Donnerstag, 23. Januar 2025

Anfragen zur „Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. - 25. Jänner 2025“

 

Anfragen zur „Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. - 25. Jänner 2025“



Spontan wird wohl kein Christ an diesem Gebetsanliegen einen Anstoß nehmen, ist doch die Christenheit zu offensichtlich in sich nicht nur zerspalten sondern auch oft zerstritten, dabei solte sie doch eins sein in dem einen christlichen Glauben. Was wird denn dabei unter der Einheit verstanden? Zwischen einem Mann und einer Frau existieren Geschlechtsunterschiede, die aber aufgehoben werden können, wenn beide sich als Menschen wahrnehmen, sodaß diese Differenzen dann als etwas Vernachlässigbares übersehen werden.Sollen nun etwa die innerchristlichen Differenzen auch so aufgehoben werden, daß das allen christlichen Confessionen Gemeinsame als die Wahrheit der christlichen Religion und alles den jeweils Confessionen Eigenes als etwas Dekoratives, Ausschmückendes angesehen werden?

Aber so wird völlig übesehen, daß die Confessionen mit ihren jeweiligen Wahrheitsansprüchen sich wechselseitig als unwahr ausschlossen. Die Reformtoren verurteilten die Katholische Kirche als unwahr und die Katholische beurteilte die neue reformatorische Lehre und die auf sie sich aufbauenden Gemeinschaften als unwahr. Das soll nun ein einziger großer Irrtum gewesen sein, denn nun sollen alle Confessionen sich wechselseitig als wahre anerkennen. Wie begründet sich nun dabei die Ansicht, daß das, was allen christlichen Confessionen gemeinsam ist, sozusagen die wahre Substanz des Christentumes sei und alles Umstrittende, nicht von allen Bejahte das Falsche oder wenigstens Unwesentliche sei. Das hieße ja, auf die Kathilische Kirche appliziert, daß sie, insofern sie katholisch ist, unwahr bzw unwesentlich sei und nur wahr, soweit sie mit den Glaubenslehren aller anderen Confessionen übereinstimmt.

Wir glauben „et unam sanctam,catholicam et apostolicam Ecclesiam“.Wie verhält sich denn nun diese eine Kirche zu der Christenheit? Sie dürfte sich dann nur noch als eine Teilmenge der Christenheit verstehen, die nur in den Punkten wahr ist, wo sie nicht katholisch ist sondern wo sie mit den anderen Confessionen übereinstimmt. Ihr Katholischsein wäre so ihr Unwahr- oder wenigstens Unwichtigsein.

Das Johannesevangelium berichtet uns im 6. Kapitel von der ersten Kirchenabspaltung:Jesus Christus belehrte seine Schüler über das Abendmahl: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben.“ Diese Lehre empfanden einige Schüler als „unerträglich“ (6,60) , und sie verließen ihren Lehrer. Auch sie wollten Christen sein, ihrem Lehrer folgen, aber diese „unerträgliche“ Lehre stieß sie ab. Warum versuchte hier Jesus nicht einen Kompomiß mit ihnen, entschärfte so seine Abendmahlskatechese, um die Fortgehenden zum Beiihmbleiben zu motivieren? Ist nicht die darauf folgende Kirchengeschichte trotz ihrer Komplexität eine dauernde Wiederholung dieses Ereignisses, daß Christen sich von der Kirche Jesu Christi abwandten, da auch ihnen bestimmte Lehren der Kirche als „unerträglich“ erschienen?

Nun aber soll plötzlich gelten, daß alle Lehrdifferenzen, daß bestimmte Lehren der Kirche als inakzeptabel von Sichabspaltenden erachtet wurden, irrümlich als bedeutsam wahrgenommen worden sind, daß alle im Wesentlichen sich eins waren und immer nur über Unwesentliches sich zerstritten wurde. Bis zum 2.Vaticanum hätte so sich die Katholische Kirche permanent geirrt, da sie nicht erfaßt hatte, daß alles spezifisch Katholische unwahr oder wenigstens unwesentlich sei, da nur das allen Confessionen Gemeinsame wahr sei.

Worin hätte dann nur die gemeinsame Wahrheit in der Causa der Abendmahlslehre zwischen Jesu Lehre und der Position der an Jesu Lehre Anstoß nehmenden Schüler bestehen mögen, daß Jesus die nicht erkannt hatte, um sie als Consenslehre diesen Schülern dann vorzutragen? Daß alles Confessionelle nur das Wahre und bloß das allen Gemeinsame die Wahrheit der christlichen Religion sei, das macht die Katholische Kirche als katholischen zur Unwahrheit, weil sie somit um der Einheit willen alles Eigene als etwas Unwesentliches abstreifen müßte. 

Ein Zusatz:

Jesus Christus hat selbst seiner Kirche das Petrusamt eingesetzt, als er Petrus die Regierung der Kirche anvertraute. Wie können dann christliche Gemeinschaften sich als eine wahre Gemeinschaft Jesu Christi verstehen, wenn sie diese Leitung der Kirche verwerfen? 

Zweiter Zusatz

Der Begriff der Einheit ist eine äußerst komplizierte Angelegenheit: Wie verhält er sich zu der Frage der Identiät der Katholischen Kirche mit sich selbst im Laufe der Geschichte? Wenn die Einheit meinen sollte, daß all ihre Mitglieder den gleichen Glauben teilen, dann war die Kirche nie eine Einheit, die Individualität des Glaubens ließe eine solche Gleichförmigkeit nicht zu. Nun könnte unter der Einheit der Kirche aber auch verstanden sein, daß ihr ideeles Sein und ihr wirkliches identisch sind, daß sie also die Realisierung ihrer Idee ist, daß das "ante rem" und das "in rem" und das "post rem" eines sind.Jesus ist eben der wahre Mensch, weil in ihm sein Sein (in rem) mit dem, wie er sein sollte (ante rem), eins ist und dies erkannt wird (post rem).Der Begriffsrealismus gehört konstitutiv zur Theologie. 



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