Montag, 4. März 2024

Wie Jesus Christus unpupolär in der jetzigen Kirche wurde

 

Wie Jesus Christus unpupolär in der jetzigen Kirche wurde


Jesus Christus lehrte und er wurde gelehrt. Was die Kirche über ihn lehrt, angefangen schon in dem Neuen Testament steht unter dem Generalverdacht, daß all diese Aussagen doch nur zeit(geist)bedingte Deutungen sind, die eben auch Verdeutungen sind und somit keine „absoluten“ Wahrheiten. Jesus Christus sei zwar die Wahrheit, aber nicht die Theorien, die Theologen und dann die Kirche ausgesponnen haben. Für die Reformatoren begann die Geschichte der Verdeutungen spätestens mit der Konstantinischen Wende, für die zeitgenössischen Theologen schon im Neuen Testament selbst.


Was lehrte denn nun Jesus selbst, wenn durch diffizielste Analysen alles nachösterlich ihm Zugedichtete herausgestrichen ist? Selbstverständlich existiert hier kein Konsensus, aber einige Punkte werden mehrheitlich doch als sehr wahrscheinlich erachtet. Jesus verstand sich als Exorzist, er kündigte die Nähe des Einbruches des Reich Gottes und meinte damit nicht die Kirche, er führte Lehrkontroversen mit den zeitgenössischen Gesetzeslehrern und scharte um sich Jünger ohne irgendwelche Organisationsstrukturen. Schlußendlich schaffte er sich Feinde, die es dann schaften, daß er hingerichtet wurde.

Es bedarf nun keiner Detailanalyse, um zu dem Ergebnis zu kommen, daß all das für uns Heutige inakzeptabel ist. Weder gibt es Daimonen noch gar den Teufel, die ihm zudem zugeschriebenen Heilungswunder sind nie geschehen, das Reich Gottes kam nicht und seine Gesetzesinterpretation ist für uns Vertreter einer rein vernünftigen Morallehre auch uninteressant.

Akzeptabel ist nur noch die Praxis Jesu, wenn sie als bejahende Annahme jedes Mitmenschen verstanden wird, in der sich so Gottes Liebe zu jedem manifestiere. Diese Praxis fundiere den Glauben an die unverlierbare Menschenwürde eines jeden und verpflichte uns so heute zu einem zu lebendem Humanitarismus.

In religiöser Hinsicht ist die Tendenz, Jesus Christus zu verabsolutieren, daß nur er der Weg zu Gott sei, kontraproduktiv für den interreligiösen Dialog, daß es so viele Wahrheiten wie Religionen gäbe. Zudem läge das ja nahe, daß auch die Juden den Glauben an ihm um des Heiles willen bedürften, was man aber ob des Auschwitzereignisses nicht mehr sagen dürfe. Auch diskriminiere man durch so eine Verabsolutierung Jesu alle anderen Religionen.

Es bleibt wirklich fast nichts mehr übrig. Der liberale Protestantismus entdecke so die Attraktivität der großen Persönlichkeit Jesu von Nazareth, sodaß Glauben hieße: Angesteckt sein von der Ausstrahlungskraft Jesu, was sich dann verdünnte zu dem persönlichen Vertrauensglauben an Jesus. Alles, was er gelehrt hatte und was die Kirche dann über ihn lehrte, kann dann vergleichgültigt werden, wenn nur seine Person wertgeachtet wird. Und wenn man dann aus ihn den ersten kosmopolitischen Humanisten macht, der aber leider die Liebe zu den Tieren und zur Natur noch nicht entdeckt hatte,dann kann man ihn in die Ecke stellen zugunsten des einfachen Glaubens an einen Gott, der nur eines von uns will: Als jeden Menschen Bejahender, daß wir auch jeden Menschen bejahen, allerdings unter der Berücksichtigung der notwendigen Restriktionen, die die politische Korrektheit einfordert.

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