Dienstag, 28. Januar 2025

„Wer euch hört, hört mich“ - oder über den Generalverdacht wider die Kirche

 

Wer euch hört, hört mich“ - oder über den Generalverdacht wider die Kirche


Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.“ .so sagt es uns der Sohn Gottes selbst. Jesus beschränkt sich hier nicht auf die Aussage, daß wer auf ihn hört, daß der damit auf Gott höre, sondern er stellt das „euch“ voran. Diese Aussage zeigt eine komplexe Medientheorie an, wie Gott vermittels von Medien zu uns spricht.

Daß Gott aufhört, zu uns durch Medien zu sprechen, daß das ein nicht nur mögliches sondern gar real geschehendes Ereignis sein kann, das mußte der König Israels, Saul auf das bitterste erleiden: „Als Saul das Lager der Philister sah,bekam er große Angst,und sein Herz begann zu zittern.Da befragte Saul den Herrn ,aber der Herr gab ihm keine Antwort,weder durch Träume noch durch die Losorkel1,noch durch die Propheten.“ (1.Samuel 28,5) Der von Gott zum König von Israel Erwählte, ihm will Gott nicht mehr antworten.

Eine religionskritische moderne Medienkritik wandte hier sofort ein, daß weder Träume noch Orakel und auch die Propheten keine Medien sein könnten, durch die Gott Menschen etwas mitteilen könne oder wolle. Hier läge wohl ein Fall von Priesterbetrügen vor, wenn die den Anschein erweckten, daß sie Träume und Losorakel so deuten könnten, daß daraus Gottes Wille herauslesbar würde.Selbstverständlich prophezeiten Propheten auch nichts anderes als ihre ach so menschlichen Vorstellungen von dem, was sie für Gottes Willen halten. Wenn es denn einen Gott gibt, dann spricht er jedenfalls nicht durch solche Medien zu uns.

Aber dieser Text sagt genau das Gegenteil: Gott vermittelt sein Wollen an uns durch solche Medien. Aber Gott kann auch aufhören, sich uns so mitzuteilen. Diese Medien können nur etwas vermitteln, wenn sie zuvörderst die Empfänger von Gottes Mitteilungen sind. Medientheoretheoretisch besagt das, daß die Medien nicht selbst die Hervorbringer der Botschaften sind. Jede Religionkritik und jede Kirchenkritik ist so im Kern eine Medienkritik, daß die Medien keine empfangen wordende Mitteilungen weiterleiten, sondern sie selbstständig erst produzieren.

Gegen diese Medienkritik wendet sich hier Jesus Christus schon selbst:“Wenn ihr die Apostel hört, dann hört ihr in ihnen mich und in mir Gott selbst!“

Der Evangelist Lukas bleibt dieser Medientheorie treu und deswegen schreibt er zu den Beschlüssen des ersten Apostelkonziles: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen“. Mit wir sind die Apostel und die Presbyter gemeint unter Ausschluß der Laien. Nach dem katholischen Verständnis waren die Presbyter die Priester des Neuen Bundes. Hier bewirken der Heilige Geist und die Apostel und Priester diese Beschlüsse, daß sie wahr sind, dafür steht der Heilige Geist, sodaß er als die Causa prima und die Menschen als die Zweitursachen gewirkt haben. Jede Kritik der Konzilien der Kirche muß so im Geiste Luthers aus den Nachfolgern der Apostel und Presbytern Subjekte machen, die keine Medien mehr waren sondern selbstständige Sender, die nichts empfingen sondern nur Selbstproduziertes hervorbringen konnten.

Der Deformator Luther urteilte noch, daß die Bibel als ganzes ein Medium sei, durch das Gott zu uns sprach, so legitimierte er die alleinige Autorität der hl.Schrift. Die Kirche sei dann aber als ein selbstständiger Interpret der Bibel aufgetreten, sodaß nun nicht mehr gelten könne: „Wer auf euch hört, hört auf die Bibel!“Nun untergrub Luther aber schon selbst diese Alleinautorität der Bibel, indem er wider den Jakobusbrief den Vorwurf erhob, nicht schriftgemäß über die Rechtfertigung zu lehren. In dem Neuen Testament existiere so selbst ein Text, der der Zentralbotschaft Jesu diamentral widerspräche. Demzufolge gilt hier: „Wer auf den Jakobusbrief hört,hört nicht auf Jesus Christus!“

Die Methodik der historischen Kritik verabsolutiert nun diese anfängliche Lutherkritik des Jakobusbriefes: Nun darf das Neue Testament nur noch eine Sammlung von menschlich-allzumenschlichen Zeugnissen über diesen Jesus von Nazareth sein,aber es kann nun nicht mehr gelten: „Wer auf meine Zeugen hört, der hört auf mich!“ Jesus Christus und auch Gott transformieren sich zu für uns letztlich unerkennbaren Größen, da wir nun nur noch, um es in Anlehnung an Nietzsche zu formulieren, nur noch Interpretationen der Interpretationen haben, aber der Urtext, die Ursprungsmeldung verloren gegangen ist. Die Medien hätten sich so verselbstständigt zu eigenmächtigen Sendern, die nichts mehr empfangen.

Daß aber die Kirche eine Medienanstalt ist, durch die die Wahrheit sich selbst uns vermittelt, das zu verkennen, rechtfertigt erst die Hybris, nun an die Stelle der Medienanstalt eine „Kirche“ zu setzen, die autonom ihre eigenen Sendungen produziert, dem Geschmack des Publikums allein verpflichtet. Das ist sozusagen die Entmedialisierung der Kirche: „Wer eine solche „Kirche“ hört, der hört nur noch Menschliches!“

1Wer nun meinte, daß die Praxis des Losorakels wohl zur abergläubischen Kultpraxis des Alten Bundes gehörte, aber im Neuen Bund keinen Platz mehr haben könne, der sei auf die Wahl des Matthäus zum Apostel verwiesen, Apg 1.26: „Dann gaben sie ihnen Lose; das Los fiel auf Matthäus,und er wurde den elf Aposteln zugerechnet.“ Lose werfen, kann jeder, aber wer so, daß da der Wille Gottes erkennbar wird? Ist das nicht nur Priestern möglich, sodaß hier die Existenz von Priestern schon gemutmaßt werden muß?

Vgl dazu auch meinen Artikel: "Ist der Glaube eine oder die Antwort des Menschen an Gott? Eine Kritik der verdrängten Frage der Heilsvermittelung"  des 19.Jänners 2025

Zusatz:

Das Schicksal des Königs Saul ist aber ernst zu nehmen: Gott kann aufhören, zu uns durch seine Medien zu sprechen. Nicht redet Gott immer, nur wir hören nicht auf ihn. Er kann sich auch verbergen.

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