Montag, 28. Juli 2025

Über den Menschen: Ist der christliche Glaube in diesem Punkte realitätsfern,ist er so gar gefährlich?

 

Über den Menschen: Ist der christliche Glaube in diesem Punkte realitätsfern,ist er so gar gefährlich?


Über den heiligen Peregrinus weiß das Buch: „Maria,meine Zuflucht und mein Trost“ von M.Sintzel eine wunderschöne Geschichte erzählen,daß Peregrinus als einer der Aufrührer durch den frommen,zur Überwindung der Revolte ausgesandten Philippus Benitius von seinen Irrwegen ganz bekehrt wurde: „Peregrinus,der mutwiligste Junge,schlug sogar auf den Heiligen.- Dieser blieb ganz gelassen,sanft und ruhig und betete auf den Knien,besonders um die Bekehrung dieses verstockten Jüngings.-Durch diese Sanftmut gerührt und von Gottes Gnade ergriffen wirft sich Peregrinus zu den Füßen des Predigers und bittet um Verzeihung.“ 1

Diese Geschichte ist eine vormoderne und wird selbstredend als legendarisch abgetan,wird in ihr doch behauptet, daß Gott hier ein Gebet erhört hätte. So kann von dieser Erzählung nur die Aussage übrig bleiben, daß die praktizierte Sanftmut den Aufrührer so „gerührt“ habe, daß er sich völlig von seinem Irrweg abwandte und dann gar selbst ein Heiliger wurde. Aber auch wenn man nun sein Ergriffensein durch die Gnade Gottes noch so sehr betont: Zuerst war der Jüngling ergriffen durch die praktizierte Sanftmut und dann verstärkte die Gnade Gottes dies Angerührtsein so,daß er sich bekehrte.

Hier drängt sich nun der Verdacht eines unrealistischen Menschenverständnisses auf:Ist es nicht viel realistischer, daß die Sanftmut des Geschlagenen den Täter nur noch mehr zu Gewalttaten animiert? Prinzipieller gefragt: Ist die praktizierte Sanftmut eine angemessene Reaktion seitens der Opfer den Tätern gegenüber? Kath net mußte am 28.7.2025 dies berichten:“Islamisten haben am Sonntag in der Demokratischen Republik Kongo ein Massaker unter Christen verursacht und bei einem Überfall auf eine Kirche mindestens 40 Christen ermordet.  Hinter der Tat in der Stadt Komenda soll die Gruppe ADF stehen, die dem Islamischen Staat nahesteht. Laut einem BILD-Bericht unter Berufung auf den Menschenrechtsaktivist Christophe Munyanderu wurden die Christen  mit Macheten und Schüssen getötet.“ Kann irgendwer sich vorstellen,daß,wenn diese Christen sanftmütig sich diesen Islamisten gegenüber verhalten hätten, sie dann nicht massakriert worden wären?Glaubt irgendwer, daß durch friedfertige interreligiöse Gespräche diese Gewalt gegen Christen beendbar wäre?

Aber unter uns heutigen Christen scheint der Glaube an das Gute in jedem Menschen so verbreitet und so tief verankert zu sein,daß hier ein pures Wunschdenken eine Wirklichkeitswahrnehmung, so wie der Mensch wirklich ist,zu verhindern.Aber wie anders erzählt die hl.Schrift von uns Menschen. Hierbei müssen dann aber die Texte,die von dem Menschen aussagen, wie er doch zu sein hat von denen unterschieden werden, die von uns Menschen erzählen, wie wir wirklich sind.Man könnte urteilen, daß gerade das Alte Testament gesättigt ist von den Erfahrungen, wie Menschen wirklich sind und daß auch deshalb dies Buch nicht mehr so gern von uns Heutigen gelesen wird, widerstreitet doch dieser Realismus dem Glauben an das prinzipielle Gutsein jedes Menschen!2

Das 18.Kapitel des Richterbuches erzählt uns nun eine Begebenheit, die der frommen Geschichte aus dem Leben des hl.Peregrinus strikt widerspricht.Die Söhne Dans meinten, daß für ihren Stamm ihr Landbesitz nicht genüge,sie wollten expandieren. Kundschafter wurden ausgesandt,um geeignetes Land zu finden.Diese frohe Botschaft konnten sie zurückmelden: Sie „sahen ein Volk,das ohne Furcht (…) dort wohnte,sorglos und ruhig,da ihnen Niemand feindlich entgegentrat,reich an Gütern und fern von Sidon und von allen Menschen abgesondert. (Ri 18.7) Wer so lebt,der kann sich dann auch die Tugend der Sanftmut leisten. Er lebt fern von den anderen Menschen und verfügt über einen beachtlichen Wohlstand,der soziale Konflikte dämmt.Dies Fernsein von den Anderen ermöglicht dann in diesem Falle auch illusionäre Vorstellungen über die Anderen:Man lebte furchtlos vor ihnen.Eines der wichtigsten Dogmen der politischen Korrektheit heißt ja,daß die Fremden immer nur gute Menschen seien und daß wir sie deshalb unbegrenzt bei uns aufzunehmen hätten. Böse seien dagegen nur die Bürger, die nicht an das Gutsein aller Fremden glaubten.

Und wie geht diese Begegnungsgeschichte zwischen den Söhnen Dans und dem reichen und friedfertigem Volke aus? Lapidar heißt es dazu im 27.Vers dieses Kapitels: Sie kamen in dies Land und erschlugen all seine Einwohner! Denn sie hatten sich gesagt: „Wir werden zu einem sorglosen Volke in ein sehr weites Land“. (V 10) Das können wir leicht einnehmen und das hieß,daß sie die Landbesitzer töteten!

Erinnern wir uns: Als die erste berichtenswerte Tat in der Menschheitsgeschichte erzählt die Bibel von dem Brudermord Kains, daß er seinen leiblichen Bruder mordete.Es existiert wirklich ein signifikanter Unterschied zwischen dem, wie die Bibel den Menschen ansieht und beurteilt und wie die Kirche heute vom Menschen redet:Ein Gemisch aus dem Humanitarismus und der Verwechselung der Aussagen über den Menschen, wie er wirklich ist mit denen, wie er sein sollte,bestimmt das heutige kirchliche Menschenbild. Diese Melange ist nun wirklich sehr realitätsfern und deswegen auch gefährlich.

Corollarium

Aus der Aussage, Gott liebe jeden Menschen, das ist, er wolle das Heil jedes Menschen, ist nicht zu schließen, daß jeder Mensch ein guter sei und als guter von uns anzusehen sei.




1Michael Sintzel, Maria,meine Zuflucht und mein Trost,1919,S.732. Dies Gebetsbuch gehört gewiß zu dem Besten,was die katholische Frömmigkeit je hervorgebracht hat.

2Auch wenn das manchem Leser befremdlich vorkommen wird: Auch die Fernsehserie: „Sturm der Liebe“,ist diesbezüglich sehenswert, besticht sie auch durch sehr realistisch gezeichnete Charaktäre.

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