Eine obskure Debatte: War Hitler Sozialist?
Man könnte nun meinen, daß das eine rein politische Frage sei, die so auf katholischen Internetseiten keine Berücksichtigung finden bräuchte, aber gerade so dezidiert katholische Seiten wie: Kath info: „War Hitler ein Sozialist?“ (18.Jänner 2025) und die „Tagespost“ am 16.Jänner 2025: „Die Nazis – rechts oder links“ debattierten diese Frage, obschon es doch näher läge, zu fragen, war Hitler ein Katholik, gehörte er doch zeitlebens dieser Kirche an, denn er ist nie aus ihr ausgetreten. Aber da die Spitzenkandidaten der Partei AfD die These aufstellte, Hitler wäre sozialistisch gewesen,verlangt ja geradezu der jetzige Wahlkampf, klarzustellen, was immer auch ein Vertreter dieser Partei von sich gibt, ist falsch. Es gilt hier nämlich das Lied: „Die Partei, die Partei, die immer Unrecht hat!“
Für jeden Linken ist die Frage gar nicht fragbar, da die Antwort von vornherein klar ist: Sozialist zu sein, ist etwas Gutes. Hitler war nur böse, also kann er kein Sozialist gewesen sein. Wenn die NSDAP sich selbst als sozialistisch bezeichnete, dann war das nur eine versuchte Wählertäuschung ihres Kampfes gegen die fortschrittlichen linken Kräfte.
Aber nun gibt es auch noch Anhänger der Totalitarismustheorien, die die große Ähnlichkeit des Stalinismus mit dem Nationalsozialismus betonen, um schlußzufolgern, es gäbe einen rechten und einen linken Sozialismus, die beide gleich furchtbar seien, denn nur der Liberalismus sei eine menschenfreundliche humane Denkweise.
Methodologisch stellt jeden Nachdenklichen die Frage, war die NSDAP sozialistisch oder nicht, vor ein gravierendes Problem. Um diese Frage respondieren zu können, bräuchte man eine Definition dessen, was den Sozialismus ausmache, um daraufhin zu prüfen, ob diese Partei dieser Sozialismusdefinition entspräche. Wie ist denn nun eine solche Definition konstruierbar, wenn doch im politischen Diskurs die Frage, was sozialistisch ist und wie er zu bewerten sei, gerade eine der Streitfragen dieses Diskurses ist. Jede vertretende Definition bekämpft so alle anderen und es existiert keine Instanz, die nun definitiv entscheiden könnte, was denn die wahre Definition des Sozialismus sei.
Er ist somit zu einem politischen Kampfbegriff geworden, der in denunziatorischer Weise verwendet wird, wenn gemeint wird, Hitler sei ein Sozialist gewesen oder wenn das bestritten wird, dann aus einer apologtischen Intention, den Sozialismus als etwas ganz anderes als den Nationalsozialismus erscheinen zu lassen.Um einer solchen Reinwaschung des Begriffes des Sozialismus willen wird im aktuellen politischen Diskurs nur noch von „Nazis“ gesprochen, daß die sich als nationalistische Sozialisten verstanden soll so verdrängt werden.
Eines macht dieser Diskurs aber deutlich, daß hier nicht nach der Wahrheit gefragt wird, sondern primär wird versucht, die Antwort auf diese Frage politisch zu vernutzen und daß um des Nutzwertes willen die einem passende Antwort ausgesucht wird. Daß ein Diskurs immer ein auf die Wahrheitsfindung hin ausgerichteter sei, ist wohl einer der meistverbreiteten Irrtümer über das Wesen der Diskurse. Faktisch existieren nur diverse politische Interessen, die dann Sozialismusverständnisse hervorbringen, die dann den jeweiligen Interessen entsprechen. Wen interessiert schon, was wahr ist in einer Zeit, in der die Frage nach dem Nutzwert von etwas die Frage nach seiner Wahrheit dispensiert ist. Damit offenbart uns dieser obskurantistisch geführter Diskurs die Abkehr von der abendländischen Kultur, die von der Frage nach der Wahrheit bestimmt war in eine nachmetaphysische, die nur noch nach der Nützlichkeit von etwas, seinem Gebrauchswert frägt: Schlechte Zeiten für die Theologie und die Philosophie, gute für Marketingexperten!
Dabei könnte eine simple Antwort gegeben werden auf diese Frage: Was der Begriff des Sozialismus sei, ist im Raume des politischen Kampfes umstritten und somit verfügen die Kontrahenten über sich wechselseitig ausschließende Verständnisse, ohne daß es möglich sei, hier ein wahres von einem falschen zu unterscheiden. Ob der Sozialismus der MLPD1 der einzig wahre ist oder der des „Dritten Weges“2, das entscheiden eben die jeweiligen Parteimitglieder und ihre Wähler stimmen dem dann zu. Hält man sich aber die völlige Unbedeutentheit dieser beiden Parteien vor Augen, provoziert dies die Frage, warum denn noch so leidenschaftlich diese Frage in den Medien debattiert wird.
Corolilarum
Daß nicht jedes Verständis von Sozialismus von vornherein abzulehnen ist, möge die Darlegung dazu von Emanuel Hirsch in „Deutschlands Schicksal“ 1925 bezeugen:
„Wenn die Eigentümer mit unbedingter Willkür walten können,so erkrankt das Ganze.Solch schrankenlose Gewalt des einzelnen widerspricht aber auch schlechthin dem Wesen des Staates als der Macht über alle Mächte,der Person über alle Personen.Alles einzelne, auch das Eigentum,steht unter ihm und ist in seinem Willen normiert. Es gehört zu seinen Aufgaben,nichts in seinen Grenzen geschehen zu lassen, was dem Wohle des Ganzen widerspricht, was der Entfaltung der Nation zu Leben und Freiheit in all ihren Gliedern entgegensteht.Mithin ist es sein Recht und seine Pflicht, zugleich,die Macht des Eigentumes einzuschränken und unter Regeln zu stellen.Er ist verantwortlich für den Schutz der Schwachen und soll die Gesetzgebung zu ihren Nutzen handhaben.Er soll die wirtschaftlichen Großgewalten unter seine Aufsicht nehmen und ihnen für ihre Tätigkeit Vorscgriften machen..“ Emanuel Hirsch zu „Eigentum und Staat“ in: „Deutschlands Schicksal, S.123.
„Man mag diese ganzen Maßnahmen als Staatssozialismus kennzeichnen, oder nicht,jedenfalls steht es einem natonal gesinnten Manne übel an,gegen einen Schutz der nationalen Lebensnotwendigkeiten sich aufzulehnen im Namen der unbedingten Freiheit des Privateigentums.“ (S.124)
1Marxistlisch-leninistische
Partei Deutschlands
2Die Partei des deutschen Sozialismus
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