Mittwoch, 28. Juni 2023
Notizen zum Untergang des Abendlandes
Notizen zum Untergang des Abendlandes
„Gewalt reicht nicht,um eine Zivilisation zu zerstören. Jede Zivilisation stirbt an der Gleichgültigkeit gegenüber ihren eigentümlichen Werten,die sie begründen.“ Nicolas erGome7 Davila, Es genügt,dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen,2017, S.73. Da hier von den begründenden Werten die Sprache ist, würde ich: Kultur statt Zivilisation lesen wollen.
„In der ökonomischen Interpretation der Geschichte kommt eine genuine Überzeugung des Bürgertums zum Ausdruck.“ Davila, S.77. Nur 4 Seiten von einander getrennt könnte diese Nähe der 2 Aphorismen dazu anregen, hier einen Zusammenhang zu vermuten. Die ökonomische Interpretation produziert ja auch ein dementsprechendes Menschenverständnis, daß der Mensch ein homo oeconomicus ist.Das Abendland ist das christliche, das der Konstantinischen Epoche, die ihr endgültiges Ende mit dem Sturz der letzten großen Monarchien Rußlands,Deutschlands und Österreichs nach dem 1.Weltkrieg fand. Die Kirche ratifizierte dies Ende dann im 2.Vaticanum. Aber dies gewaltsame Ende zerstörte doch nur ein Gebilde, das vor dem schon schon innerlich zerfallen war. Auch hier könnte nun das Augenmerk auf ein gewaltsames Ereignis gerichtet werden als den Anfang der Selbstdestruktion des Abendlandes, dem 30 Jährigen Krieg, diesem innerchristlichen Religionskrieg, der die Domestikation der christlichen Religion erzwang und so sie devitalisierte durch die Aufklärung.
Aber dieser Ansatz könnte zu kurz greifen. Wie, wenn die das Abendland fundierenden Werte durch die äkonomische Interpretation der Geschichte und des in ihr agierenden Menschen aufgelöst worden wären? Diese ökonomische Interpretation definiert den Menschen eben anders als die christliche Religion: Das Glück des Menschen besteht nun in seiner Fähigkeit, zu konsumieren, daß im Idealfall er alles erwerben kann, was er möchte. Dazu befähigt ihn das Geld als seine Kaufkraft, sodaß die Zentralfrage der Lebensführung die nach der Kaufkraftbeschaffung wird.Die Ökonomie avanciert damit zu der wichtigsten Lebenssphäre als der Ort der Produktion aller möglichen Konsumwaren und als dem Ort der Erwerbsarbeit, daß da die Kaufkraft erworben werden kann. Die Gesetzmäßigkeiten der Ökonomie bestimmen so das Leben, die Politik degradiert zur Aufgabe, für die Ökonomie günstige sie förderliche Rahmenbedingungen zu setzen. Wo ist in dieser Sphäre noch ein Platz für die christliche Religion? Der homo oeconomicus ist sozusagen der nachmetaphysische Mensch, der nun als homo oeconomicus auch gut ohne jede Religion leben kann, er frägt nicht mehr metaphysisch, sodaß er in einer Religion dann seine Antworten fände. Es spricht einiges dafür, daß Nietzsches „letzter Mensch“ nur der zum bloßen homo oeconomicus reduzierte Mensch ist.
Zusatz
Wie weit das ökonomische Denken schon außerhalb des Raumes des Ökonomischen lebendig ist, zeigt der Gebrauch des Begriffes des Wertes in dieser These. Der Gebrauchs- und der Tauschwert einer Ware, daß die unbeständig sind, ist eine Selbstverständlichkeit für den ökonomischen Diskurs, für den philosophischen sind die Idee des Guten,Gerechten,Whren und Schönen dagegen Invarianten.
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