Wenn in der hl. Schrift Inakzeptables über Gott geschrieben steht
Mit einer geradezu unverschämten Selbstverständlichkeit zensi ert die heutige Theologie die hl.Schrift und viele, sehr viele hören dann auf diese Zensurtheologie. Ein trauriges Anschauungsbeispiel liefert uns dafür die „Tagespost“ am 26.Jänner 2025 in dem Artikel: „Die Taufgnade besiegt auch Opas Sünde.“ Die spanischen Bischöfe wollten sich kritisch verwerfend mit der eigentümlichen „Stammbaumheilung“ auseinandersetzen. Dieser Heilungspraxis liegt die Vorstellung zugrunde, daß Sünden unserer Eltern und ferneren Vorfahren, also in unseren Familienstammbäumen auffindbare, uns Jetzige belasten, präziser formuliert, Gott an uns Jetzigen Sünden unserer Vorfahren strafe. Gott mache sozusagen die Kinder für die Sünden der Eltern und deren Eltern mitverantwortlich, indem er die Jetzigen für die Sünden ihrer Vorfahren bestrafe, also handle Gott gemäß der Praxis der Sippenhaft. (Bei uns wird diese Sippenhaft z.B. so praktiziert: Privatschulen dürfen Kindern den Besuch ihrer Schule verweigern mit der Begründung, daß zumindest ein Elternteil einer rechten Partei angehört und daß die Schule ein Kind aus so einem gearteten Elternhaus nicht unterrichten wollen.)
Durch besondere Heilungsgottesdienste könnten nun von dieser göttlichen Sippenhaft Bedrängte befreit werden. Die „Tagespost“ vermeldet nun, daß diese Art von Heilungsgottesdiensten zusehens auf Zuspruch stoße und deshalb reagierten die Bischöfe Spaniens darauf. Mein erster Eindruck: Hier schießen Bischöfe mit Kanonen auf Spatzen, sie hätten diese etwas obskur wirkende Volksfrömmigkeitspraxis einfach auf sich beruhen lassen können.
Aber nun erscheint doch ein ernstes Problem: „Die von Anhängern einer Stammbaumheilung gern zitierten alttestamentlichen Stellen (Exodus 20,5; 34,7; Numeri 14,18, Deuteronomium 5,9), denen zufolge die Sünden der Eltern über ihre Kinder kommen, dürfen nach Auslegung der Bischöfe nicht so interpretiert werden, als handele es sich um persönliche Sünden, für die die Kinder der Sünder nun verantwortlich seien. Gemeint sei vielmehr das schlechte Beispiel, das sich auf die Erziehung und Reifung der Kinder auswirkt.“
Würden sich die Bischöfe Spaniens in der Theologiegeschichte auskennen, wüßten sie, daß diese Auslegung sich dem antiaugustinischen Pelagius und revitalisiert im Kampf gegen Luther durch Erasmus von Rotterdamm verdankt: Es gibt keine Erbsünde, sondern alle Sünder ahmen das Negativvorbild Adams nur nach, indem sie selbst sündigen. Die Aussage des Römerbriefes der Beweisstelle für die Erbsündenlehre der Kirche, Röm 5,12: Adam, „in quo omnes peccaverunt= in welchem wir alle gesündigt haben“ legt eine pelagistische Theologie so aus: „weil wir alle, Adam zu unserem Vorbild nehmend alle gesündigt haben. Das erzwingt nun aber die Behauptung, daß Kinder erst ab dem Alter, in dem sie eigenverantwortlich für ihr Tuen sind, Sünder sein können, vor dem sind sie sündlos.
In Exodus 20,5 heißt es nun: „Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.Denn ich,der Herr dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind,verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation.“ Daß die Söhne, wobei die Töchter hier nicht als ausgeschlossen zu lesen sind, bis in die dritte und vierte Generation die Sünde ihrer Väter nachgeahmt hätten und deswegen von Gott bestraft würden, steht hier nicht. Das kann hier auch auf keinen Fall gemeint sein, denn Gott droht hier ja den Jetzigen: Sündigt nicht so, denn dann werde ich eure Sünde an euren Kindern rächen. Wenn aber die Kinder kontingent sündigten, indem sie ihre Elterns Sünde nachahmen, dann könnte es geschehen, daß der eifersüchtige Gott die Sünde der Eltern nicht an deren Kinder heimsucht, da sie dann nicht gesündigt hätten. Wenn Gott aber auch die Kinder wegen ihrer Sünden straft, dann straft er an den Kindern nicht die Sünde ihrer Eltern.
Diese Exodusstelle impliziert also, daß die Kinder sozusagen auch die Sünden ihrer Eltern erben, wie eben Kinder auch die Schulden ihrer Eltern. Gott erklärt hier also, daß für ihn die Kinder einen Anteil an der Sünde ihrer Eltern haben und daß sie deswegen Gott auch strafen will als ein eifersüchtiger Gott.
Diese Aussage stößt eben nicht nur bei Pelagius und Erasmus von Rotterdamm, dem großen Humanisten auf energische Ablehnung, sondern auch bei den spanischen Bischöfen: Gott habe sich eben nach unseren Wünschen zu richten, sonst akzeptieren wir ihn nicht.
Nun lautet aber die „Tagespost“ Artikelüberschrift: „Die Taufgnade besiegt auch Opas Sünde.“ Hätten die spanischen Bischöfe recht, wäre diese Überschrift völlig unsinnig, denn „Opas Sünde“ kann dann für den Getauftwerdenden gar keine Bedeutung haben, da sie ja nur für ihn eine Relevanz gewinnen könnte, wenn er im strafmündigen Alter die Sünde Opas sich zum Vorbild nähme und sie dann imitierte. Außerdem bräuchten die Kleinkinder ja auch gar nicht getauft zu werden, denn sie wären ja frei von jeder Sünde, den ihr Sündigen würde Gott ja erst ihnen zurechnen, wenn sie mündig geworden sind, also lohn- und strafwürdig, da sie für ihr Tuen erst dann verantwortlich wären.
So destruieren spanische Bischöfe eines der gewichtigsten Lehren der Kirche, der Lehre von der Erbsünde, und daß nur, um einer etwas obskur wirkenden Frömmigkeitspraxis entgegenzutreten.
Zusatz: Was unternähmen woll diese Bischöfe, ließen sich in Spanien Christen für die Toten taufen lassen? Verböten sie das nicht auch, obzwar der Apostelfürst Paulus diese Taufpraxis bejahte? Vgl 1.Kor 15,29: Die Christen ließen sich zugunsten ihrer schon Verstorbenen taufen, damit auch diese ihren Anteil am ewigen Leben bekommen.
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