Dienstag, 13. Juni 2023

Religiöser Progressismus - eine Kritik

Religiöser Progressismus - eine Kritik „Der religiöse Progressismus ist das Bestreben, die christlichen Lehren den von den Nachrichtenagenturen und Werbeagenturen favorisierten Meinungen anzuupassen.“Nicolas Gomez Davila, Es genügt,dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen, 2017, S.110. Dieser Aphorismus lebt aus der Differenz von Lehre und Meinung. Eine Lehre ist auf Wahrheit bezogen und beansprucht, eine Erkenntnis oder ein Komplex von Erkenntnissen zu sein. Eine Meinung ist dagegen eine rein subjektive Ansicht über etwas, ist eine Lehre so objektbezogen, so ist eine Meinung subjektbezogen. Die Medien, Davila führt hier seiner Medienzeit angemessen Nachrichtenagenturen und Werbeagenturen an, produzieren Meinungen über alles Mögliche, das, wenn sie erfolgreich wirken, dann auch von den Medienkonsumenten geglaubt wird. Treffend erfaßt dieser Aphorismus, daß die Medien kein Tatsachenwissen vermitteln sondern Meinungen, die dann auch durch zitierte Tatsachen beglaubigt werden sollen. Spontan wird man wohl urteilen, daß über jede Causa Meinungen aber auch Erkenntnisse vermittelt werden können, daß so eben die Medien und die Erkenntnisproduzierenden auf die selben Gegenstände bezogen agieren, aber in differenter Weise: objektiv oder subjektiv, als eine Lehre oder als eine Meinung. So unstrittig das auch uns erscheinen mag, so umstritten ist diese Ansicht im philosophischen Denken.Denn hier gilt nicht nur bei Platon, daß Erkenntnisse nur von ewig sich gleich Bleibendem möglich sei, wohingegen die uns so scheinbar vertraute Welt nur Meinungen zuläßt. Die Ideen sind so nur erkennbar, die Erscheinungen der Ideen in der Welt, über sie wären nur Meinungen möglich, wenn nicht alles Erscheinende an der Idee des Erscheinenden partizipierte. Ein Baum ist eben nur als eine Exemplifikation der Idee des Baumes erkennbar. Die christlichen Lehren könnten so, da sie sich auf Gott beziehen bzw anderes in seiner Relation zu Gott wahr sein, wohingegen die Medien, da sie sich nur auf Weltliches beziehen und dies ohne seine Relation zu Gott beachten, nur Meinungen hervorbringen. Das Abstruse ist nun, daß der christliche Progressismus die Erkenntnisse des Glaubens, zu Lehren zusammengefaßt den rein subjektivistischen Meinungen anpassen will, als könnten solche Meinungen wahrer sein als objektive Erkenntnisse. Warum bevorzugen dann dabei die Progressisten die favorisierten Meinungen, doch nicht etwa in der Meinung, diese seien wahrer als die Minderheitenmeinungen? Ein Verdacht drängt sich da auf: Sollte das Anliegen dieses Anpassungswillens der einfache Wunsch sein, sich bei den Medien beliebt zu machen, ihre Macht fürchtend: Wehe dem, der die zu seinen Feinden hat?

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