Donnerstag, 18. Januar 2024

Ein Versuch zur „Diktatur des Relativismus“ Papst Benedikt XVI.

 

Ein Versuch zur „Diktatur des Relativismus“


Papst Benedikts Kritik einer „Diktatur des Relativismus“ blieb unerhört, die einen verwarfen diese Kritik, die anderen mißachteten sie.Nicht nur diesem Papst gilt nun das vernünftige Denken,die Philosophie als das Heilmittel wider einen solchen Relativismus, und fundiert die Philosophie mit ihrer Metaphysik auch die Theologie, wenn die Gotteserkenntnis der Theologie sich fundiert in der natürlichen Gotteserkenntnis der Philosophie. „In seiner Bonner Antrittsvorlesung Zum Problem der theologia naturalis bezeichnet Ratzinger das Philosophische als „geradezu die missionarische Dimension des Gottesbegriffs“, nämlich als „jenes Moment, womit er sich – sc. in der allgemeinen Sprache der menschlichen Vernunft– verständlich macht nach außen hin.“ Die Philosophie ist demzufolge die historische Erscheinungsgestalt, die den transzendentalen Gottesglaubenin allgemein er Verständlichkeit extra muros zum Ausdruck bringt.“ Christoph Böhr,Religion und Politik, Portal zur katholischen Geisteswelt, 17.Jänner 2024.

Aber die nachmetaphysische Philosophie der Neuzeit scheint das nicht mehr zu leisten, was nicht nur Papst Benedikt und nicht nur er von ihr erwartet.Die Vernunft gliedert sich im Sinne Kants in die theoretische, als die der Unterscheidung von wahr und falsch, in die praktische,als die der Unterscheidung von gut und böse und die der ästhetischen als die der Unterscheidung von dem Schönen, bzw dem Erhabenen und dem Häßlichen auf.

Im Bereich der Kunst ist die Formel: „Über Geschmack läßt sich nicht streiten“ zum Allgemeingut geworden. Die Qualität eines Kunstwerkes sei eben nur das Produkt eines rein subjektiven Geschmacksurteiles und wenn dann vielen ein Kunstwerk gefalle, werde das zu einem allgemein anerkannten Werk. So bedeutet die Aussage: „Dieser Roman ist ein guter Roman“ nichts anderes als daß er dem dies Aussagende gefalle. Nur besagt die sprachliche Aussage etwas ganz anderes, indem sie hier eine objektive Qualität des Romanes tätigt. Aus relativistischer Perspektive ist aber dies objektivistische Urteil eine Anmaßung, das eigene Geschmacksurteil verabsolutierend. Daß das der Ausgang des philosophischen Diskurses über die Ästhetik sein soll, kann kein Kunstliebhaber befriedigen.

Soziologische Analysen könnten dann noch ästhetische Werturteile auf ihre Bedeutung für das Dazugehören zu bestimmten sozialen Millieus erklären. Etwa wird man als Akademiker nicht die deutsche Volksmusik oder gar deutsche Schlager schätzen dürfen, will man in einem solchen Millieu anerkannt werden und nicht Fontane und Thomas Mann als größte deutsche Schriftsteller bewundern, wenn man nicht als ewig Gestriger, als ein Conservativer gelten möchte.

Wenn nun die ästhetische Vernunft so vollständig kapituliert, wird sich dann diese Destruktion nicht auch auf die zwei anderen Vernünfte globalisieren?Daß das, was wir gestern als moralisch gut beurteilten, morgen als nicht mehr gut uns erscheint und daß Wahrheiten der theoretischen Vernunft permanent durch neue Erkenntnisse entwertet werden?

Im aktuellen theologischen Diskurs ist das fast schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden, daß jedes Dogma als etwas zeit-geschichtlich Bedingtes seines Wahrheitsgehaltes beraubt wird. Noch ärger tritt dies im moraltheologischen Diskurs in Erscheinung: Alles, fast alles soll hier als nicht mehr zeitgemäß entwertet werden.

Als wahr soll nur noch gelten, was Mehrheiten als wahr anerkennen, bis sich die Meinung dazu halt ändert. Es könnte von einer konsequenten Verdemokratisierung der Wahrheit gesprochen werden. Jesus hätte so seine Schüler fragen müssen: „Was denken die Menschen so über mich?, erzählt es mir, damit ich erkennen kann, wer ich bin!“ Wahr ist eben, was die Mehrheit für wahr hält.

Wie kann nun aber ein Ausweg aus dieser Krise der Vernunft gefunden werden, wenn die Gegenwartsphilosophie selbst diesen Relativismus fördert? Wenn aber die Philosophie die Theologie als Metaphysik nicht mehr stützen kann, dann läuft die Theologie Gefahr, nur noch eine historische Wissenschaft zu werden, was wer wann geglaubt hat und was jetzt geglaubt wird als aktualistischen Beitrag. „Alles fließt“, dies Votum Heraklits scheint nun alle Wahrheitserkenntnis sowohl der Philosophie als auch der Theologie aufzulösen. So bliebe einerseits nur ein völliger Relativismus übrig, dem dann andererseits eine Willkürherrschaft einiger verabsolutisierter Meinungen korrespondiert, die Herrschaft der Politischen Korrektheit.

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