Mittwoch, 23. Juli 2025

Drei gefährliche Verwechselungen des modernistischen Denkens – eine Kritik der Negation der Ordnungen Gottes

 

Drei gefährliche Verwechselungen des modernistischen Denkens – eine Kritik der Negation der Ordnungen Gottes



Ernst Jüngers „Das Abenteuerliche Herz“ verdanken wir diese beinahe en passant getätigte Bemerkung: „Diese völlige Neutralität, diese totale Farbenblindheit der Zivilisation, die sich unter anderem in der Verwechslung des Verbrechens mit der Krankheit, der Werte mit den Zahlen,des Fortschrittes mit der Erlösung offenbart ist dennoch die letzte Konsequenz des Bösen“.1 Es soll sich nun auf diese drei hier angezeigten Verwechselungen kapriziert werden in einer zeitdiagnostischen Absicht.

Was ist unter der ersten Verwechselung, der des Verbrechens mit der Krankheit zu verstehen? Der Kontext dieser Verwechselungsthese ist die Anthropologie: Was ist der Mensch? Aus der moralphilosophischen bzw moraltheologischen Bestimmung des Menschen als eines zum Bösen Geneigten oder zumindest Befähigten wird die Konstruktion, daß ein gesunder Mensch ein das Gute Wollender und Tuender sei, von seiner Naturanlage her, sodaß sein Böseswollen und Bösestuen nur als eine Folge eines Mangels an seiner Gesundheit anzusehen ist. Der Täter bedürfe so keiner Strafe sondern einer Therapie. Eine Vielzahl von soziologischen und psychologischen Theorien erklärt uns nun, warum im Prinzip es keine für ihr Böses verantwortlich zu machende Täter geben kann sondern nur Kranke, die zu heilen sind. Um es grobianisch zu veranschaulichen: Der Verbrecher ist einem kaputten Kaffeebecher zu vergleichen, aus dem der eingeschenkte Kaffee herausfließt, weil er ein Loch im Boden hat. Er bedarf nur einer Reparatur, und er wird wieder funktionieren.

Das zeitigt die Folge das Konzept eines humanitären Strafvollzuges und für die Kirche, daß jede Rede von einem die Sünde strafenden Gott obsolet wird. Das verunmöglicht aber auch jede Rede von einem Vergeben Gottes, denn das heißt ja, daß Gott auf sein Strafen verzichtet. Besonders großer Beliebtheit erfreut sich diese Verwechselung in der Medienwelt, daß Muslime stets, wenn sie Verbrechen begehen, psychisch Kranke und Einzeltäter seien, die so zu therapieren seien. (Im Kampf gegen Rechts wird diese Verwechselung aber punktuell zurückgenommen, denn der politisch Rechtsstehende, aber auch nur er, gilt als wirklich Böser, das Böse Wollender!) Im Prinzip gilt aber, daß jeder Mensch von seinem Innersten her gut sei und daß nur Störungen seiner Natur ihn zu Bösem verleiten.

Die zweite Verwechselung ist die der Werte mit den Zahlen. Aus der Sicht des Konsumenten meint dies, daß der Wert eines Produktes der Preis sei, der zu bezahlen ist, wenn dies Produkt erworben werden soll. So gelten vielen Konsumenten Bioprodukte als besser und gesünder als die normalen, weil sie teurer sind. Für den Verkäufer gilt nun, daß die Höhe des zu erzielenden Gewinnes den Wert einer Ware ausmacht. Aber nicht nur im Raume der Ökonomie hat sich diese Verwechselung vollzogen, auch im Bereich der Politik, der Wissenschaften und der Ästhetik: Was von Mehrheiten als gut anerkannt wird, gilt deswegen auch als gut. In der verdemokratisierten Kirche sollen somit die Mehrheiten, die Zahl der für eine Meinung abgegebenen Stimmen für etwas die Wahrheit von dem bewirken. Wenn die Mehrheit der Aussage, es gäbe weder den Teufel noch die Hölle,zustimmt, dann verschwindet damit die Realität dieser zwei Größen. Werte stehen bei dieser antithetischen Gegenüberstelllung für die Qualität von etwas, während die Zahl zum Ausdruck bringt, daß es nur quantitative Differenzen gäbe.

Die dritte Verwechselung ist nun die, wo der Glaube an eine Erlösung durch den Glauben an den Fortschritt substituiert wird. Wenn der Mensch als zum Guten geneigt konzipiert wird, dann ergibt sich daraus die Möglichkeit, die ganze Menschheitsgeschichte als einen Entwickelungsprozeß des Menschen zum Guten hin zu interpretieren. Unter dem Fortschritt wird somit der Prozeß der Selbstoptimierung des Menschen verstanden.Dieser Geschichtsoptimismus macht selbstredend jede Erlösungsvorstellung überflüssig.

Was könnten nun diese drei Verwechslungen mit dem Bösen zu tuen haben? Ernst Jünger spricht dann einer moralischen Kastration, dem Ende des moralischen Bewußtseins2. Vielleicht könnte man die hier getätigten kryptischen Bemerkungen Jüngers so deuten, daß das Verständnis von der Qualität verschwunden ist zugunsten einer nur noch aus lauter Quantifizierbarem bestehenden Welt. Die Grunddifferenzen, die zwischen Wahr und Unwahr, Gut und Böse, Schön und Häßlich verschwinden in einem Einerlei, das nur noch Mehr oder Weniger kennt. So reduziert sich ja die Fortschrittsutopie auf die Hoffnung auf eine Welt, in der jeder,wenig arbeiten müssend alle möglichen Konsumgüter in fast unbegrenzter Zahl genießen kann und daß alle gleichermaßen wenig arbeitend sehr viel konsumieren können werden.

Eingedenk Heraklits Votum, daß der Krieg der Vater aller Dinge sei,könnte dies Votum hier so ausgelegt werden: Der Kampf zwischen dem Wahren und dem Unwahren, dem Guten mit dem Bösen und der zwischen dem Schönen und Erhabenen wider das Häßliche ist die Grundordnung des Lebens. Wenn nun diese Differenzen beseitigt werden in einem Einerlei, in dem es keine Qualitätsunterschiede mehr gibt, dann ist das die Negation der Lebensordnung und das wäre dann der Sieg des Bösen.Sich indifferent zum Unterschied von Gut und Böse, von wahr und unwahr, von schön, erhaben zu unschön zu verhalten, wäre so der Sieg über diese Grundordnung Gottes.  





1Ernst Jünger, Das Abenteuerliche Herz, erste Fassung, Klett-Cotta,2004,S.58.

2A.a.O. S.59.

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