für einen Kriegseintritt seines Landes in der Ukraine ausgesprochen. Die NATO wäre spätestens mit einem solchen Schritt schlagartig Kriegspartei. „Entweder, die Ukraine kann sich verteidigen, oder wir müssen in den Konflikt eingreifen“, sagte Rościszewski jetzt in einem Interview des französischen Nachrichtensenders.“ Ob die Nato nicht schon längst zu eine Kriegspartei geworden ist angesichts der massiven Unterstützung durch die Lieferung an Kriegswaffen an die Ukraine, darüber läßt sich diskutieren, aber unstrittig ist, daß dieser von der polnischen Regierung vorgeschlagene „Eingriff“ faktisch den 3.Weltkrieg eröffnen würde. Eine kleine historisch politisch nicht korrekte Erinnerung: In dem nach dem 1.Weltkrieg neu gegründetem Polen herrschte die Meinung vor, daß das Polen zugestandene Territorium für ihr Volk zu klein zugemessen sei, sodaß intensivst über eine West- und/oder Ostexpansion nachgedacht wurde. Eine sehr fundierte Darstellung dazu bietet der Historiker Stefan Scheill: Polens Zwischenkrieg, 2022. Im April begann Polen so eine militärische Großoffensive durch das durch die Revolution geschwächte Rußland und eroberte im Mai 1920 Kiew. Es sollte Polen eingemeindet werden. Der Friedensvertrag von Riga im Jahre 1921 beendete dann diesen polnisch-russischen Krieg mit beachtlichen Gebietsgewinnen für Polen. Wikipedia schreibt dazu in seinem Artikel über diesen Frieden: „Die polnische Grenze verlief nun weit östlich der Curzon-Linie, stellenweise bis zu 250 km östlich des geschlossenen polnischen Sprach- bzw. Siedlungsgebietes. In großen Teilen der abgetretenen Territorien lebten mehrheitlich jeweils Ukrainer bzw. Weißrussen und damit waren dort polnische Einwohner in der Minderheit. Die mit dem Vertrag in den polnischen Staat integrierten Gebiete waren ethnisch sehr heterogen Während sich in den Großstädten, wie z.B. Lemberg eine polnische Mehrheit befand, waren demgegenüber in der Landbevölkerung Ukrainer oder Weißrussen sowie Litauer, Polen, Weißrussen und Ukrainer die größten Ethnien, wobei keine von ihnen im Gesamtgebiet die Mehrheit stellte.“ Sollte etwa das neue Engagement Polens in dieser Traditionslinie der Ostexpansion Polens zu verstehen sein? Nicht jeder, der sich um Freiheitsrechte anderer einsetzt, ist dabei ganz frei von eigenützigen Interessen. Nach dem 2.Weltkrieg konnte Polen seine Westgrenze weit nach Westen auf unsere Kosten verschieben und so die vor dem 2. Weltkrieg formulierten Kriegsziele weitestgehend verwirklichen. Aber im Osten mußte Polen Gebiete an Rußland abtreten. Ein geschwächtes Rußland könnte so Hoffnungen auf eine Ostexpansion erwecken. Ob dafür Polen einen 3.Weltkrieg in Kauf nehmen möchte? Der Eindruck läßt sich wenigstens nicht wegwischen, daß es dem Westen nicht mehr um die Wiederherstellung der Souveränität der Ukraine geht sondern um einen Krieg gegen Rußland mit dem Ziel eines politischen Umsturzes in Rußland. Ob da die polnische Regierung wohl klamheimlich hofft, ihre Ostgrenzen nach Osten verschieben zu können? Könnte man nicht noch mal in Kiew einmarschiern? Aus theologischer Perspektive ist eines sehr bedenklich: daß die Epoche der Diplomatie, als man darauf setzte, möglichst alle zwischenstaatlichen Konflikte auf dem Verhandlungstische zu lösen sind, beendet ist. Der Krieg erlebt als Mittel der Politik eine neue Renaissance. Der Feind, den es zu bekriegen gilt, mit dem man nicht mehr redet außer in der Sprache der Waffen, ist klar definiert, das ist Rußland und als Zweitoption dann China. Bisher macht diesen Kurswechsel der Vatican noch nicht mit, denn er setzt weiterhin auf den Primat der Diplomatie, er setzt auf die Möglichkeit eines Verhandlungsfriedens, im deutlichen Kontrast zu den katholischen Stellungnahmen aus Deutschland, die sich ganz und gar den Natostandpunkt zu eigen machen. Waren einst Friedensbewegte gern gesehene Gäste auf jedem Kirchentag, gehörte der Antimilitarismus zum Credo der Katholiken Deutschlands, so macht man jetzt seinen Frieden mit dem Krieg! Die Ukraine soll den Krieg gewinnen und politisch setzt man auf den Sturz der russischen Regierung, damit endlich auch in Rußland die westlichen Werte ihre Anerkennung finden. Die Putin-Diktatur verwehrt doch tatsächlich Homosexuellen die Ehe- wenn das kein Kriegsgrund ist! Daß eventuell Polen dabei noch sein Sondersüppchen kochen will, widerspricht dem ja nicht. Wird die Nato direkt militärisch in den Ukrainekrieg intervenieren? M.E nicht: Die Nato wird so viel an Kriegsunterstützung leisten, daß dieser Krieg so lang andauern kann bis er zum Umsturz in Rußland führt, hoffend daß dann wie am Ende des 1.Weltkrieges der Zar nun Putin wegrevolutioniert wird jetzt durch einen prowestlichen Putsch. Die Kriegstheologie zeichnet sich dabei durch die Bejahung des Feindbildes aus, daß in diesem Kriege die nur Bösen gegen die rein Guten kämpfen und daß man den bösen Putin nicht verstehen darf, weil das schon eine Fraternisierung mit ihm wäre, sondern daß der Feind nur noch militärisch zu bekämpfen ist.

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