Freitag, 24. Januar 2025

Daß Gott menschenfreundlich sei, das sei die Evangeliumsbotschaft- eine Kritik

 

Daß Gott menschenfreundlich sei, das sei die Evangeliumsbotschaft- eine Kritik



Diese Meinung wird heutigen Tages als so selbstverständlich angenommen, daß jede Kritik daran a priori als abstrus erscheinen muß. Wenn man diese Aussage nun so formuliert: Gott liebt jeden Menschen, daß Gott die Liebe zu all seinen Geschöpfen sei, dann kann ein gewisses Unbehaben daran nicht ganz unterdrückt werden. Denn geliebt zu werden kann nicht als etwas Selbstverständliches gedacht werden, ja das widerspricht doch dem Wesen der Liebe. Man möge sich einmal diesen fiktiven Dialog in der Erfolgsserie: „Sturm der Liebe“ versuchen vorzustellen: Laura sagt zu Alexander: „Dich liebe ich!“ und der würde antworten: „Das habe ich nicht anders erwartet, es ist doch selbstverständlich, daß Du mich liebst!“ Dieser Dialog ist so abstrus, daß er weder in dieser Fernsehserie noch im wirkichen Leben vorstellbar ist. Die Theologie sagt, und wird damit dem Wesen der Liebe gerecht, daß es eine Gnade Gottes ist, von ihm geliebt zu werden. Aber dieser Gnadencharakter des von Gott Geliebtwerdens ersetzt heutzutage die Vorstellung, daß Gott von Natur aus uns liebe,so wie es die Natur der Sonne sei, zu scheinen.

Aber daß Gott die Menschenfreundlichkeit in persona sei, daß könne doch nicht bestritten werden. Nur, wie ist dann die Sintflut damit in Einklang zu bringen, daß Gott die ganze Menschheit tötete um ihrer Sünden willen, und er nur acht Menschen durch die Arche rettete? Wer nun urteilte, daß wohl im Alten Testament die Gottesvorstellung noch teilweise verdunkelt gewesen sein mag, aber seit Jesus Christus haben wir es nur noch mit dem alle Menschen liebenden Gott zu tuen, diesem Gott der puren Menschenfreundlichkeit, der versuche mal zu erklären, warum in der Johannesoffenbarung 9,18 wir lesen müssen, daß Gott durch Engel ein Drittel der Menschheit töten läßt: „Ein Drittel der Menschen wurde durch diese Plage getötet,durch Feuer,Rauch und Schwefel,die aus ihren Mäulern hervorkamen.“

Im Paulus Epheserbrief müssen wir dann dazu passend lesen: „Wir folgten dem, was das Fleisch und der böse Sinn uns eingaben, und waren von Natur aus Kinder des Zornes,wie die anderen.“ (Eph 2,3) Kinder des Zornes“ bedeutet hier, daß Gott wider uns zürnte, weil wir so sündig lebten, aber jetzt sind wir das nicht mehr. Es stellt sich so die Frage, wie sich die Aussage der Liebe Gottes zu allen Menschen sich zu der über Gottes Zorn wider die Menschen verhält. Die ganze Menschheit bis auf acht zu töten, kann nun schwerlich als ein Akt göttlicher Menschenliebe beurteilt werden und auch die Aussicht auf Gottes Gericht über ein Drittel der Menschheit, daß er sie töten will.

Im ersten Petrusbrief wird nun für dieses offensichtliche Problem eine fast völlig vergessene Antwort gegeben: Jesus Christus ist nach seinem Tode am Kreuze in das Reich des Todes hinabgestiegen, um den dortigen Seelen, die zu Zeiten des Noah so viel gesündigt hatten, das Evangelium zu predigen, sodaß so sie noch gerettet werden konnten, nehmen sie die Verkündigung gläubig an. (1.Petr 3,18-20) Aber diese Aussage über Jesu Wirken in der Unterwelt hält die Spannung aufrecht, daß Gott als gerechter die Sünder zu Zeiten der Sintflut getötet hatte und daß er ihnen nun doch noch eine Chance zur Rettung gewährt durch die Evangeliumspredigt seines Sohnes.Es ist für die hl. Schrift ein Gnadenakt Gottes, wenn Gott Menschen bejaht und liebt, denn um seiner Gerechtigkeit willen zürnt er den Menschen.Werner Elert, ein gänzlich vergessener lutherischer Theologie expliziert den Zorn Gottes über uns Menschen, ganz im Sinne des hl. Augustin als die Verhaltensweise Gottes zu uns Menschen nach dem Sündenfall in seiner „Morphologie des Luthertumes“, 1931 bzw 1958 , aber er ist, soweit ich das überblicke darin wirklich ein einsamer Rufer in der Wüste: Jetzt kennen katholische wie auch protestantische Theologen nur noch den humanitaristischen Gott. Aber der Gott der Bibel, so wie er da uns bezeugt wird, ist wirklich nicht reduzierbar auf einen uns selbstverständlich Liebenden.

Ein gravierendes Problem verursacht diese Gott ist nur Liebe Vorstellung, daß überhaupt nicht mehr erklärt werden kann, wozu denn Jesus Christus für uns am Kreuze starb, wenn Gott doch einfach der uns stets Liebende ist, daß wir also als so Geliebte nie einer Erlösung bedurften. Gott brauchte nur seinen Sohn zu uns auszudenden, um uns darüber aufzuklären, daß wir, egal wie sehr wir auch gesündigt haben und sündigen werden, immer nur von Gott Geliebte sind und seien werden! Ursprünglich verstand nämlich die christliche Religion unter der Erlösung unsere Rettung aus dem Zornesgericht Gottes durch das Kreuz Christi und kein Aufklärungsprogramm durch Jesu als dem Lehrer der humanitären Liebe Gottes.

Abstrakter formuliert: Durch die Definition Gottes als pure Menschenfreundlichkeit wird aus der christlichen Erlösungsreligion eine verbürgerlichte Religion, deren Zentrum die Bejhung des Menschen als Menschen im Sinne der Menschenrechtsideologie bildet.Dieser religiöse Humanitarismus kennt keine Erlösungsbedürftigkeit des Menschen mehr sondern setzt aus sich heraus nur noch sozialdiakonisch orientierte Reformkonzeptionen der Humanisierung der Gesellschaft. 





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