Der große Bruch der Kirche mit der Tradition- oder der verdrängte Apostelfürst
Auch noch jetzt wird in der Kirche über die Möglichkeiten einer Evangelisation, gelegentlich auch Neuevngelisation geredet, obgleich die enthusiastischen Strukturreformer das nur als ein plumpes Ablenkungsmanöver ansehen, um den wirklichen relevanten Kirchenpoblemen aus dem Wege zu gehen, daß die Kirche immer noch nicht homosexuelle Paare den Ehesegen spenden will, das Frauenpriestertum nicht zuläßt und immer noch nicht demokratisch ist. Wer außer unverbesserlich Ewiggestrigen bezweifelt, daß auch in Deutschland die Kirche noch eine Zukunftschance hätte, predigte an Sonntagsgottesdiensten Lesberin, verheiratet mit einer Transfrau, die vordem ein Mann war, über: Darf ich als Christ noch Fleisch essen und Auto fahren ob des Klimawandels?
Wie abwegig fallen im Vergleich dazu die Missionspredigten des Apostels Paulus aus! Die Struktur seiner Missionspredigten läßt sich ja an Hand von 1.Thessalonicher 1,9f leicht rekonstruieren und findet in seinem Römerbrief 1-8 seine theologische Fundierung. Dem Adressaten, den Heiden predigte er: Erstens: Ihr seid Götzendiener, zweitens: Darum zürnt Euch Gott und wird Euch im Endgericht strafen und drittens: Nur Jesus Christus kann Euch vor diesem göttlichen Strafgericht retten, wenn ihr an ihn glaubt, Euch taufen läßt und ihn gemäß lebt.
Im Römerbrief expliziert Paulus diese Kernaussagen dann, warum jeder Mensch vor Gott ein Sünder ist, die Juden wie die Heiden, daß so wir alle unter dem Zorne Gottes stehen, aber im Glauben an den für uns Gekreuzigten die Rettung finden. Auf eine genauere Entfaltung dieser paulinischen Theologie kann nun verzichtet werden, da das jetzt Dargelegte schon ausreicht, um zu verstehen, warum das für die jetzige Kirche völlig indiskutabel ist. Ja, klammheimlich stimmt man doch Nietzsche zu, dem der Apostelfürst Paulus als der eigentliche Erfinder des Christentums gilt, der das Anliegen des Jesus von Nazaret völlig mißverstanden oder verfälscht habe.
Jesus habe doch die unbedingte Liebe Gottes zu allen Menschen in Tat und Wort zuvörderst praktiziert und dann auch noch gepredigt, so könnte der Konsens der modernistischen liberalen Theologie benannt werden. Der gesamte Vorstellungskomplex von dem Sündersein des Menschen, vom Zorn Gottes über ihn und seiner Erlösung durch das Kreuz Christi entfällt und wird substituiert durch den Glauben an einen Gott, der einfach nur jeden Menschen liebt, so wie er ist. Da dabei nun Jesu Praxis der Zuwendung zu jedem Menschen das Primäre sein soll und sein Predigen dann das Sekundäre, gelehrt hat er natürlich nicht,das sei ja zu intellektualistisch, gar scholastisch, verkündige die Kirche dies Evangelium des Liebesgottes am besten in einer rein humanitaristischen Praxis der Zuwendung zu allen Menschen. Daß die Predigten Jesu nicht so hoch im Kurs stehen, liegt nun daran, daß sich keine in den Evangelien findet, die dieser Gottesliebe zu jedem Menschen entspricht.
Paulus wird nun selbst gar zu einem einzigen Ärgernis, da er ja als Pharisäer, als Jude schon des Heiles anteilig gewesen war, bevor er sich zum christlichen Glauben bekehrte, ja seine Bekehrung nicht nur völlig überflüssig war, sondern auch den falschen Eindruck evozieren könnte, daß auch die Juden um ihres Heiles willen des Glaubens an den Erlöser bedürften. Hätte Jesus Gottes Liebe richtig verstanden, hätte er nie Paulus bekehrt. Und dann, was für eine obskurantistische Theologie mit ihrer Kaprizierung auf das Sündersein des Menschen und der Notwendigkeit seiner Erlösung, die allein durch den Glauben an den Erlöser möglich sei.
Wie wirkt sich nun dies neue antipaulinische Evangelium in der Predigtpraxis aus?Am Sonntag, dem 21.Jänner 2024 war die Lesung aus dem Prophetenbuch Jona genommen, daß der Prophet Ninive das Gericht Gottes anzukündigen hatte, daß die Stadt der Ankündigung glaubte und ein Bußfasten ausrief und daß dann Gott angesichts der Buße auf sein Gericht verzichtete, er erbarmte sich. Was wurde daraus in der Predigt: Jona hatte ein Problem mit der Barmherzigkeit Gottes, die allen Menschen gilt, darum wollte er erst nicht in Ninive verkünden und war dann verärgert über die Barmherzigkeit Gottes, die er der Stadt erwiesen hatte. Lebten auch wir gemäß dieser Allliebe Gottes, sind so barmherzig zu allen Mitmenschen, darin kummulierte dann die Predigt. Die Gerichtspredigt des Propheten, das Bußfasten und die Umkehr Gottes: Er verzichtete auf sein Strafgericht, all das kann in dies neuzeitliche Evangelium von dem alle Menschen liebenden Gott nicht mehr integriert werden und wurde so weggestrichen. Ja, in dies Pseudoevangelium paßt nicht einmal der Erlöser Jesus Christus hinein, denn es bedarf gar keiner Erlösung sondern bloß einer Aufklärung darüber, daß Gott eben jeden Menschen liebt, so wie er ist.
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