Donnerstag, 23. März 2023
Zu den Hintergründen des jetzigen Zerfalls der christlichen Religion und der Kirche
Zu den Hintergründen des jetzigen Zerfalls der christlichen Religion und der Kirche
Dies Narrativ erfreut sich im theologischen Diskurs großer Beliebtheit: So wie es einen allgemeinen kulturellen Fortschritt gibt, der uns aus dem Dunkel des Mittelalters herausführte in das Licht der Aufklärung, auch wenn punktuelle Rückfälle ins Barbarische sich ereigneten, wie der Hitler-Faschismus, so gibt es auch einen in der Theologie und somit auch in der Kirche, auch wenn dann diese nicht immer zeitnah die Fortschritte der Theologie und der sonstigen Wissenschaften mitvollzieht.
Dies Fortschrittsmodell dominiert ja den kirchlichen Diskurs über die Homosexualität und über die Geschlechterdifferenz, daß all das früher dazu Ausgesagte in der Bibel und in der Lehre der Kirche überholt sei. Weil es gestern wahr war, kann es heute nicht mehr war sein!
Aber nicht nur Aussagen in der Peripherie der christlichen Religion seien so als veraltet und überholt anzusehen,sondern auch viele Gottes-vorstellungen. Ja, die denknotwendige Voraussetzung eines Überholtseins von geoffenbarten Wahrheiten, etwa über die Zweigeschlechtigkeit des Menschen mit ihrer spezifischen Geschlechterdifferenz, ist ja,daß es sich gar nicht um offenbarte Wahrheiten handle, daß die Bibel und die Lehre der Kirche nur zeitbedingte Vorstellungen über Gott und die Welt uns dokumentiere. Die Geltungsansprüche der Wahrheiten der christlichen Religion werden so durch die Kritik ihrer Genese dekonstruiert: Das alles sei ja nur zeitbedingt und so veränderbar, wenn die Zeit voranschreitet.
Die Aufklärung befreite so aus dem Dunkel des Mittelalters, nur daß die Katholische Kirche immer noch nicht in der Moderne, dem Produkt der Aufklärung angekommen sei- darum müsse sie sich jetzt modernisieren. So lautet das Credo des Synodalen Weges, das so die Überwindung der alten katholischen Theologie und der Kirche einfordert.
Was für schrecklich Vormodernes steht doch auch in der Bibel! Etwa sagt der Prophet Jeremia:
„Ecce ego ponam faciem meam in vobis in malum: et disperdam omnem Judam“= Sehet, ich richte mein Angesicht gegen euch zum Unheil, und werde ganz Juda vertilgen. (44,11) „disperdam“ würde ich eher mit: „ich möchte vertilgen“ übersetzen.
Warum möchte das Gott, der Gott Israels, der so auch der Gott Jesu Christi und der Gott seiner Kirche ist? Weil Gott so die Sünden seines Volkes strafen will, da er ein gerechter Gott ist. Gott will ein malum, ein Unheil für sein Volk. Das bezeugt so nicht nur der Prophet Jeremias, denn die ganze hl.Schrift bezeugt Gott als gerechten Gott, der sein Volk wie auch den einzelnen Sünder strafen will.
Wer daraufhin die zeitgenössische Theologie und die aktuelle kirchliche Praxis befrägt, wird konstatieren, daß der Gott der Gerechtigkeit fast völlig aus ihr entschwunden ist. Gott soll nur noch der Gott der Liebe sein. Das sei die einzig der Aufklärung gemäße Gottesvorstellung. Daß Gott als der Gerechte strafe, sei eben eine Negativphantasie des finsteren Mittelalters, in der die Kirche die Gläubigen mit solchen Phantastereien verängstigt und zum Gehorchen gezwungen habe. Genau genommen könnte die ganze Geschichte der Kirche als die eines geistigen Mißbrauches Gottes rekonstruiert werden, in der sie mit dieser Drohbotschaft, wie es aus dem Munde von: „Wir sind Kirche“ seit langem tönt, die Kirchenglieder unterdrückt habe. Aber das Licht der Aufklärung mit ihrem Gott, der nur noch die Liebe sei, beende nun dies finstere Mittelalter auch in der Katholischen Kirche, indem es nun auch dank des Synodalen Weges mit ihren Lichttheologen in die dunkle Kirche hineingetragen würde.
Aber ist es denn wirklich evident, daß der vernünftig gedachte Gott nur der Gott der Liebe sein kann, der so völlig indifferent zu dem Guten und dem Bösen sich verhaltend zu denken sei, weil er als die Liebe zu Allem sein Ja sagt? Was hielte man von einem Weinkenner, dem einen Qualitätswein genauso munde wie der (immer noch) billige Tetrapakwein, oder von einem Musikliebhaber, der keinen Qualitätsunterschied wahrnehme zwischen einem Popmusiklied und einer Gustav Mahler Sinfonie? Einen solchen Indifferentismus würde doch niemand als ein Merkmal eines Kenners bezeichnen! Und Gott soll nun gar als indifferent zu den guten und den bösen Menschen sich verhaltend gedacht werden und das soll die vernünftige Gottesvorstellung sein gegenüber der voraufklärerischen des gerechten Gottes, der eben gerecht auch straft!
Das ist absurd! Gerade zur natürlichen Gotteserkenntnis gehört die Aussage,daß Gott gerecht belohnt und bestraft. Daß Gott auch gnädig sein kann, diese Aussage gehört dann eher zu den übernatürlichen Gotteserkenntnissen.Nun wird aber im Namen der Vernunft, der Aufklärung der vernünftig gedachte Gott aus dem Programm der Kirche entfernt, weil nur noch der reine Liebesgott angesagt sei. Das mag wohl in ein leichtes Unterhaltungsfilmprogramm hineinpassen, wo alle Konflikte sich am Ende des Filmes harmonisch auflösen, aber mit einem vernünftigen Denken Gottes hat das nichts gemein. Trotzdem erfreut sich dies Narrativ, daß Gott nur als: „Euch alle hab ich doch lieb“ zu denken ist, wenn auf der Höhe der Aufklärung zu denken sei, größter Beliebtheit.
Corollarium
Sehr fragwürdig ist zudem die Gleichsetzung von dem vernünftigen Denken mit der Aufklärung. Das Ziel der Aufklärung war ja die Domestikation der christlichen Religion nach dem innerchristlichen Religionskrieg des 17.Jahrhundertes, aber dies Unterfangen ist nicht per se eins mit dem vernünftigen Denken.Die Domestikation der Religion devitalisiert sie aber, soll es doch gleichgültig sein, wie man es mit ihr hält.
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