Mittwoch, 15. Januar 2025

Irrwege der Theologie: Gott erkenne den Menschen bedingungslos an

 

Irrwege der Theologie: Gott erkenne den Menschen bedingungslos an



Vorab der nützliche Hinweis: Die Lektüre des Elaborates des Eichstätter Fundamentaltheologen Böttigheimer: „Bedingungslos anerkannt“ ist eine reine Zeitverschwendung. Aber da sich diese Phrase der bedingungslosen Anerkennung des Menschen durch Gott, angeblich solle die auch das Jesu Lebenspraxis Charakterisierende sein, so großer Beliebtheit erfreut, wird hier eine Kritik dieser Vorstellung präsentiert.

Zur Prüfung der These der unbedingten Anerkennung des Menschen durch Gott soll hier dieser Fall erörtert werden: Ein Ehemann, ein tödliches Gift in der Hand, überlegt: Bringe ich nun meine Ehefrau um oder lasse ich es? Jetzt denkt er: „Gott erkennt mich bedingungslos an. Wenn ich nun meine Frau vergiiftet haben werde, wird Gott mich dann immer noch anerkennen? Wenn Gott mich nach dem Mord nicht mehr anerkennen würde, dann wäre seine Anerkennung von mir abhängig davon, daß ich meine Ehefrau nicht umbringe. Das widerspricht aber der These meiner unbedingten Anerkennung seitens Gottes. Also wird Gott, da er mich unbedingt anerkennt, mich auch noch anerkennen, nachdem ich meine Frau ermordet habe.“ Ja, nach einer reiflichen Durchdenkung dieser These kommt unser Ehemann zu dem Schluß: „Gott ist es gleichgültig, ob ich meinen Nächsten liebe oder ermorde, denn immer wird er mich anerkennen, das ist: Er wird Ja zu mir sagen, egal wie sehr ich auch sündigen mag!“

Der große russische Schriftsteller Dostojewski schrieb: Wenn Gott nicht ist, ist alles erlaubt. Diesem atheistischen Nihilismus muß so der theozentrische Nihilismus hinzugefügt werden: Weil Gott jeden Menschen bedingungslos anerkennt, ist alles erlaubt. Damit ist hinreichend bewiesen, daß diese These unvereinbar ist mit der christlichen Religion.

Ein paar Ergänzungen zu dieser These der unbedingten Anerkennung:

Seit Hegel und Marx erfreut sich in dem philosophischen Diskurs die Erörtrunng des Herr-Knecht Verhältnises großer Beliebtheit. Um der größeren Anschaulichkeit halber soll jetzt an einen englischen Grafen und seinen Butler gedacht werden. Der Butler erkennt seinen Grafen als seinen Grafen an und der Graf erkennt seinen Butler als seinen Butler an, das ist: Der Buttler verhält sich seinem Grafen gegenüber so, wie es sich für einen Butler geziehmt und der Graf verhält sich seinem Butler so, wie es sich für einen Grafen geziehmt.Ein Anerkennen ist so immer ein Anerkennen als etwas. Ich werde, wenn ich anerkannt werde,stets als etwas anerkannt. Die Vorstellung einer unbedingten Anerkennung verkennt dies „als“, als gäbe es eine Anerkennung ohne daß der Anerkannte als etwas anerkannt wird.

Ein weiteres Anschauungsbeispiel möge dies „als“ verdeutlichen: Wenn ein Mann eine verheiratete Frau begehrt, dann anerkennt er sie in diesem Begehren als eine begehrenswerte Frau an und anerkennt sie als eine Ehefrau nicht an, da er eine Ehefrau nicht begehren darf. So anerkennt und nichtanerkennt dieser Mann diese Frau in diesem Begehren zugleich. Die Vorstellung eines Anerkanntwerdens ohne die Frage des als was Anerkanntwerdens ist so ein unterkomplexes Verständnis des Anerkennens.

Ein Extrembeispiel: Ein Gericht erkennt einen Menschen als Mörder an, indem es ihn als Mörder zu seiner Hinrichtung verurteilt.

Ideengeschichtlich stellt diese These der bedingungslosen Annahme den Versuch dar, die Menschenrechtsideologie, den Glauben an die Würde des Menschen, ursprünglich antichristlich initiiert und so auch von der Kirche reprobiert, in die katholische Theologie zu integrieren, um dann die Menschenrechtsideologie zu dem neuen Zentrum der Theologie avancieren zu lassen. Für den interreligiösen Dialog soll dabei der Glaube an die Menschenwürde, fundiert in dem gemeinsamen Glauben an den einen Schöpfergott aller Menschen, das Fundament bilden.



Christoph Böttigheimer: Bedingungslos anerkannt











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