Mittwoch, 1. März 2023

„Was soll an den Leiden Christi noch fehlen? Rätselhafte Schriftstellen“

„Was soll an den Leiden Christi noch fehlen? Rätselhafte Schrift-stellen“ So frägt Pater F.Prosinger (Informationsblatt der Priester-bruderschaft St. Petrus, März 2023, S.3) Das Rätselwort lautet nun: „Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch,und ergänze das in meinem Fleische, was an den Leiden Christi noch mangelt, für seinen Leib,welcher die Kirche ist. Kol, 1,24 Prosinger möchte das Fehlen nun interpretieren durch die Differenz von dem objektiv gewirkten Heil durch das Leiden Christi und der subjektiven Aneignung des Heiles. Zur Veranschaulichung des damit Gemeinten: Ein Mittagsessen ist der objektive Ermöglichungsgrund meiner Sättigung, wenn ich das Essen subjektiv mir aneigne, indem ich es aufesse. Dann würde Paulus hier aussagen, daß er durch sein Leiden das Leiden Christi sich so aneignet, daß das Leiden Christi ihm zum Heile gereicht. Dieser Ausdeutung steht aber einerseits entgegen, daß der Apostelfürst nirgends sonst sagt, daß das objektive Heil wir uns durch unser Leiden anzueignen hätten.Der in Liebeswerken tätige Glaube eignet sich das am Kreuze objektiv gewirkte Heil an, nicht aber unser Leiden. Andererseits käme diese subjektive Aneignung nur Paulus zugute,nicht aber der Kirche als Ganzer. Die müßte sich dann ja auch noch durch ihr Leiden das Heil aneignen. Die von Prosinger vorgeschlagene Deutung insistiert auf die Alleingenügsamkeit des Leidens Christi für das Heil der Kirche, aber so wird sie doch der paulinischen Aussage des Mangels nicht gerecht. Da diese Aussage eine der Hl. Schrift ist, dürfen wir nun nicht meinen, hier habe sich der Apostel geirrt. Wie könnte also der Mangel des Leidens Christi begriffen werden? Einen Umweg schlage ich jetzt vor, um dafür eine Antwort zu finden: Warum gibt es Christen, die im Fegefeuer noch ihre Sünden abbüßen müssen, obzwar Gott ihnen vergeben hat? Oder:Warum sollen wir beten: Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern? Könnte nicht gegen dies Gebet eingewandt werden, daß da uns Gott um des Leidens Christi willen die Sünde vergibt, bräuchten, ja könnten wir gar nicht mehr einem Mitchristen vergeben, weil ihm ja schon von Gott seine Sünden vergeben sind? Hier könnte diese Differenzierung weiterhelfen: Jede Sünde ist eine wider Gott und das Leiden Christi ist der objektive Ermöglichungsgrund dafür, daß wir diese Erlösung uns subjektiv aneignen, sodaß sie uns vergeben werden. Aber eine Sünde kann auch ein Sündigen wider Menschen sein. Jesus hat dem reumütigen Mörder am Kreuze seine Sünde wider Gott vergeben und verheißt ihm so, daß er heute noch in das ewige Leben eingehen wird. Aber er erläßt ihm nicht den Kreuzestod. Er stirbt am Kreuz den Tod, den der Mörder als für seine Untaten angemessen akzeptiert. Der Mörder hat eben auch gegen Menschen schwer gesündigt. Dies Sündigen wider Menschen vergibt Jesus nicht einfach, sondern bejaht es, daß er dafür bestraft wird. Im Fegefeuer würden dann die Sünden, insofern wir gegen Menschen gesündigt hatten, abgebüßt, denn die Sünden wider Gott sind uns ja vergeben. Ein Beispiel möge die Relevanz dieser Unterscheidung veranschaulichen: Gesetzt den Fall, ein Priester beichtet, daß er eine Frau vergewaltigt habe, dann kann ihn diese Sünde im Beichtstuhl durch einen Priester vergeben werden, aber die Kirche wird darauf insistieren, daß wenn diese Untat bekannt wird, daß er dafür durch ein weltliches Gericht dafür bestraft wird, obzwar dem Täter diese Sünde vergeben worden ist in der Beichte. Für seine Sünde wider die Frau würde er dann bestraft werden, auch wenn sie ihm als Sünde wider Gott vergeben ist. Aber diese Differenzierung hilft für das Verstehen der obigen Paulusaussage nicht viel weiter, denn so kann nur geklärt werden, warum dem Leiden Christi tatsächlich ein Mangel innewohnt, aber nicht, warum dann das Leiden des Apostels der ganzen Kirche zugute kommt, es käme so nur dem Apostel zugute. In der Bergpredigt lehrt uns Jesus Christus: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Mt 5,20) Was nun, wenn die Gerechtigkeit eines Christen im Gericht Gottes sich als nicht so groß, wie hier gefordert, erweist? Die Katholische Antwort lautet: Den Gliedern der Kirche kommt dann der Gnadenschatz der Kirche zur Hilfe: Aus ihm wird ergänzt, was dem Einzelglied der Kirche an Gerechtigkeit fehlt. Nun liegt es nahe, das Kreuz Christi bedenkend, zu urteilen, daß dieser Gnadenschatz ausschließlich von Jesus Christus erwirkt ist. Aber so ist es nicht: Im Gnadenschatz sind auch alle guten Werke der Heiligen enthalten, die so auch als Verdienste der Kirche zukommen. Dann könnte dieser Mangel am Kreuzesleiden Christi so gedeutet werden: Gott will, daß auch die verdienstlichen Werke etwa des Apostels Paulus, auch wenn sie im Leiden bestehen, das er um Christi willen auf sich genommen hat, der Kirche zugute kommen. Der Gnadenschatz würde zur Vergebung aller Sünden wider Gott reichen, aber Gottes Wille ist es, daß der Gnadenschatz zudem durch gute Werke von Menschen angefüllt wird. Gott beruft eben in besonderer Weise Menschen in die Kreuzesnachfolge, etwa den stigmatisierten Pater Pio, damit sie ihr Leiden einbringen in den Gnadenschatz der Kirche zum Heil der Kirche. Dieser Gnadenschatz der Kirche gehört so zur objektiven Seite der Erlösung, die dann subjektiv anzueignen ist, er kommt dann aber bei einer defizitären Aneignung den Gliedern der Kirche zugute. Dieser Mangel wäre so kein objektiver, sondern gründete sich allein in Gottes Willen, daß in diesem Gnadenschatz auch menschliche Verdienste einfließen sollen. Dies ist nur ein Versuch, wer einen besseren kennt, möge den anzeigen! Zusatz: Es sei an Therese Neumann, der Heiligen aus Konnersreuth erinnert, deren Leiden Armen Seelen eine Hilfe war.

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