Sonntag, 12. Januar 2025

Der zeitgeistgemäße Auftrag der Theologie: die Demokratie stärken und das Projekt der Einheitswelt

 

Der zeitgeistgemäße  Auftrag der Theologie: die Demokratie stärken und das Projekt der Einheitswelt



Die Überschrift des „Communio“ Artikels vom 9.Jänner 2025:“Demokratische Tugenden? Der Weg zu einer selbsterhaltenden Transformation der Demokratie durch Bildungzeigt deutlich an, worum es geht, um das Narrativ der gefährdeten Demokratie in fast allen westlichen Ländern durch den Stimmzettelmißbrauch der Bürger, die rechte, bzw rechtspopulistische Parteien wählen. In dem Artikel wird nun an die vielzitierte Aussage Böckenförders erinnert, daß die Demokratie von Voraussetzungen lebe, die sie selbst nicht hervorgebracht und selbst auch nicht am Leben erhalten könne. Damit erhält das Narrativ der gefährdeten Demokratie eine Tiefendimension, die ihr sonst fehlt, was auch verständlich ist, denn faktisch geht es ja nur darum, daß die demokratischen Blockparteien Deutschlands weiterhin das: Wer regiert?, unter sich ausmachen wollen.

Als das Dilemma dieser These Böckenförders wird nun aber die Tatsache bezeichnet, dass Griechentum, Christentum, Konfessionsstreit und Aufklärung gleichsam unwillentlich die moderne Demokratie als Effekt des Ausgleiches zwischen vorhergehenden und kommenden Perioden hervorgebracht haben.“ Die Quellen, aus denen die westliche Demokratie entsprungen sind, sind selbst sozusagen unwillige Eltern der Demokratie,sie hätten etwas hervorgebracht, was sie eigentlich nicht gewollt haben. Konkreter gesagt: Die christliche Religion ist nicht aus sich heraus demokratiaffin. Daraus resultiert nun die Idee, diese Religion aber auch alle anderen so umzuformen, daß sie zu Stützen der Demokratie werden:“Aus Voraussetzungen zu leben ist keine identitäre Rückkehr zu diesen Voraussetzungen sondern ihre Modifikation durch eine Bildung, die Erinnerungen in die modifizierte Aktualität versetzt.“

Mit der Vokabel: identitär wird dann die Gefährdung der Demokratie angezeigt durch ein identitäres Denken. „Eine Gefahr stellen „Identitäre“ Bewegungen dar. Identität wird darin nicht mehr als individuelle Bestimmung der Person sondern als Zugehörigkeit zu einer Gruppe verstanden. Man ist „identisch“ mit Anderen, und bestimmt sich selbst genau und zentral dadurch.“ Ein Leser, der hier ad hoc an die „Identitäre Bewegung“ denkt,liegt sicher richtig, daß die Völker Europas ihre Identität bewahren sollen und die Tradition des christlichen Abendlandes. Das ist im Urteil aller politisch Korrekten und somit aller Demokraten antidemokratisch und somit zu bekämpfen. Denn es gälte: „Demokratie verlangt freilich die Anerkennung des anderen bei individueller und politischer Differenz.“ Die Selbstbestimmung schlösse so aus, sich ob seiner Volkszugehörigkeit als Deutscher oder nähme man diesen Gedanken wirklich ernst ob seines Geschlechtes als Mann oder Frau zu bestimmen.

Als was hat man sich dann demokratisch korrekt zu bestimmen? In dieser Formuierung ist das ganze Lösungskonzept enthalten: „Der Beweggrund der Ursprungsgleichheit aller Menschen in Gott scheint mir tiefer als etwa der Beweggrund der Friedenswahrung zwischen Wölfen, wie ihn der Vertragstheoretiker Thomas Hobbes wählte. Dieses Motiv ist streng äußerlich und mit einer strengen und zentralen Ordnungspolitik gut verträglich.“ Thomas Hobbes Konzeption des Staates mit dem Ziele der Überwindung des Krieges aller gegen alle wird reprobiert, weil es ein nichtdemokratisches Staatsverständnis präferiert, den starken Staat, der die innergesellschaftlichen Konflikte unterdrücke. Statdessen soll das Fundament des demokratischen Staates die Menschenwürde, bzw die Menschenrechte bilden. Die religiöse Tradition, die diese säkularisierte Version trägt sei dann der Glaube an die „Ursprungsgleichheit aller Menschen in Gott.“Die chritliche Religion und alle anderen auch seien so umzugestalten, daß dieser Glaube an die „Ursprungsgleichheit aller Menschen“zu ihrer Kernaussage avanciert. Thomas Hobbes sah angesichts der innerchristlichen Religionskriege des 17.Jahrhundertes die Lösung dieser religiösen Bürgerkriegsgefahr in der Konstitution eines starken Staates, der Artikel in der Umformung aller Religionen. Das Umformungsziel ist die Transsubstantion der christlichen und wohl aller Religionen in einen „religiös geprägten humanitären Universalismus.“:Ein religiös geprägter humanitärer Universalismus wartet noch auf seine Einlösung in der Geschichte: in der Weltpolitik, aber auch in der Kirchenpolitik.“ Dieser religiöse universalitische Humanitarismus soll dann die demokratische Weltrepublik hervorbringen. Das Medium dafür wäre der Diskurs aller mit allen, in dem sich alle wechselseitig als Menschen im Geiste der Menschenwürde anerkennen. Die Bildung bedeutet somit zweierlei: einerseits die Umbildung aller Religionen zu Organisationen des religiösen universalistischen Humanismus und andererseits der Diskurs, durch den eine humanisierte Einheitswelt hervorgebracht werden soll.

Aber, das muß hier nun ergänzt werden, dieses religiös-humanitäre Welteinheitsprojekt wird durch das identitäre Denken gefährdet. Hier wäre im politischen Raum an alle an ihr Volkstum festhalten Wollende und im religösen Raum an alle von der alleinigen Wahrheit ihrer Religion Glaubenden zu denken, die dann von diesem Diskurs auszuschließen sind, da sie die erste Diskursregel, jeder habe jeden als Menschen anzuerkennen und so alle weiteren Selbstbestimmungen als unwesentlich abzutuen. Dabei ist nämlich zu bedenken, daß nach M.Foucaults Diskurslehre jeder Diskurs ein Regelsystem ist, das bestimmt welche Aussagen von wem zum Diskurs gehören und welche nicht.Wie es nach Foucault keine Vernunft gäbe, schlösse sie das Andere der Vernunft nicht aus sich aus und konstituierte sich so erst als die Vernunft so ist ein Diskurs immer nur ein bestimmter durch seine Ausschlußbestimmungen. So verweigerte der Diskurstheoretiker Habermas ja auch das Gespräch mit dem Historiker Ernst Nolte, da der politisch Unkorrektes über den Nationalsozialismus publiziert hatte. Auch und gerade der universalistische Humanismus muß einige ausschließen, um „universalistisch“ zu sein: die Identitären.





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