Montag, 20. März 2023

Ach, die Crux mit der Seele... Modernismus in der Kirche?

Ach, die Crux mit der Seele... Modernismus in der Kirche? „Eine „Theologie des Leibes … muss also gerade Theologie der Einheit des Menschen als Geist in Leib und Leib in Geist sein“. Diese Worte Ratzingers scheinen 55 Jahre später so relevant wie nie. Leibfeindlichkeit ist zutiefst dort gegeben, wo der Leib ohne Seele und die Seele ohne Leib gesehen wird. Genau hier ist die erste Verwobenheit der Theologie des Leibes von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. zu erkennen. Die Voraussetzung einer Theologie des Leibes, die dem Leib eine theologische Relevanz zuschreibt, ist die unverbrüchliche Einheit der geistigen Seele und des Leibes.“ So ist es in der „Tagespost“ am 18.3.2023 zu lesen: „Leib,Liebe,Familie“. Wenn dann gar für diese Leibtheologie so anerkannte Päpste wie Johannes Paul II und Papst Benedikt XVI als geistige Väter benannt werden können, muß das wohl was recht Katholisches sein. Wie beeindruckend doch die Rede von der unverbrüchlichen Einheit der geistigen Seele und des Leibes klingt. Wieso eigentlich: und?-müßte es nicht eher:mit heißen. Der Leib ist doch aus vielen Teilen zusammengesetzt und spätestens gestorben löst sich diese Einheit auf, ja manche Menschen verlieren schon zu Lebzeiten einige Körperteile, Arme oder Beine und viele laufen kopflos durchs Leben.Nur von einer unteilbaren Einheit der Seele könnte so doch nur gesprochen werden, da sie als rein Immaterielles nicht teilbar ist. Also meint diese neue Leibtheologie, daß die Seele unlöslich mit dem Leibe verbunden sei. Nur, der Sohn Gottes, die höchste Autorität wußte von dieser Einheit noch nichts! Er verhieß ja dem reuigen Sünder, einem der Mitgekreuzigten: „Heute noch wirst Du im Paradiese sein!“ (Lk 23,41-43) Unbestreitbar wird sein Leib begraben und so in der Erde liegen und doch verheißt ihm Jesus Christus, daß er gleichzeitig im Paradiese sein wird. Da beide Aussagen wahr sind, gibt es dafür nur eine Erklärung: Sein Leib liegt im Grabe, seine Seele dagegen ist im Paradiese.Das ist aber nur möglich, wenn die Seele sich von ihrem Leibe trennen und dann im Jenseits selbstständig leben kann. Die Bibel setzt zudem die Trennbarkeit der Seele von ihrem Körper in der Vorstellung von der Unterwelt voraus. Jesus ist ja nach seinem Kreuzestod in diese Unterwelt hinabgestiegen, um die in ihr gefangenen Seelen durch die Predigt des Evangeliumes zu retten. (1.Petrus, 3,19f) Aber es kommt für diese Leibtheologie noch schlimmer: Der Apostelfürst Paulus schreibt über seine Sehnsucht nach dem postmortal jenseitigen Leben, daß „wir fern vom Herrn in der Fremde leben, solange wir in diesem Leibe zu Hause sind.“ (2.Kor 5,6), ja er sehnt sich danach, „aus dem Leibe auszuwandern“. (2.Kor 5,7) Paulus hofft dann zwar gegen die Position der gnostisch denkenden Christen in Korinth, daß er, wenn er den irdischen Leib hinter sich gelassen hat, nicht nackt sondern mit einem himmlischen Leibe überkleidet ewig leben wird, aber dieser irdische Leib wird nicht in das Paradies eingehen, sondern entweder in verwandelter Gestalt oder in einer ganz neuen. Die Identität des irdischen Menschen mit ihm im ewigen Leben ist so allein der unsterblichen Seele verdankt. Nein, die christliche Anthropologie lehrt ein dualistisches Menschenverständnis, wobei die Einheit der Seele mit dem Leibe durch den Tod beseitigt wird, weil nur die Seele in das ewige Leben eingeht zumindest bis zur allgemeinen Auferstehung im Endgericht. Wenn also der Mensch von seinem Wesen her dualistisch ist, stellt sich die Frage nach dem Primat: Wer regiert den Menschen? Der Leib die Seele oder die Seele den Leib und wer soll wen regieren. Nicht erst Aristoteles lehrt mit seiner Definition des Menschen als Vernunftwesen, daß er ein durch die Vernunft regiert werdendes Wesen ist, bzw sein soll. Schon Platon expliziert dies überzeugend. Es sei an die grundlegende Erkenntnis Platons erinnert, daß wie die Seele den Leib so der Staat das Volk regieren solle. Die traditionell dualistische Anthropologie der Kirche basiert so auch in der vernünftigen Erkenntnis des Menschen und nicht nur in der Offenbarung. Die offenbart uns nun aber auch eindeutig den Menschen als dualistisch Konzipierten im Gegensatz zu den Engeln, die reine Seelen sind. Eine materialistische Anthropologie dagegen versteht das Seelenvermögen ja nur als ein Instrumentarium des Leibes, die Bedürfnisse des Leibes besser zu befriedigen: der Geist bringt eben Kochbücher hervor. „Unser Leib ist daher nichts Akzidentielles, nichts Zufälliges, nichts Objektivierbares, sondern personale Realität.“ Wenn das eine Zentralthese dieser neuen Leibtheologie sein soll,muß ihr klar widersprochen werden. Selbstverständlich wird der Leib des Menschen objektiviert und ist somit auch objektiverbar, weil alles Erkannte durch den Akt des Erkennens zum Objekt des Erkennens wird. Wäre der Leib nicht für den Menschen etwas Akzidentielles,wären alle Heiligen, auf deren Fürsprache wir vertrauen, außer der Mutter Gottes, die ja leiblich in den Himmel aufgenommen wurde, keine Menschen mehr, da sie im Himmel leiblos sind! Zufällig ist nun aber in Gottes Schöpfung nichts, weil alles so ist, wie Gott es geschaffen hat,wobei dann aber ob der Freiheit des Menschen vieles in der Schöpfung sich ereignen kann, das nicht Gottes gutem Willen entspricht. Es drängt sich so der Verdacht auf, daß diese neue Leibtheologie doch zu viele Zugeständnisse an die Ideologie des Materialismus macht und die mit dieser neuen Theologie konfundierte Philosophie des Personalismus auch auf schwachen Füßen steht, wird sie dem Menschen als Zoon politicon nicht gerecht. (Vgl: Aristoteles) Corollarrium Das Verdrängen des Dualismus von Seele und Leib wirkt sich dann auch negativ auf auf die Beurteilung der Cyborgisierung des Menschen wie auch auf die Beurteilung der Möglichkeiten künstlichen Befruchtung aus. Der Verteufelung der Technik korreliert eben die Apotheose des natürlichen Körpers des Menschen.

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