Donnerstag, 14. August 2025

Der Stolz der modernen Theologie: daß sie wissenschaftlich sei! Ein paar Anmerkungen dazu

 

Der Stolz der modernen Theologie: daß sie wissenschaftlich sei! Ein paar Anmerkungen dazu



Eine Kritik dieses Stolzes kann ich hier noch nicht liefern, ich begnüge mich so auf ein paar Anmerkungen zu dieser Causa.

Erstens: Wissenschaftlich untersucht werden kann alles, etwa die Vorstellungswelt der Magie wie die Umsatzentwickelung der E-Autos der letzten Jahre. Unter der Wissenschaft würde dann die Hervorbringung wahrer Aussagen verstanden werden, wobei das Kriterium des Wahrseins die Übereinstimmung der Aussge mit den Gegenständen ihrer Aussage wäre. Das hieße konkret, um es an einem Beispiel zu veranschaulichen: Gibt die Abhandlung über die Gotteslehre des hl. Augustin die Gotteslehre des hl. Augustin richtig wieder? Die angewandte wissenschaftliche Methodik soll dabei wahre Aussagen über diesen Gegenstand, hier die Gotteslehre dieses Autoren sichern. Das heißt, daß die Frage, ob der untersuchte Gegenstand selbst wahr sei, also in diesem Falle die Gotteslehre, wahr sei, außerhalb der Wissenschaft sich befindet.

Man könnte hier somit diese Distinktion einführen: Eine Aussage ist dann richtig, wenn sie mit ihrem Gegenstand übereinstimmt, aber nicht wird gefragt, ob der Gegenstand selbst wahr sei, ob die Gotteslehre des hl. Augustin den wirklich wahr sei, also mit dem Gott, wie er ist, übereinstimmt. Man könnte sagen, daß diese Ausklammerung der Wahrheitsfrage das postmetaphysische Denken, isb dann die Wissenshaft bestimme. Wenn es nur noch in diesem Sinne richtige Aussagen durch die Wissenschaften hervorgebracht werden, dann lebten wir in der Epoche des endgültigen Endes der Metaphysik.



Zweitens:

Die Aussage, daß Thomas Mann der Autor des Romanes: „Der Zauberberg“ ist, gilt nicht nur unter Literaturwissenschaftlern sondern als allgemein wahr; „Diese Person hat diesen Roman geschrieben.“ Die Aussage, Thomas Mann habe literarische Werke höchster Qualität verfaßt, dagegen Hedwig Courths Mahler nur triviale Unterhaltungsromane, wird dagegen auch im literaturwussenschaftlichen Diskurs allgemein bejaht, aber wird nach einer wissenschaftlichen Begründung dieses Urteiles nachgefragt, wird nach längerem Hin und Her eingeräumt, daß dieses Urteil ein ästhettisches Werturteil sei, das nicht wissenschaftlich begründet werden könne. Tatsachenurteile könnten richtig sein, aber Werturteie seien rein subjektiv, auch dann noch, wenn ein solches Werturteil von der überwältigenden Mehrheit bejaht wird.

Existiert also ein Reich der Tatsachenaussagen, die daraufhin geprüft werden können, ob sie wahr oder falsch sind und ein Reich der Werturteile, die nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfbar sind? Limitieren sich so die Wissenschaften auf falsi- bzw verifizierbare Tatsachenaussagen, wogegen alle Werturteile nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfbar sind? Hier könne nur von Konsensen gesprochen werden, daß es eben auch nur eine Konvention sei, bestimmte literarische Werke der Hochkultur, andere der Triviallitertur zuzurechnen. 1

Sind also nur Tatsachen Gegenstände, über die Aussagen möglich sind, die wissenschftich bewahrheitet werden können? Die Katholische Kirche lehrt die Aussage, daß in der Eucharistie Brot in den Leib Christ, Wein in das Blut Christi gewandelt wird, als eine wahre Tatsache. Aber diese Aussage gilt im wissenschaftlichen Diskurs nur als eine Glaubensaussage, deren Wahrheitsgehalt weder falsifuvierbar noch als verifizierbar gilt. Über welche Aussagen sind dann noch wahre Aussagen hervrbringbar?



Drittens

In den Wissenschaften gelten (seit der Aufklärung) bestimmte Prämissen als die Voraussetzungen der Wissenschaftlichkeit, so etwa die Prämisse, daß Gott, bzw die Götter, bzw alles „Übernatürliche“ nicht als ein Handlungssubjekt in den Wissenschaften vorkommen darf. So darf in einer wissenschaftlichen Arbeit über Kaiser Konstantin nicht ausgesagt werden, daß Gott selbst dessen Hinwendung zur christlichen Religion mitbewirkt habe, noch darf in den Naturwissenschaften Gott als die Erstursache alles Seienden ausgesagt werden. In der Geschichtswissenschaft dürfen nur religiös motiviert agierende Menschen als Subjekte auftreten. Aber diese Prämisse ist selbst nicht wissenschaftlich beweisbar, sie konstituiert erst die Wisrasenschaften als Wissenschaften durch den Ausschluß alles „Übernatürlichen“ als Subjekte in ihr.

Viertens:

Wenn über Gott keine Aussagen mehr getätigt werden können, die als wahr gelten können, wie ist dann noch die Theologie als eine Wissenschaft möglich? Die erste Möglichkeit ist die, die sich darauf zu limitieren, Texte mit theologischen Aussagen zu erforschen: Wer hat sie in welcher Absicht in welchem Kontext hervorgebracht in der Meinung, daß sie aus wahren Aussagen bestünden.Die Aussagen als solche können dann nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden, es kann nur geprüft werden, ob die getätigten Aussagen angemesen wiedergegeben und gedeutet worden sind in der Secudärliteratur. Nur in der Secundärluteratur können so Aussagen bewahrheitet werden, der Wahrheitsgehalt der Primärliteratur entzieht sich einer Verifizierbarkeit. Daß die Bibel wahr sei, ist eine unüberprüfbare Aussage, nur secundäre Aussagen über den Primärtext sind bewahrheitbar, daß die Bibel verschiedene Autoren hat.

Die zweite Möglichkeit ist die, daß nach einem der Theologie externen Kriterium gesucht wird, sodaß gilt, daß eine Aussage der Bibel oder der Theologie nur als wahr gelten kann, wenn sie diesem Kriterium gerecht wird. So fordert mit Erfolg die Homosexlobby, daß alle Aussagen, die die praktizierte Homosexualität als eine Sünde aussagen, als unwahr zu dysualifizieren sei. Jetzt übernimmt die Politische Korrektnes diese Richterfunktion gerade auch in der Theologie, aber selbst in den Naturwissenschaften, daß man nicht mehr sagen darf, daß es nur zwei Geschlechter gäbe. Die Aufklärung stellte sich so die Aufgabe, alle Aussagen über Gott so umzuformen, daß die differenten Aussagen über Gott kein Grund mehr sein dürfen für Konflikte oder gar für Kriege. In der Aufklärung wurde Gott nicht besser erkannt als vorher und das gilt ebenso für die der Aufklärung folgenden Theologie, sondern alle theologischen Aussagen wurden so domestiziert, daß sie nicht mehr ein Grund für Konflikte sein können. Die Verdommestizierung der christlichen Religion wäre so die Aufgabe der wissenschaftlichen Theologie: Was darf die Kirche nur noch sagen, damit sie Konflickte nicht verursacht. 

Dieses Verständnis der Wissenschaftlichkeit der Theologie entzieht dieser Wissenschaft den Vorwurf, Wissen von etwas sein zu wollen, was es gar nicht gibt, Gott, oder von dem nicht wißbar ist, daß es ihn gibt, da  nun die Theologie sich als die Wissenschaft von der christlichen Religion bezeichnet, die unbestreibar existiert. Als weitere legitimierbare Aufgabe kann dann die angegeben werden, diese Religion so normativ zu gestalten, daß sie einen Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft leistet und so systemrelevnt sei. 

Fortsetzungen werden folgen!



1Man lese daraufhin einmal Adornos: „Ästhetische Theorie“, ob es ihm da gelingt, seine ästhetischen Werturrteile irgendwie wissenschaftlich zu beurteilen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen